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Warum du in Cashgames mehr 3-Bets setzen solltest

Juli 11, 2025
von PokerStars Learn

In diesem Pokerstrategie-Artikel erklären wir, warum du in einem Poker-Cashgame öfter 3-Bets setzen solltest.

Mit „du“ meine ich nicht unbedingt dich persönlich, auch wenn es wahrscheinlich auch auf dich zutrifft. Die meisten Pokerneulinge begehen den für die Micro Stakes typischen Fehler, dass sie in zu viele Pots mit einem Call einsteigen und nicht genügend 3-Bets setzen. Die meisten Leute setzen 3-Bets mit Premium-Blättern, was natürlich richtig ist, aber viele versäumen es, weitere Blätter mit in diese Range reinzunehmen. In den folgenden Situationen ist es die Sache wert, aggressiver 3-Bets einzusetzen, statt das nur den besten Blättern vorzubehalten.

1. Im Small Blind

Der Small Blind ist eine riskante Position, um viele Calls zu machen, in erster Linie aus den folgenden drei Gründen:

  1. Unsere absolute Position ist schrecklich. Wenn es mit insgesamt drei Spielern zum Flop geht, haben wir einen großen Positionsnachteil, weil wir als Erstes am Zug sind.
  2. Der Spieler im Big Blind ist nach uns dran und könnte einen Squeeze wagen (also eine 3-Bet, nachdem ein oder mehr Spieler ein Raise gecallt haben).
  3. Unsere Pot Odds sind schlechter, als sie es im Big Blind wären.

Wegen dieser Stolperfallen, die ein Call mit sich bringt, lohnt es sich an den meisten Tischen, entweder mit einer 3-Bet in den Pot einzusteigen oder gar nicht. Wenn ein besonders schlechter Spieler im Big Blind nach dir am Zug ist, ist es vertretbar, Calls in deine Strategie aufzunehmen, aber ansonsten solltest du sie an dieser Stelle streichen. Wie breit sollte unsere 3-Bet-Range im Small Blind also sein? Dies hängt von der Position des ersten Raisers ab.

König-8 suited auf der Hand zu haben, kann eine gute Situation für eine strategische 3-Bet sein.

Nehmen wir mal an, auf dem Button sitzt ein kompetenter und aggressiver Vielspieler, der ein Eröffnungs-Raise auf 2,5 BB bringt. Die Range unseres Gegenspielers könnte in dieser Situation durchaus 50% aller Startblätter umfassen. Wenn wir bei einem kleinen Teil davon ansetzen, sagen wir die besten 15 bis 16% aller Startblätter, und damit 3-Bets setzen, sollte diese Spielweise uns einiges Geld einbringen. Dass dieser Profit so gut wie garantiert ist, liegt daran, dass dein Gegner keine plausible Gegenstrategie für eine solche 3-Bet-Range hat. Wenn er eine Menge foldet, bringt unsere Spielweise uns automatisch einen ordentlichen Profit ein, ohne dass wir viele Flops spielen müssen. Wenn er viel callt, liegt unsere Range weit vor seiner und wir haben damit eine hohe Equity beim Spiel nach dem Flop. Wenn er viele 4-Bets setzt, müssen wir uns dem nur anpassen, indem wir mit einem größeren Teil unserer Range 5-Bet-All-ins bringen – vorzugsweise mit Blättern wie Pocket-Paaren, die eine gute Equity gegen As-König haben.

Eine plausible 3-Bet-Range in dieser Situation würde einige spekulativere Blätter beinhalten, wie As-5 suited, 8-7 suited oder König-Bube offsuit. Die breite Range des Spielers auf dem Button rechtfertigt, dass wir unsere eigene Range erweitern.

2. Blind gegen Blind

Wenn wir es im Big Blind mit einem Eröffnungs-Raise vom Small Blind zu tun bekommen, ist das ein Duell zwischen zwei sehr breiten Ranges. Im Small Blind haben deine Gegenspieler es sehr viel schwerer, sich gegen 3-Bets zu verteidigen als auf dem Button, weil sie nach dem Flop außer Position sind. Das bedeutet: Wenn wir im Big Blind sind und im Small Blind ein aggressiver Spieler ist, der gerne Pots stiehlt, reagieren wir am besten darauf, indem wir mit einer sehr breiten Range 3-Bets gegen ihn auffahren. Gleichzeitig wollen wir natürlich auch mit einer Menge Blätter callen, da wir in Position und in der Einsatzrunde als Letztes dran sind (also ist niemand nach uns am Zug, der uns mit einem Squeeze unter Druck setzen könnte).

Deshalb ist meine Empfehlung, mit einer polarisierten und aggressiven Strategie zu spielen, wenn du es im Big Blind mit einem Raise vom Small Blind zu tun hast. Lass uns genauer anschauen, was das bedeutet.

Polarisiert heißt, dass wir mit zwei Arten von Blättern 3-Bets setzen: zum Einen mit sehr starken Value-Blättern und zum Anderen mit Blättern, die ganz klar ein Bluff sind, mit dem wir den Gegner zum Folden bringen wollen (die uns aber nicht ganz schlecht dastehen lassen, wenn wir doch gecallt werden). Zur ersten Kategorie zählen Blätter wie As-Dame suited, As-König und 10-10. Zur zweiten Kategorie könnten Blätter wie 6-4 suited, As-5 suited oder König-5 suited gehören.

Aggressiv bedeutet, dass wir oft 3-Bets setzen, um Druck auf unseren Gegner mit seiner breiten Eröffnungs-Range auszuüben.

Vermeiden sollten wir 3-Bets normalerweise mit Blättern, die sich sehr gut gegen eine breite Eröffnungs-Range spielen lassen, mit denen wir aber mit einiger Wahrscheinlichkeit weit unterlegen sind, wenn die 3-Bet gecallt wird und wir kein starkes Blatt damit auf dem Flop treffen. Blätter wie König-10 offsuit, Bube-10 offsuit oder As-8 suited lassen sich sehr viel besser als Calls spielen denn als 3-Bets – es sei denn, der Gegner foldet viel zu oft gegen 3-Bets oder er spielt 3-Bet-Pots sehr schlecht verglichen mit Pots mit nur einem Raise. Mit As-8 suited wären wir in dieser Situation weit überlegen gegen As-2 offsuit bis As-7 offsuit, aber wenn wir damit eine 3-Bet setzen, wird der Gegner diese Blätter folden. Das heißt, wenn er nicht foldet, haben wir es mit einer gegnerischen Range zu tun, die hauptsächlich aus höheren As-x-Blättern besteht.

3. Um schlechtere Spieler zu isolieren

Schlechte Spieler geben uns einen Anreiz, mit einer sehr breiten Range 3-Bets zu setzen, denn damit können wir sie isolieren. Sofern der schlechte Spieler eine relativ breite Eröffnungs-Range hat, sollten wir darauf aus sein, allein gegen ihn um den Pot zu spielen. Und wenn nach uns noch versierte Spieler am Zug sind, sollten wir dafür sorgen, dass sie einen hohen Preis zahlen müssen, um an der Action beteiligt zu sein. Erst heute habe ich mich mit Bube-10 offsuit in einem 6-max Cashgame auf dem Button wiedergefunden, nachdem ein mir unbekannter Spieler mit 93 BB auf dem Cutoff den Pot mit einem Mindest-Raise eröffnet hat. Ich habe diesen Gegenspieler aus zwei Gründen schnell als wahrscheinlichen Freizeitspieler identifiziert:

  1. Vielspieler tendieren dazu, ihren Chipstack automatisch auf 100 BB aufzustocken, wenn sie darunter fallen. Gegner mit kleineren Stacks sind normalerweise keine Spieler, die es ernst meinen.
  2. Ein Eröffnungs-Raise für den Mindestbetrag sieht man vom Cutoff ebenfalls sehr selten, da erfahrene Spieler eher zu einem Raise auf 2,25 bis 2,5 BB oder so tendieren.

Nach Chips greifen - ein aggressiver 3-Bet-Zug in einem Cashgame.

Normalerweise würde ich mit dem Blatt niemals in den Pot einsteigen, aber in dieser Hand habe ich mich angesichts meiner Einschätzung vom Gegner für eine 3-Bet auf 6 BB entschieden. Dieses kleine Raise dient dazu, den Spieler zu isolieren und so die Chance zu haben, ihn in der Hand mit besserem Spiel zu schlagen, zumal ich auch den Positionsvorteil hatte.

Es ist dabei unwichtig, dass mein Blatt kein Favorit hinsichtlich Equity war. Bube-10 offsuit mag nur um die 40% Equity gegen seine Continuation Range (also die Range, mit der er nach meiner 3-Bet fortfährt) haben, aber das ist nicht, wo mein Erwartungswert (EV) herkommt. Auf lange Sicht liegt mein Profit bei dieser 3-Bet an drei Dingen:

  • Fold Equity vor dem Flop – ich gehe zwar nicht davon aus, dass dieser Spieler allzu oft auf eine 3-Bet hin foldet, aber es kann durchaus passieren.
  • Position – es ist sehr komfortabel, wenn ich in jeder Einsatzrunde nach dem Flop als Letzter am Zug bin.
  • Vorteil durch besseres Können – die meisten Freizeitspieler machen es mir ziemlich leicht mit ihrem „Fit or Fold“ nach dem Flop (also, dass sie tendenziell folden, sobald das Board für ihr Blatt nicht vorteilhaft war). Sie geben eine bedeutende Menge an Pots auf, weil ihre Range zu Beginn zu breit war, und allgemein zeigt diese Art von Gegenspieler nicht genug Aggressivität.

Fazit

Aktiv 3-Bets zu setzen, bringt einem Geld ein – so einfach ist das. Bleib aufmerksam, um die richtigen Gelegenheiten zu erkennen, in denen du dein Spiel vor dem Flop aggressiver gestalten und somit deine Gewinnrate verbessern kannst.

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