Die Überlegung, wann kleinere Einsätze besser sind
Die Frage, ob man setzen sollte oder nicht, ist oft eine so schwierige Entscheidung, dass die Erwägung über die Höhe eines Einsatzes völlig vernachlässigt wird. Einer der größten Faktoren, die es meinen Trainees ermöglichen, in den Stakes aufzusteigen, ist ein genaueres Verständnis für die Einsatzhöhen – und insbesondere dafür, wann sehr häufige und besonders hohe oder besonders kleine Einsätze angebracht sind. Heute schauen wir uns erst einmal die kleinen Einsätze an.

Block-Einsätze auf dem River
Es gibt Situationen, in denen wir mit einem Blatt an einen Entscheidungspunkt auf dem River gelangen, mit dem wir weder hoch setzen können, noch checken und dann einen höheren Einsatz callen wollen. Manchmal ist in einer solchen Situation die beste Vorgehensweise, einen sehr kleinen Einsatz zu machen, zum Beispiel ein Viertel oder ein Drittel des Pots. Lass uns ein Beispiel dazu anschauen:
Du callst im Big Blind einen Eröffnungs-Raise vom Button und auf dem Flop kommen J♦ 8♦ 6♠ . Du checkst und der Gegner bringt eine C-Bet in Höhe von einem Drittel des Pots – dieser Einsatz könnte im heutigen Pokerspiel oft geringer sein und bei ca. 20 bis 25% des Pots liegen in einer solchen Situation, in der die Einsatzrange sehr breit ist. Du callst. Der Turn bringt 5♥ und beide Spieler checken. Auf dem River kommt 2♣ . Was haben wir über die Range unseres Gegenspielers erfahren?
Zum einen ist es sehr unwahrscheinlich, dass er ein starkes Blatt hat. Ein Einsatz auf dem Turn ist praktisch Pflicht, wenn man mit einem extrem starken Blatt in Position ist, da einem zu viel an Value entgehen würde, wenn man es in einer Einsatzrunde versäumt, den Pot weiter aufzubauen. Zum anderen hat der Gegner wahrscheinlich eine Menge Blätter mit mehr oder weniger mittelmäßigem Showdown-Value in seiner Range, die er auf dem Turn hinterher checken würde, um billig dem Showdown näher zu kommen.
Wenn wir einen Teil unserer Range haben wie 9♣ 8♣ , können wir davon ausgehen, dass wir gegen einen großen Teil der gegnerischen Range gewinnen. Das Problem ist, wenn wir checken, wird er mit seinen schwächeren fertigen Blättern wie 7♥ 6♥ und A♠ K♦ wahrscheinlich nach uns ebenfalls checken, um den Showdown umsonst zu erreichen. Ein weiteres Problem, das das Checken mit einem Blatt wie 9♣ 8♣ bereitet, ist Folgendes: Wenn der Gegner auf dem River ein starkes Blatt erzielt oder auf dem Turn Potkontrolle mit einem stärkeren Blatt ausgeübt hat, wie 9-9 bis 10-10 oder einem besseren 8-x-Blatt, müssen wir höhere Einsätze checken-callen, als uns lieb wäre.
Ein kleiner Einsatz in dieser Situation (auch Block-Einsatz genannt) stellt eine sehr vernünftige Lösung dieser Probleme dar. Diese Einsatzhöhe ist ideal, um „Thin Value” aus den stärkeren Blättern in der Mitte unserer Range zu generieren. Mit unserem Einsatz von 33% des Pots zwingen wir unseren Gegner praktisch dazu, wegen der Pot Odds mit schwächeren Blättern zu callen, und wir holen auf diese Art Geld von Blättern raus wie schlechtere Underpairs 8-x, 6-x, 5-x und 2-x sowie die 8 und einige As-hoch-Blätter. Außerdem verlieren wir vielleicht einen geringeren Einsatz, als wenn wir checken und dann gegen seine besseren Blätter callen würden.
Aggressive Gegner zum Bluffen provozieren
Wenn dein Gegner zu den Spielern gehört, die nicht so einfach für einen Call deines Einsatzes bezahlt, sondern stattdessen viel Druck ausüben und Leute aus den Pots vertreiben will, dann kann der kleine Einsatz eine gute Methode sein, um ihn dazu zu bringen, den Pot mit einer schwachen Range in die Höhe zu treiben. Diese Strategie zur Ausnutzung der gegnerischen Spielweise ist besonders wirksam gegen Spieler, die häufig mit schwächeren Blättern raisen. Nehmen wir einmal an, wir spielen gegen einen übermäßig aggressiven Gegner, der vor dem Flop nicht viel foldet. Wir setzen mit 10♦ 10♥ eine 3-Bet vom Small Blind gegen seinen Eröffnungs-Raise vom Cutoff.
Der Gegner callt, der Flop bringt 4♣ 4♥ 2♥ und wir erwägen nun unsere Optionen. Die Range des Gegners ist sehr schwach und beinhaltet eine Menge Schrott auf einem solchen Flop, auf dem er nicht oft irgendetwas getroffen haben kann. Wenn wir hier einen hohen Einsatz bringen, ist es unwahrscheinlich, dass er mit vielen Blättern dabeibleiben wird. Wenn wir checken, bringen wir ihn möglicherweise zu einem aggressiven Spielzug, allerdings würde unser Check einigen Spielern wohl ungewöhnlich und vielleicht verdächtig vorkommen. Unsere Range verlangt an dieser Stelle sehr häufig einen Einsatz, weshalb ein Check unseren Gegner stutzig machen könnte. Außerdem birgt ein Check die Gefahr, dass wir unser Blatt kein Stück weit gegen die ganzen Overcards in der gegnerischen Range schützen. Wenn er Verdacht schöpft und hinterher checkt, erzielt er ohne dafür zu bezahlen eine Menge mehr Equity, als uns recht ist.
Auch hier ist ein kleiner Einsatz eine vernünftige Herangehensweise, um diese Probleme zu überwinden. Ich würde meinen Einsatz in diesem Fall bei etwa einem Drittel des Pots ansetzen. Wenn der Gegner nicht anbeißt, sondern foldet, haben wir unser Blatt dann zumindest vor x-beliebigen Overcards geschützt. Und wenn er anbeißt und erhöht, dann haben wir ihn zu einem schlechten Raise gegen unser Blatt gebracht.

Miserable Blätter versus schlechte Blätter
Manchmal kommen wir zum River mit einem Blatt, das so gut wie nie durch einen Check gewinnen kann – in Situationen, in denen der Gegner wahrscheinlich so einige schlechte Blätter wie verpasste Draws in seiner Range hat, die aber immer noch stark genug sind, um unser wertloses Blatt zu schlagen.
Nehmen wir beispielsweise an, wir sind in Position und haben mit 8♠ 6♠ Einsätze auf dem Flop und Turn gecallt. Auf dem Board liegen 10♠ 4♠ 2♥ 2♣ 3♥ und der Gegner checkt auf dem River. Natürlich plant der Gegner mit einigen Blättern in seiner Range einen Check/Call, um unsere Bluffs auffliegen zu lassen. Aber ein großer Teil seiner Range besteht aus ähnlichen Blättern wie unserem, mit denen er auf dem Flop und Turn geblufft hat und jetzt aufgibt. Eine gute Methode, um Blätter wie Q♠ J♠ und A♠ 7♠ zum Folden zu bringen und gleichzeitig den Preis gegen solche Blätter niedrig zu halten, die niemals gegen irgendeine Einsatzhöhe folden, ist wieder einmal derselbe Trick: ein Einsatz in Höhe von einem Drittel des Pots. Solche Einsätze müssen nur in 25% der Fälle Erfolg haben, um gleichwertig mit einem Check zu sein, mit dem wir den Pot immer verlieren werden.
Weil unser Einsatz so niedrig ist, brauchen wir nur minimale Fold Equity, um auf plus/minus null zu kommen. Und deshalb ist dieser Bluff extrem effizient.
Fazit
Geh unkonventionell bei der Höhe deines Einsatzes vor: Du hast einen Einsatzschieber und ein Zahleneingabefeld, die du nutzen kannst, um spezifische Beträge zu bestimmen, anstatt einfach nur gedankenlos auf den Button für einen Pot-Einsatz zu hauen. Es gibt viele andere mögliche Einsatzhöhen, die für deinen aktuellen Plan passend sein können. Wir behandeln diese ausführlich in zukünftigen Artikeln.
