Drei Top-Tipps für Double Barrel-Einsätze beim Poker
Beim Poker kann ein Double Barrel-Einsatz eine deiner stärksten strategischen Waffen sein. Viele Spieler wissen zwar, wie wichtig Continuation Bets (C-Bets) sind, aber es ist manchmal nicht einfach zu entscheiden, was du machen solltest, wenn dein Gegenspieler deinen Einsatz auf dem Flop callt. In diesem Artikel geben wir dir drei Tipps für Double Barrel-Einsätze mit, damit du besser entscheiden kannst, wann du deinen Bluff aufrechterhältst, wann du lieber einen Schritt zurück gehst und dicht machst und wie du deinen Erwartungswert (EV) auf dem Turn maximierst.
Was ist ein Double Barrel-Einsatz beim Poker?
Ein Double Barrel ist ein Bluff oder Semi-Bluff nach dem Turn, und nachdem du auf dem Flop eine Continuation Bet gesetzt hast.
Wir haben am Anfang unserer Pokerkarriere alle gelernt, wie wichtig C-Bets auf dem Flop sind. Etwas schwieriger ist aber die offensichtliche Frage, die sich stellt, wenn unsere C-Bet gecallt wird: „Was jetzt?“.
Heute wollen wir uns deshalb ansehen, wann du auf dem Turn aggressiv weitermachen solltest und wann du lieber die Waffen streckst oder checkst, um die Potgröße zu kontrollieren. Wenn du ein starkes Value-Blatt hast, solltest du in den allermeisten Fällen einen weiteren Einsatz abfeuern, um den Pot aufzubauen. Aber was, wenn dein Blatt noch nicht fertig ist oder du nur ein mäßig starkes Blatt hast?
Am einfachsten ist immer, wenn man solche Fragen in einzelne Aspekte unterteilt, also findest du hier drei Top-Tipps, um das Dilemma zu lösen: mit einem Double Barrel nachlegen oder die Waffen strecken?

Setz mit deinen natürlichen Bluffs
Ein natürlicher Bluff ist ein Blatt, das sich deutlich besser zum Bluffen eignet als die meisten anderen Blätter in deiner Range. Hier sind einige Faktoren, die ein Blatt zum überdurchschnittlich guten Bluff-Kandidaten machen.
- Mangelnder Showdown-Wert: Wenn dein Blatt auf dem Showdown gewinnen könnte, nachdem du es checkst, ist es in der Regel weniger profitabel, mit einem Einsatz einen Bluff draus zu machen. Das liegt an den unterschiedlichen EVs der beiden Optionen Setzen oder Checken. Wenn du mit einem reinen Bluff einen Einsatz in Pothöhe riskierst, muss dein Gegner in 50% der Fälle folden, damit du keinen Verlust machst: Du riskierst eine Einheit, um eine Einheit zu gewinnen. Wenn der Gegner in 55% der Fälle foldet, ist dein Bluff schon +EV, aber das bedeutet nicht unbedingt, dass es der beste Zug ist. Wenn Checken auch +EV ist, kommst du damit langfristig vielleicht besser davon als mit einem Einsatz. Je höher der Showdown-Wert deines Blatts, desto höher sein Potanteil beim Showdown – und damit auch der EV beim Checken. Bei mangelndem Showdown-Wert lohnt sich ein Bluff nicht unbedingt, weil er den EV des Setzens erhöht, sondern weil er den EV des Checkens niedriger macht.
- Equity unvollendeter Blätter: Damit sind Draw-Blätter ohne Paare gemeint. Ein Blatt wie ein Open-ended Straight Draw gewinnt den Pot in rund 16% bis 20% der Fälle, wenn noch eine Karte kommt. Das bedeutet, mit diesem Blatt profitierst du enorm davon, den Gegner zum Folden zu bringen. Wenn er doch callt, hast du immer noch die Chance, deinen Draw zu treffen und mit einem weiteren Einsatz auf dem River einen sehr großen Pot abzuräumen. Diese Blätter gewinnen durch einen Bluff auf dem Turn also an EV, weil sie mit ihrem mangelnden Showdown-Wert wenig EV fürs Checken bieten. Gleichzeitig haben sie einen hohen EV für Einsätze, weil du immer noch riesige Pots abräumen könntest, wenn du gecallt wirst, oder die Chips kampflos einsackst, weil dein Gegner foldet.
- Blocker: Wenn dein Blatt es unwahrscheinlicher macht, dass dein Gegner ein starkes Blatt hat, schwächt es seine Range und erhöht deine Fold-Equity. Bei einem Board wie König-4-4-8 gibt es sehr wenige natürliche Bluffs, die unter die ersten beiden Kriterien fallen, aber es gibt Bluffs wie Dame-Bube, Dame-10 und Bube-10, die es unwahrscheinlicher machen, dass dein Gegner eins der besseren König-X-Blätter (wie König-Dame, König-Bube, König-10) hält. Bei Kombinationen wie diesen wertlosen Blättern – wenn das Board dir wenig Chancen auf Equity durch unvollendete Blätter zum Bluffen bietet -, solltest du einen Einsatz in Betracht ziehen.
Aggressive Turns, die deine Range verbessern, aber nicht die deines Gegners
Angenommen, du eröffnest die Einsatzrunde auf dem Button mit 2,5 Big Blinds und der Big Blind callt. Das ist einer der häufigsten Arten von Pots, die in 6-max-Cashgames vorkommen, daher eignet er sich gut als Beispiel.
Auf dem Flop landen 8♣ 3♦ 2♥ als Regenbogen (das heißt alles unterschiedliche Spielkartenfarben.) Du setzt zwei Drittel des Pots mit einer ziemlich breiten Auswahl an Blättern – schließlich hast du mit deinem Raise vor dem Flop und diesen Gemeinschaftskarten einen großen Range-Vorteil: Der Big Blind hat bei diesem Flop wenig Chancen, deine Range einzuholen, die mehr Overpairs beinhaltet als seine. Der Gegner callt und auf dem Turn kommt K♠ offsuit. Die gegnerische Range beinhaltet sehr wenige Kombinationen, die mit dieser Karte etwas anfangen können. Blätter wie [König-Bube, König-10, König-9 usw.] hätte er nach deinem großen Flop-Einsatz vermutlich schon gefoldet. Du kannst hier also sehr oft einen großen Einsatz bringen (vielleicht sogar mehr als den aktuellen Pot), um Druck auszuüben. Die meisten Spieler folden bei einem hohen Turn-Einsatz mit dieser Karte einen größeren Teil ihrer Range, als sie sollten. Das kannst du ausnutzen und mit deutlich mehr Blättern bluffen als nur mit den natürlichen Bluffs, die wir uns bei Tipp 1 angeschaut haben. Gleichzeitig bringt dieser Turn vielen Blättern in deiner C-Bet-Bluff-Range auf dem Flop etwas.

Checke mittelstarke Blätter, um sie auf dem River zu Bluff-Catchern zu machen
Ein Blatt wie das Second Pair eignet sich nur bedingt für mehrere Value-Einsätze. Der Value deines Blatts schwindet, wenn du einen großen Pot aufbaust, da so auch die Range deines Gegners aussortiert wird. Damit findest du dich oft in einer unangenehmen Lage wieder: isoliert gegen hauptsächlich stärkere Blätter.
Wenn du bei einem Flop wie Dame-Bube-4 mit König-Bube offsuit in der gleichen Positions-Formation wie oben eine C-Bet bringst und gecallt wirst, solltest du auf dem Turn normalerweise checken, sofern nicht ein König oder Bube ausgelegt wurde. Das liegt daran, dass dein Blatt nicht stark genug für mehrere Value-Einsätze ist, aber noch genug Showdown-Wert hat, um Bluffs auf dem River zu erwischen. Du kannst immer noch auf dem River einen Value-Einsatz bringen und so auf einer weiteren Street Value rausholen, sofern dein Gegner auch checkt.
Durch einen Check auf dem Turn erreichst du zwei wichtige Ziele:
- Du nutzt aus, dass Gegner deine C-Bet auf dem Flop mit Draws und Backdoor-Draws callen und dann auf dem River bluffen, wenn sie ihren Draw verpasst haben. Oder anders betrachtet: Du schützt deine Check-Range auf dem Turn. Es gibt zahlreiche wertlose Blätter, die du bei einem nutzlosen Turn aufgeben musst, also achte darauf, dass du nicht immer den Pot aufgibst, wenn du mitcheckst.
- Zweitens steuerst du so die Potgröße und verhinderst Situationen, in denen dein Gegner auf dem Turn raist und du den Showdown verpasst. Wenn du den Pot so kontrollierst, kann der Gegner nicht genug Druck ausüben, um dich zum Folden zu zwingen.
Ob du auf dem Turn weiter bluffen solltest, hängt nicht nur von der Blattstärke ab. Du solltest auch die Spieltendenzen deiner Gegner berücksichtigen. Aber wenn du die richtigen Blätter auswählst, kannst du den Pot kontrollieren, die Fold-Equity erhöhen und die Schwächen deiner Gegner ausnutzen. Wende die Tipps oben in der Praxis an und nutze sie, um selbstbewusstere und profitablere Entscheidungen zu treffen.
Diese drei Top-Pokertipps helfen dir zu verstehen, wann du mit deinem Bluff nachlegen solltest und wie du deinen Erwartungswert auf dem Turn maximierst.
Zusammenfassung
- Wenn du auf dem Turn mit einem weiteren Bluff nachlegen willst, halte Ausschau nach Blättern mit dem geringsten Showdown-Wert, den besten Blockern und dem meisten Potenzial, zusätzliche Equity rauszuholen. Solche Blätter nennt man auch „natürliche Bluffs“.
- Bluffe häufiger bei Turn-Karten, die in deine Range passen und die Range deines Gegners verfehlen – das sind üblicherweise hohe Karten.
- Mit mäßig starken Blättern, mit denen du keine drei Value-Einsätze riskieren willst, kannst du lieber checken und sie später als Bluff-Catcher nutzen. Der Turn ist eine sehr gute Einsatzrunde, um die Größe des Pots zu kontrollieren. Wenn du den Positionsvorteil hast, gilt das umso mehr.
