Home / Blattbewertung bei Turns mit Flush-Karten

Blattbewertung bei Turns mit Flush-Karten

Oktober 29, 2020
von PokerStarsSchool

Das gefürchtete dritte Karo ist einer der größten Stachel im Fleisch jedes Pokereinsteigers. Wenn die dritte blaue Karte fällt, sieht man nur noch blau – und dieser Eindruck kann sehr mächtig und dominierend sein. Statistisch gesehen fällt bei diesen Turn-Karten viel eher die Logik auseinander. Heute wollen wir uns einige Hände ansehen, die zeigen, wie sich die Blattstärke durch Turns mit dritter oder vierter Flush-Karte verändert.

Hand 1 – wenn das beste Paar zum schlechten Bluff-Fänger wird

Einer der größten Fehler vieler Gelegenheitsspieler besteht darin, starre Regeln zu formulieren und sie nicht der jeweiligen Board-Textur anzupassen. Die Kartentextur ist einer der wichtigsten Faktoren, die bestimmen, wie du deine Range auf dem Turn spielen solltest.

Je verbundener („nasser“) die Karte, desto wahrscheinlicher hilft sie der Range des Spielers, der den Flop-Einsatz gecallt hat. Das liegt daran, dass seine Range alle möglichen Draws umfasst, aber nichts von dem absoluten Müll, bei dem der Pre-Flop-Raiser auf dem Flop eine 3-Bet gebracht hätte.

Die erste Hand, die wir uns heute anschauen, habe ich bei 100NL ZOOM mit Blinds von $0,50/$1,00 gespielt. Ich eröffne mit A9 den Small Blind mit $3 und ein unbekannter Gegner setzt eine 3-Bet auf $11. Ich mache den Call. Als Flop erscheint A75 und ich checke. Mein Gegner bringt eine Continuation Bet und ich calle.

 

Auf dem Turn kommt die 3 und ich checke wieder. Der Gegner setzt den halben Pot und ich folde.

Für Pokerneulinge mag die Entscheidung ungewöhnlich aussehen, denn Anfänger verlassen sich oft auf Regeln wie: „Niemals das beste Paar an 2-Bets folden.“

Solche Regeln können gefährlich sein, denn sie lassen die Board-Textur völlig außer acht. Diese Flush-Karte ist für meine Hand Range fantastisch. Der Gegner hätte auf dem Flop mit vielen Zufallsblättern wie AK eine C-Bet gesetzt, während ich in meiner Range keine solchen Blätter habe. Wenn ich eine C-Bet in Höhe des halben Pots außer Position calle, dann eher mit dem besten Paar, niedrigeren Paaren, Flush Draws und einigen anderen Backdoor Draw-Blättern.

Das dritte Herz verändert hier den Wert der Bluff-Fänger in meiner Range. Ein Blatt wie AJ ist jetzt nichts mehr als ein Bluff-Fänger, denn mein Gegner muss seinen Turn sehr ausgewählt spielen. In der Theorie ist sein Einsatz hier polarisiert: Das bedeutet, er investiert Geld in Value-Blätter, die mein Blatt schlagen, sowie in Bluffs, die ich schlagen würde. AJ ist daher jedem Bluff voraus – aber würde von jedem Value-Blatt vernichtet. Es ist ein reiner Bluff-Fänger.

Diese Hand ist jetzt ziemlich weit unten in meiner Range, was die Bluff-Fänger angeht, mit denen sich ein Call am meisten lohnt. Ein niedriges Pocket-Paar wie 1010 ist jetzt ein besserer Kandidat, denn es schlägt alle Bluffs, die AJ schlagen würde, aber hat auch Draw-Potenzial gegen gegnerische Value-Blätter wie As-König oder ein Three of a Kind.

Ein niedriges Paar mit einem Draw ist viel besser als ein hohes Paar, das ein reiner Bluff-Fänger ist. Wenn wir die starren Regeln also einmal außer acht lassen, scheint mein Fold mit AJ nicht mehr so absurd.

Die stärksten absoluten Blätter sind bei einem Turn mit Flush-Karte nicht unbedingt die besten Call-Kandidaten.

Hand 2 – schlechte Paare ins Bluffs verwandeln

In der nächsten Hand eröffne ich den Button mit A4 auf $2,59 und mein Gegner auf dem Big Blind setzt eine 3-Bet auf $12. Bei dieser Hand ist es eng, aber der Call sollte sich gerade noch lohnen. Gleichzeitig wären weder eine 4-Bet noch ein Fold völlig daneben.

Auf dem Flop kommen 1075 und mein Gegner setzt ein Drittel des Pots. Normalerweise setzen Spieler in solchen Situationen mit einer sehr breiten Range. Gegen eine solche Strategie muss ich mein Blatt weiterspielen. Angesichts meiner Backdoor-Equity und einem Mangel an gutem Showdown-Value könnte ich auch raisen, aber diesmal entscheide ich mich für den Call.

Wenn ich rund 20% des Pots zurückgewinne, dann ist dieser Call bereits profitabel. Um das zu erreichen, setze ich darauf, dass sich mein Blatt manchmal verbessert, und dass der Gegner manchmal aufgibt.

Auf dem Turn kommt die Karo-4 und ich habe ein niedriges Paar. Dieses Blatt hat genug Showdown-Value, um die erfolglosen Karten des Gegners zu schlagen und viele sogar zu vernichten, etwa AQ. Der Gegner checkt, was sich an dieser Stelle anbietet. Wie in der vorherigen Hand, ist die Flush-Karte für mich als Caller vor dem Flop besser, weil ich meinen Müll schon aussortiert habe, als ich die C-Bet auf dem Flop callte.

Ich habe mehr Flushes in Bezug auf meine restliche Range als er – vor allem, weil ich die 3-Bet mit vielen einfarbigen Karten gecallt habe, statt zu raisen, und er mit vielen hohen mehrfarbigen Blättern eine 3-Bet gesetzt hat. Meine Kreuze und Herzen foldeten größtenteils auf dem Flop, sodass ich jetzt eine vernünftige Konzentration von Flushes habe. Die gegnerische Range muss hier außer Position viel checken.

Während ein Check zweifellos für mehr EV sorgt, entscheide ich mich, mein Blatt in einen Bluff zu verwandeln. Laut meinem Solver ist ein Check hier etwas besser als ein Einsatz, aber wenn der Gegner bei genug Flushes auf dem Turn einen Check/Call versäumt und versäumt, mich mit genug Overpairs auf dem River zu callen, dann ist ein doppelter Bluff vielleicht wirklich der beste Zug.

Ich setze rund die Hälfte des Pots und der Gegner foldet.

Wenn eine Flush-Karte kommt, sinkt der Wert eines Paares. In einigen Fällen kann das Paar in der Range so sehr absinken, dass es zu einem Bluff wird.

 

 

Neueste Beiträge