Fünf Dinge, die du vor deinem Hero Call beachten solltest
Hero Calls sind einer der spannendsten und meistdiskutierten Spielzüge im Poker. Es hat etwas unbestreitbar Befriedigendes, wenn du mit einem mittelmäßigen Blatt jemanden beim Bluffen erwischst und einen großen Pot einsackst. Doch so verlockend es auch sein mag, diesen gewagten Call zu machen, übertreiben Anfänger es doch oft: Sie callen, „nur um zu sehen, was der Gegner hatte“, oder weil sie den Verdacht haben, dass ihr Gegner blufft, ohne dass es ausreichend Hinweise dafür gibt.
Wenn du ein Poker-Einsteiger bist und clevere Hero Calls machen willst, findest du im Folgenden fünf Dinge, die du immer beachten solltest, bevor du deine Chips in die Mitte schiebst.
1. Kenne deinen Gegenspieler: Würde er einen Bluff wagen?
Bevor du auch nur daran denkst, einen Hero Call zu machen, frag dich Folgendes: Kenne ich diesen Spieler gut genug, um anzunehmen, dass er blufft?
Nicht alle Spieler sind gleich. Manche sind tight und machen nur dann hohe Einsätze, wenn sie starke Blätter haben. Andere wiederum lieben es, zu bluffen und zu versuchen, ihre Gegner aus der Hand zu jagen. Wenn du gegen einen Spieler spielst, der nur selten blufft, ist ein Call mit einem schwachen Blatt meistens ein Fehler.
Wenn du aber mitbekommen hast, wie dein Gegenspieler zuvor bereits geblufft hat oder wenn er sehr aggressiv spielt und oft Druck ausübt, dann wird ein Hero Call plausibler. Entscheidend ist, dass du ein Verständnis für die verschiedenen Arten von Spielern hast: Spiele tighter gegen tighte Spieler und kreativer gegen Gegner, die gewagt spielen.

2. Ergibt die Geschichte Sinn?
Jeder Einsatz beim Poker erzählt quasi eine Geschichte. Und deine Aufgabe ist es, dahinterzukommen, ob diese Geschichte glaubhaft ist.
Nehmen wir mal an, dein Gegner checkt auf dem Flop, macht einen kleinen Einsatz auf dem Turn und geht schließlich All-in, nachdem der River eine harmlos erscheinende Karte gebracht hat. Ergibt diese Handlungsabfolge Sinn, wenn er ein starkes Blatt hat? Oder demonstriert er Stärke, ohne den Pot auf glaubhafte Art und Weise aufgebaut zu haben?
Wenn die Spielzüge deines Gegners nicht logisch zu der Art von Blatt passen, die er repräsentieren will, so kann dies ein Zeichen dafür sein, dass er blufft. Wenn er aber ein konsistentes Handlungsmuster gezeigt hat und von Anfang an Value Bets gesetzt hat, dann ist seine Story vielleicht wahr.
3. Schätz die Stärke deines eigenen Blatts ein
Hero Calls solltest du mit Blättern machen, die einige der Bluffs deines Gegners realistischerweise schlagen können. Wenn du nur callst, weil du „neugierig“ bist oder dich nicht einschüchtern lassen willst, verlierst du mit dieser Spielweise bestimmt Geld.
Stell dir die Frage: Welche Blätter kann ich in dieser Situation tatsächlich schlagen? Wenn du das Top Pair mit einem schwachen Kicker hast, schlägst du vielleicht verpasste Draws oder einige zu aggressiv gespielte Bluffs. Wenn du hingegen das Bottom Pair oder As-hoch hast und das Board Gefahr birgt, ist es weniger wahrscheinlich, dass du vorne liegst.
Ein guter Hero Call ist ein Call, bei dem dein Blatt echten Showdown Value hat und die Spielweise deines Gegners verdächtig erscheint. Ein schlechter Hero Call ist ein Call, den du aus purer Hoffnung oder Frustration machst.

4. Verstehe die Pot Odds
Selbst wenn du nicht sicher bist, ob dein Gegner blufft, kannst du Mathematik zur Hilfe nehmen, um dir die Entscheidung zu erleichtern.
Die Pot Odds sagen dir, wie oft du richtig liegen musst, damit ein Call profitabel ist. Ein Beispiel: Wenn der Pot $100 beträgt und dein Gegenspieler $50 setzt, musst du $50 callen und kannst $150 gewinnen. Das bedeutet, du musst in mindestens 25% der Fälle gewinnen, damit du mit deinem Call auf plus/minus Null kommst.
Die Frage, die du dir stellen solltest, lautet also: Gehe ich davon aus, dass ich in dieser Situation mindestens ein- von viermal gewinne? Wenn die Antwort Ja lautet, ist es vielleicht einen Call wert. Wenn nicht, spar dir die Chips. Selbst wenn du ein mittelmäßiges Blatt hast, aber die Odds stimmen, und du glaubst, dass dein Gegner oft genug blufft, kann ein Hero Call mathematisch durchaus Sinn ergeben.
5. Hab deine Emotionen im Griff und behalte einen klaren Kopf
Der größte Fehler, den Anfänger beim Hero Calling machen, ist vielleicht, sich von ihren Emotionen leiten zu lassen. Vielleicht hast du keine Lust mehr zu folden oder bist genervt von einem aggressiven Gegenspieler oder du willst einfach etwas beweisen. Solche Emotionen können dein Urteilsvermögen trüben.
Bevor du den Call machst, atme einmal tief durch und stell dir die Frage: Treffe ich diese Entscheidung auf der Basis von Logik oder von Emotionen?
Vergiss nicht, dass Poker ein Spiel ist, bei dem die lange Sicht zählt. Es ist besser zu folden und auf eine bessere Situation zu warten, als einen loosen Call zu machen, nur um „jemanden zu erwischen“. Lass deine Entscheidungen von Logik leiten, nicht von deinem Ego.
Fazit
Hero Calls sind ein mächtiges Werkzeug, aber genau wie jedes andere Werkzeug musst du sie mit Bedacht einsetzen. Für Anfänger ist Disziplin der Schlüssel. Calle nicht, nur weil du neugierig oder frustriert bist. Triff deine Entscheidung stattdessen basierend auf einer Kombination aus den Spieltendenzen deines Gegners, seinem Einsatzmuster, den Pot Odds und der Stärke deines eigenen Blatts.
Es braucht Zeit, Übung und Geduld, um Hero Calls zu meistern, aber wenn du sie richtig einsetzt, können sie einer der lohnendsten Spielzüge sein, die es gibt.