Donk Bets bei Flops mit niedrigen Paaren auf dem Board
Eine Donk Bet ist ein Einsatz eines Spielers ohne Position, der zuvor einen Preflop-Raise gecallt hat, und zwar bevor der Spieler, der den Raise gemacht hat, am Zug ist.
Warum wir gewöhnlich keine Donk Bets setzen sollten
In der Regel sind Donk Bets ein schlechter und unnötiger Spielzug. Tatsächlich ist die Tendenz zu Donk Bets in allen möglichen Situationen eine typische Spielweise von eher schlechten Freizeitspielern. Es ist deshalb für gewöhnlich ein Fehler, weil die Range des Callers im Big Blind (der BB-Caller) im Nachteil ist gegenüber der Range des Spielers, der in späterer Position ist und den Raise gemacht hat (der Preflop-Raiser). Aus diesem Grund solltest du in solchen Situationen sehr oft einen Check machen, um den Pot kleiner zu halten.
Gleichzeitig solltest du diese Checking Range mit deinen besseren Blättern schützen. Ein Check-Raise mit einem Set wäre eine gute Idee, weil du deinen Gegenspieler zuerst zu einer Bet mit einer sehr weiten Range bringst und anschließend mehr Chips in den Pot bekommst. Würdest du mit all deinen guten Blättern die erste Bet in der Einsatzrunde setzen, wäre deine Checking Range viel zu schwach. Du würdest dann fast immer folden, wenn es zu einer C-Bet deines Gegenspielers kommt.
Der Preflop-Raiser wird mit seiner stärkeren Hand Range oft Bets setzen. Die Absicht dahinter ist, dich mit Blättern, die zwar eine gewisse Gewinnchance (Equity) haben, jedoch zu schwach sind, um damit fortzufahren, zum Fold zu bringen. Wenn der Villain ohnehin sehr häufig Bets setzt, ist eine Donk Bet wenig sinnvoll.
Dies vorangestellt, gibt es einige Situationen, in denen es durchaus Sinn ergibt, eine bestimmte Donk Bet Range auszuarbeiten.
Donk Bets und der EV
Auf optimale Spieltheorie ausgerichtete Solver-Programme liefern dir bei Eingabe der Ranges für jeden Spieler sowie der Flop-Karten einen allgemeinen EV-Wert (Erwartungswert) für jede Range eines Spielers. Wenn der Pot zu Beginn des Flops beispielsweise bei $60 liegt, würden die EV-Werte der beteiligten Spieler zusammengenommen auf $60 kommen.
Die zwei sich gegenüber stehenden Ranges kämpfen also sozusagen um diesen Geldbetrag. Es ist deshalb nicht im Interesse des BB-Callers, den Pot mit einer Donk Bet in die Höhe zu treiben, weil seine Range oft einen sehr niedrigen EV hat. Bei Flops, die seiner Range nicht zugutekommen, hätte er theoretisch im Durchschnitt vielleicht nur $20 bis $25 des Pots zu erwarten. Allerdings gibt es auch solche Flops, die dem BB-Caller sehr wohl zugutekommen.
Auf welchen Flops können wir eine Donk Bet setzen?
Dies sind Flops, bei denen das Board die Overpairs des Preflop-Raisers (in seiner Range) weniger wertvoll erscheinen lässt. Das ist dann der Fall, wenn ein niedrigwertiges Set möglich ist. Wenn man darüber nachdenkt, hat der Spieler im BB bei diesen Flops in seiner Range mehr mögliche extrem starke Kombinationen als ein Raiser in der Hijack-Position (HJ).
Dies liegt daran, dass Ersterer mehr Kombinationen in seiner Preflop-Range hat als der Raiser, die ein solches niedriges Set erst möglich machen. Eine Menge extrem starker Blätter (Sets) in seiner Range treibt den EV des Spielers, der außer Position ist, in die Höhe. Bei dem Flop 7h7d5d beispielsweise hätte er durchschnittlich die Hälfte des Pots oder sogar etwas mehr zu erwarten.
Deshalb wird der HJ-Raiser in dieser Situation einen Check oft mit einem Check erwidern wollen, um den Pot klein zu halten. Mit einem Overpair auf der Hand wird er bei diesem Flop nur ungern mehr Geld in den Pot legen. Und mit As hoch wird er einen Check seines Gegners auch lieber mit einem Check beantworten.
Wir können dieser Pokerstrategie entgegenwirken, indem wir eine quasi polarisierte Donk Bet Range ausarbeiten. Auf diese Art wollen wir uns die Chance auf einen hohen Pot sichern, wenn wir entweder ein Set haben oder ein gefährdetes Overpair, mit dem wir den Villain den Turn nicht „für umsonst“ sehen lassen wollen. Wir können Balance in diese Range bringen, indem wir hin und wieder auch eine Bet mit einem Draw oder einem Backdoor Draw als Bluff setzen.
Wie arbeiten wir die Donk Bet Range aus?
Die Blätter, mit denen wir bei solchen Boards mit niedrigen Paaren eine Donk Bet setzen sollten, lassen sich in vier grobe Kategorien unterteilen.
Sets: Mit Donk Bets gewährleisten wir hier einen größer werdenden Pot und lassen dem Villain zudem keine Chance, den Pot zu kontrollieren, wenn wir die Nuts haben. Indem wir sofort Geld in den Pot legen, sorgen wir für einen größeren Pot auf dem Turn. Dies wiederum führt zu einem exponentiell größeren Pot auf dem River, als es möglich gewesen wäre, wenn der Flop Check-Check verlaufen wäre.
Gefährdete Overpairs und Paare auf dem Board: Eine Bet zu Beginn ergibt eine Menge Sinn mit Blättern wie TT und 99 auf einem Flop wie 6s6d4s. Auf diese Art können wir unsere angreifbaren Blätter davor schützen, dass unser Gegenspieler auf dem Turn seine Overcards trifft. Angenommen, der Villain hat KQ. Entweder geht er mit unserer kleinen Bet mit, was großartig ist, weil es für uns Value bedeutet – oder er legt sein Blatt nieder, was fantastisch ist, weil wir dann unsere Equity bewahren und den Pot zu 100% gewinnen statt nur zu 75%.
Flush Draws: Es ist völlig in Ordnung, den Pot in die Höhe zu treiben mit einem Blatt, dass dir viele Outs für einen starken Draw bietet. Es ist unnötig zu erwähnen, dass Flush Draws in diesen Situationen die stärksten Semi-Bluffs sind. Wir sollten nicht jedes Mal, wenn wir einen Draw haben, die erste Bet in der Einsatzrunde setzen. Aber bei solchen Draws mit einem hohen Potenzial oder gar einem Nut Draw und gleichzeitig einem geringen Showdown Value ist eine Donk Bet oft der richtige Zug. Beispiele hierfür wären Flush Draws mit K2s oder A5s.
Schwächere Bluffs: Theoretisch ist es auch wichtig, auf diesen Boards mit niedrigen Paaren hin und wieder auch eine Donk Bet mit einem Draw zu setzen, mit dem kein Nut Flush auf den Turn möglich ist. Die Absicht dahinter ist, dass wir manchmal auch bluffen wollen, wenn wir unseren Flush Draw nicht treffen. Deshalb sollten nicht alle unsere Bluffs Flush Draws sein.
Für etwas Abwechslung in unserer Bluffing Range eignen sich hervorragend Backdoor Flush Draws, Gutshots und open-ended Straight Draws. Aufgrund ihrer Schwäche ist hierbei aber Vorsicht geboten: Wenn wir es mit einem aufmerksamen Gegenspieler zu tun haben, dürfen wir nicht kontinuierlich allzu viele dieser Pokerblätter in unserer Bluffing Range haben.
Zusammenfassung
Bei den meisten Flops wäre eine Donk Bet für den BB Caller strategisch unklug.
Da seine Range gewöhnlich einen niedrigen EV hat, sollte er in der Regel mit seiner ganzen Range mit einem Check beginnen.
Wenn unter den Flop-Karten ein niedriges Paar ist, holt die Range des BB Callers möglicherweise auf und hat nun einen guten EV. Und genau bei solchen Flops können wir uns eine Donk Bet Range ausarbeiten.
Unsere Donk Bet Range sollte polarisiert sein. Das heißt, sie enthält Sets und Overpairs auf der einen Seite und Flush Draws sowie hin und wieder auch schwächere Draws auf der anderen.
Viel Vergnügen beim Donk Betting. Aber denke daran: Die in diesem Artikel dargelegte Strategie bezieht sich auf Flops mit niedrigen Paaren auf dem Board – setze sie also nicht bei irgendwelchen anderen Flops ein, wo deine Range sehr schwach ist.