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So spielst du am besten mittlere Paare auf dem Flop

Dezember 13, 2023
von PokerStars Learn

Wir alle kennen jemanden, der in Konversationen immer noch einen draufsetzen muss.

„Oh, du bist einen halben Marathon gelaufen? Das ist super! Ich bin gerade einen ganzen Marathon gelaufen …“

„Du hast im Urlaub den Kilimandscharo bestiegen? Toll! Ich habe einmal alleine den Mount Everest bestiegen …”

„Oh, du hast die Rolling Stones live im Konzert gesehen? Das ist wunderbar! Mein Vater ist Mick Jagger …”

Das ist so nervig und ärgerlich, dass man am Ende vielleicht sogar keine Lust mehr hat, irgendetwas zu sagen.

Und das ist ein wenig vergleichbar damit, wenn man bei No Limit Hold’em ein mittleres Paar (Middle Pair) auf dem Flop trifft. Das Board hat dir zu einem Blatt verholfen und das ist super, aber was ist, wenn dein Gegenspieler ein Top-Paar hat? Dieser quälende Gedanke reicht oft aus, um einen dazu zu bringen, vorsichtig zu spielen, selbst wenn es am besten wäre, einen Einsatz zu machen.

In diesem Artikel schauen wir uns Situationen an, in denen ein Einsatz mit dem mittleren Paar auf dem Flop von großem Vorteil sein kann, und ebenfalls solche Situationen, in denen Checken der beste Spielzug ist.

Was ist ein mittleres Paar?

Bevor wir auf die Strategie für das Spielen von gefloppten mittleren Paaren näher eingehen, lass uns zunächst erklären, was genau ein mittleres Paar ist.

Ein mittleres Paar ist ein Paar aus einer deiner Startkarten und der mittleren Flop-Karte. Ein Beispiel: Der Flop ist 28K und du hast eine Acht auf der Hand. In diesem Fall hast du ein mittleres Paar gefloppt.

Wenn deine zweite Startkarte neben der Acht ein König oder eine Zwei ist, dann hast du statt eines mittleren Paars zwei Paare gefloppt: entweder die besten zwei Paare (Top Two Pairs), also Könige und Achten, oder die niedrigsten zwei Paare (Bottom Two Pairs), also Achten und Zweien.

Wenn deine Startkarten ein Pocket-Paar sind, z.B. Pocket-Neunen, dann schlägst du auf dem Flop 28K das mittlere Paar, die Achten, aber du liegst hinter dem Top-Paar, den Königen. Dies wird nicht als mittleres Paar oder Middle Pair bezeichnet.

Wann du setzen solltest

Schauen wir uns nun die Spielsituationen an, in denen es vorteilhaft sein kann, eine Continuation Bet (C-Bet) zu setzen, nachdem man ein mittleres Paar gefloppt hat. Als C-Bet wird ein Einsatz bezeichnet, den du als der Preflop-Raiser (d.h. du hast vor dem Flop einen Raise gesetzt) auf dem Flop setzt.

Wenn du einen Rangevorteil hast

Nehmen wir einmal an, du hast einen Open Raise (den ersten Raise vor dem Flop) gesetzt und der Spieler, der im Big Blind sitzt, callt. Der Flop bringt: A103.

Du kannst in diesem Spot mit deiner ganzen Range (die Bandbreite an Starkarten, die du in der Situation haben kannst), einen Einsatz machen, weil du als der Preflop-Raiser einen großen Rangevorteil hast, also deine Range vermutlich bedeutend besser als die deines Gegenspielers ist. Du hast Pocket-Asse und alle möglichen Kombinationen von As mit hohem Kicker in deiner Range, die dein Gegenspieler fast nie haben wird, da er vor dem Flop keinen Re-Raise gesetzt hat. Du kannst also unabhängig davon, was du tatsächlich in der Hand hast, ruhig einen Einsatz machen und wirst wahrscheinlich den Pot damit gewinnen.

Doch schauen wir uns nun die anderen Startblätter an, die du haben könntest und mit denen du ein mittleres Paar hättest, wie Bube-Zehn suited oder König-Zehn offsuit. Eine C-Bet wird deinen Gegner nicht zum Folden bringen, wenn er ein As hat, dennoch ist eine C-Bet hier der beste Spielzug. Der Grund dafür ist, dass du den Pot auf diese Art vielleicht auf der Stelle gewinnst oder aber die Möglichkeit hast, ihn mit einem weiteren Einsatz auf dem Turn zu gewinnen – du würdest somit Gegner mit einem Paar Asse mit niedrigem Kicker unter Druck setzen und möglicherweise auch diejenigen mit einem Paar Zehnen mit einem besseren Kicker als deinem zu einem Fold bringen.

Deinem Gegner Equity verwehren

Ein Einsatz mit einer Zehn auf der Hand an dieser Stelle ermöglicht es dir außerdem, deinem Gegenspieler die Equity, die er möglicherweise hat, zu verwehren. Wenn dein Gegner beispielsweise ein Startblatt wie Bube-Neun hat, dann wird ein Bube auf dem Turn dein mittleres Paar auf das drittbeste herunterstufen und du würdest nun hinten liegen. Mit einem Einsatz wirst du solche Blätter wahrscheinlich zu einem Fold bringen.

Dies hängt aber natürlich immer vom Flop ab. Wenn der Flop KQ3 bringt und du Q10 hast, dann ist dein Blatt weniger angreifbar von Turn-Karten, denn nur ein As wird dein Paar auf das drittbeste Paar herunterstufen. In diesem Fall braucht dein Blatt also weniger Schutz (Protection genannt).

Dein Blatt kann sich auf dem Turn verbessern

Wenn du mit deiner ganzen Range auf einem Flop, der As-hoch ist, eine C-Bet setzt, wirst du oft gecallt werden, wenn du ein mittleres Paar hast. Aber das kann sich manchmal als Vorteil herausstellen.

Wenn du zwei Paare auf dem Turn triffst, bist du nun in einer sehr guten Situation, um eine Menge für dein Blatt zu kriegen (Value zu generieren), denn wenn dein Gegner ein As hat, besteht die Chance, dass er davon nicht so einfach loskommt.

Wann du checken solltest

Wenn es keinen Value gibt

Eine der häufigsten Situationen, in denen man sich mit einem mittleren Paar vielleicht dafür entscheidet, zu checken oder hinterher zu checken, tritt dann auf, wenn man meint, dass man keinen Call von einer schlechteren Hand bekommen kann.

Nehmen wir einmal an, du hast 78 auf dem Flop K74. Gibt es irgendwelche schlechteren Blätter, mit denen dein Gegner hier callen und dich Value generieren lassen wird? Nur ein Blatt wie 5-6, das eine Menge Equity hat und sich bis zum River sehr wohl als das gewinnende Blatt herausstellen kann.

In diesen Spots kann es das Beste sein, zu checken und den Zug deines Gegners oder die Turn-Karte abzuwarten.

Wenn du gute Implied Odds hast

Manchmal ist der beste Zug, zu checken und deinen Gegenspieler die Turn-Karte für umsonst sehen zu lassen. Dies ist dann der Fall, wenn du gute Implied Odds hast, was bedeutet, dass, wenn du dein Blatt auf dem Turn verbesserst, du einen großen Pot gewinnen oder zumindest mehr Value generieren kannst.

Angenommen, du hast 10J auf dem Flop K108. Wenn auf dem Flop alle checken und auf dem Turn ein Bube kommt, gibt es eine Menge möglicher Blätter deiner Gegner, gegen die du vorne liegst und die jetzt einen guten Draw haben, aus denen du auf dem Turn Value generieren kannst: (As-10 (A-T), Dame-zehn (Q-T), As-9 (A-9), König-9 (K-9), König-Dame (K-Q), 8-9, Bube-9 (J-9)).