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Mit kleinem Buy-in in Cash Games einsteigen

Dezember 8, 2020
von PokerStarsSchool

Die konventionelle Herangehensweise ist es, in Cash Games mit dem maximal erlaubten Buy-in einzusteigen. Bei Online-Spielen liegt dieses oft bei 100 Big Blinds. In Live-Spielen im Casino kann es häufig auch bei zwischen 100 und 200 BB liegen.

Gelegentlich lassen sich aber auch höhere Obergrenzen finden, wie z.B. „Big Stack Cap“ oder unlimitierte Buy-ins. Bei einem Spiel mit Big Stack Cap stellt der jeweils größte Stack am Tisch die Obergrenze dar. D.h. dein Stack darf nach deinem Buy-in (oder Rebuy/Top-up) nicht größer sein als der höchste Stack deiner Gegenspieler. Unlimitiert bedeutet natürlich: Du kannst mit einem so hohen Buy-in einsteigen, wie du willst.

Die konventionelle Herangehensweise ist hier sinnvoll. Wenn du ein einigermaßen versierter Spieler bist und gegenüber deinen Mitspielern einen gewissen Vorteil hast, gilt: Je größer dein Stack, umso besser. Mehr Geld am Tisch bedeutet größere Pots auf den Turns und Rivers – wenn das bessere Können wirklich zählt und schlechte Entscheidungen am kostspieligsten sind. Dies vorangestellt, gibt es aber auch Situationen, in denen es durchaus sinnvoll ist, sich mit einem kleineren Stack an den Tisch zu setzen. Schauen wir uns einmal drei solcher Szenarien an.

 

Der Umstieg von Turnieren zu Cash Games

Wenn du ein Turnier- oder Spin & Go-Spieler bist, ist es durchaus sinnvoll, dich zu Beginn des Übergangs mit dem Minimum einzukaufen und mit einem Short Stack zu spielen. Das Mindest-Buy-in liegt in der Regel bei 20 bis 50 BB. Einer der Hauptgründe, warum Turnierspieler sich in Cash Games schwertun, sind die großen Stacks. Turnierspielern fehlt es an der Erfahrung, mit mehr als 100 BB zu spielen, da dies in MTT nur in den ersten Levels vorkommt.

Sie haben wenig Erfahrung mit den Turns und Rivers, denn in Turnieren ist die Hand oft schon vor diesen Einsatzrunden vorbei oder All-in gegangen. Dies gilt insbesondere für die mittlere und spätere Phase, wenn Stacks im Verhältnis zur Höhe der Blinds kleiner ausfallen. Dieser Aspekt von Cash Games, also die Größe der Stacks am Tisch, lässt die gravierendsten Schwachstellen von auch sehr guten Turnierspielern zum Vorschein kommen. Deshalb ist es sinnvoll, diesen Umstieg unter deinen eigenen Bedingungen zu beginnen. Auf diese Art kannst du deine Stärken ausspielen und mit einer Stackgröße agieren, mit der du gut versiert darin bist, profitabel zu spielen.

Durch das Zuschauen der Deep Stacks in Aktion (und deine Teilnahme daran, wenn du mal selbst mit mehr Chips spielst) wirst du mehr Erfahrung sammeln. Im Laufe der Zeit wirst du also immer besser darauf vorbereitet sein, mit dem ganzen Deep Stack-Buy-in zu spielen – und auf die großen Entscheidungen, die dich dann auf den Turns und Rivers erwarten.

Ein größeres Spiel ausprobieren

Nehmen wir einmal an, du triffst auf ein Spiel, dass dir sehr lukrativ vorkommt, jedoch zwei Stufen über deinem üblichen Buy-in-Level liegt. Solltest du dennoch einsteigen und drauf los spielen, in der Hoffnung, dass die höheren Stakes dich nicht nervös machen und dein Spiel beeinflussen? Oder solltest du besser die Finger davon lassen, weil es zu groß für deine Bankroll ist? Die Alternative wäre es, mit einem kleinen Buy-in einzusteigen.

Du wirst dabei nicht viel mehr Geld riskieren als bei deinen üblichen Spielen. Doch hast du nun die Chance, ein großes Spiel zu spielen, und das unter anscheinend guten Bedingungen. Gleichzeitig wirst du wertvolle Erfahrung mit diesem neuen Level sammeln. Wenn du dich auf ein solches Wagnis einlässt oder auch, wenn du dich in dem nächsthöheren Stake Level versuchst, ist es sinnvoll, dies anfangs mit einem niedrigen Buy-in zu tun.

 

 

Extreme Deep Stack Games gegen unbekannte Spieler

In einem Casino in meiner Gegend liefen einmal $1/$3-Spiele mit Big Stack Cap. Im Laufe eines Abends, nachdem einige Spieler ihren Stack verloren, diesen nachgefüllt und neue Spieler mit einem Buy-in in Höhe des größten Stacks Platz genommen hatten, kamen schon einiges an Geld und ziemlich große Stacks am Tisch zusammen. Ich stieg für gewöhnlich mit $300, 100 BB, in das Spiel ein. Warum diese Höhe, wenn die Stacks am Tisch bei 50 bis 500 BB lagen (und die meisten Spieler mehr als 200 BB hatten)? Ganz einfach: Wenn ich mich an einen Tisch mit mir unbekannten Spielern setze, dann halte ich es für sinnvoll, eine Stack-Größe zu wählen, die ich vom Online-Spiel her gewohnt bin.

Bei 100 BB bin ich vertraut mit der richtigen Höhe der Bets sowie mit den Standardmanövern. Wenn ich erst einmal herausgefunden habe, wer die guten Spieler sind und wer die schwachen, kann ich immer noch wieder auffüllen, wann ich will. Ein Beispiel: Der zweite Kerl rechts von mir hat $1.000 vor sich zu liegen und spielt wie ein Wal, der kurz davor ist zu explodieren. Fantastisch! In diesem Szenario würde ich meinen Stack sofort wieder auffüllen, um meinen Vorteil ihm gegenüber zu maximieren.

Oder was wäre, wenn direkt links von mir zwei starke Spieler mit mehr als 300 BB sitzen, während diejenigen, die ich ins Visier genommen habe, alle 100 BB oder weniger haben? Du hast es erraten: Es ist nicht nötig, mehr Geld nachzufüllen, da ich schon mindestens genauso viel habe wie die schlechten Spieler. Warum mehr Geld an den Tisch bringen und damit meinen zwei starken Gegnern, die in einer späteren Position als ich sitzen, in die Hände spielen?

Das letzte Beispiel mit den zwei starken Spielern, die in einem Big Stack Game links von mir mit großen Stacks sitzen, ist aus dem wahren Leben gegriffen. Es war eines der wenigen Male, bei denen ich in diesem Spiel nicht nachgefüllt habe. Und nachdem ich mir einen Eindruck von den Mitspielern verschaffen konnte, war ich froh, dass ich mich nur mit 100 BB eingekauft hatte.

Hätten stattdessen an meiner linken Seite schlechte Spieler oder Spieler mit kleineren Stacks gesessen, wäre ein Top-up vielleicht eine gute Idee gewesen. Der wesentliche Punkt bei all diesen Szenarios ist jedoch, dass du deinen Stack nach jeder Hand auffüllen kannst. Es kam auch vor, dass ich in dem $1/$3 Big Stack Game saß und während des ersten Orbits genug gesehen hatte, um meinen Stack sofort nachzufüllen. Dieses Vorgehen ist nicht unbedingt beliebt, scheint mir aber durchaus sinnvoll.

Sich mit einem kleinen Buy-in bzw. einem kleineren als dem maximal erlaubten an einen Cashgame-Tisch zu setzen, ist nicht gerade üblich. Viele Spieler lehnen dieses Vorgehen ab. Aber seien wir mal ehrlich: Oft ist es nur ihr Ego, das sie nicht erkennen lässt, welche Vorteile dieser Ansatz mit sich bringt oder warum dies unter bestimmten Umständen die richtige Entscheidung sein kann. Lass dein Ego beiseite und höre nicht auf die Miesepeter.

Mach das, was in deiner Situation und mit deiner Bankroll das Beste ist für deine Chancen auf einen Erfolg. Oft ist es das Beste, sich mit dem maximal zulässigen Buy-in an den Tisch zu setzen. Dies muss jedoch nicht immer so sein und du solltest keine Optionen ausschließen, wenn dir in deiner aktuellen Situation ein kleines Buy-in sinnvoll erscheint.

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