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Mit Hand Ranges taktieren

August 25, 2020
von PokerStarsSchool

Heute wollen wir uns eins der mächtigsten Konzepte anschauen, mit dem man die Schwächen anderer Spieler ausnutzen kann. Taktiert man mit der Range von jemandem, verleitet man ihn dazu, zu viele Blätter auf eine bestimmte Weise zu spielen. So wird sein Spiel unausgeglichen und ausnutzbar. Alle Profispieler nutzen diese Taktik, um schwächere Spieler zu schlagen.

Häufige Beispiele für Taktieren

Wenn man den Maniac checkt, der immer setzt, taktiert man. Durch den Check bringt man ihn dazu, zu viele schwache Blätter in seine Einsatzrange aufzunehmen. Du solltest deshalb viele gute Blätter checken und nicht zu viele, die du folden musst.

Wenn du gegen einen „Nit“ (einen sehr tighten Spieler) bei einer Scare Card einen übermäßigen Einsatz bringst, verleitest du ihn dazu, viele seiner Blätter in seine Folding-Range zu stecken. Diese Taktik solltest du also nur bei Blättern mit Fold-Equity einsetzen, d.h. bei Bluffs.

Oder stellen wir uns einen passiven Nit vor, der vor dem Flop geraist hat und nur setzt, wenn ihm der Flop etwas bringt. Wenn du gegen ihn checkst, verleitest du ihn dazu, zu viele gute Blätter in seine Einsatzrange zu übernehmen, und erfährst so umsonst, wann du ein schwaches Blatt folden solltest. Warum für dieses Wissen setzen, wenn du auch checken kannst?

Wenn du auf dem River ein Drittel des Pots gegen eine Calling Station setzt, verleitest du den Spieler dazu, zu viele seiner schwachen Blätter in seine Calling-Range einzubeziehen. Dieser Zug empfiehlt sich natürlich nur mit einem Value-Blatt.

Aber gegen einen vorsichtigen Könner, der Angst davor hat, seinen Value-Einsatz zu verlieren, kannst du denselben kleinen Einsatz bringen, obwohl du nichts hast – und sicherst dir damit deutlich mehr Folds, als du brauchst, um profitabel zu spielen.

Mehrfaches Taktieren

Manchmal ist es möglich, die Range des Gegners in derselben Hand mehrfach umzuleiten. So kannst du die Range deines Gegners manipulieren, damit sie sehr durchschaubar und vorhersehbar wird. Nehmen wir diese Hand, die ich heute Morgen gespielt habe:

Bei 100NL Zoom raist ein unbekannter, aber tight-aggressiv wirkender Gegner auf dem Button auf $2,50. Ich setze mit meinem Kreuz-8/Pik-8 eine 3-Bet im Small Blind auf $11. Der Big Blind foldet und der Button callt.

Auf dem Flop mit $23 im Pot werden Pik-7/Kreuz-6/Pik-2 ausgeteilt. Ich setze eine Continuation-Bet von $16,39. Dieser hohe Einsatz dient hauptsächlich zum Schutz und bringt den zahlreichen Overcards des Gegners einen unvorteilhaften Preis zum Floating ein. Wenn der Gegner nach diesem Einsatz in der Hand bleibt, kann ich nutzlose Turns selbstbewusst checken und gegen spätere Aggression folden.

Man wird manchmal auch von schlechteren Blättern wie 5-5, 4-4, 9-8 einfarbig, 7x oder 6x gecallt, sodass mein Einsatz auch eine Value-Komponente enthält. Bei einem durchschnittlichen Gegner verleitet ihn dieser Einsatz zu sehr in Richtung eines Paars, Three of a Kinds oder Draws. In der Theorie sollte der Button meine C-Bet mit A-D und Overcards mit Draws in der Hinterhand callen, aber in der Praxis geschieht das selten. Leider callt mein Gegner und zeigt mir damit, dass er einen stärkeren Teil seiner Range hält. Aber dann passiert etwas Interessantes.

Auf dem Turn (mit inzwischen $55,78) erscheint das alles verändernde Herz-As. Jetzt, da die gegnerische Range so voller mittelstarker Blätter ist, die besser sind als meins, ergibt sich eine weitere taktische Gelegenheit. Da die meisten Spieler Ax abgesehen von Flush Draws auf dem Flop nicht oft genug callen, hat der Gegner jetzt viele Zweitpaare in seiner Range.

Auch wenn das As für meine Range keine tolle Karte ist, erkennen die meisten Spieler nicht, wie selten ich an dieser Stelle Ax halte, wenn ich auf dem Flop einen hohen Einsatz abgegeben habe. Ich mache jetzt einen winzigen Einsatz von $12,79 – weniger als ein Viertel des Pots. Das Ziel dieses Einsatzes ist, den Gegner dazu zu verleiten, alle 9-9 bis B-B in seine Calling Range einzubeziehen. Dann kann ich den Gegner mit einem Shove auf dem River zum Folden zwingen. Gleichzeitig sorge ich dafür, dass Three of a Kinds hier vermutlich raisen und einige Draws aussteigen würden (sofern der Spieler einem einfachen Call widerstehen kann). Wenn der Gegner diesen Einsatz callt, hat er oft schlechte One Pairs.

Der Gegner callt meinen kleinen Turn-Einsatz wie so oft.

Auf dem River (mit $81,36) kommt der Pik-König. Die Karte ist etwas ungünstig, weil sie Flushes ermöglicht. Andererseits hätten viele seiner Flush Draws genau diese Karte enthalten, sodass es keineswegs der schlechteste Pik ist, der hätte kommen können.

Ich setze $59,82 – ein Einsatz, der die meisten 9-9- bis B-B-Kombinationen des Gegners zum Folden zwingt. Wenn der Gegner besonders vorsichtig spielt und glauben will, dass meine Range deutlich größer ist als in Wirklichkeit, könnte er von Zeit zu Zeit sogar einen Hero-Fold machen und ein Blatt wie Kreuz-As/Kreuz-X ablegen.

Alle meine drei Aktionen nach dem Flop haben den Gegner dazu verleitet, mit zu vielen mittelstarken Pocket-Paaren bis zum River mitzuspielen und sie dann zu folden. Ich baue im Prinzip einen großen Pot auf, um ihn dann mitzunehmen. Obwohl das nicht von Anfang an mein Plan war, wurde es zur offensichtlichen Option, als auf dem Turn eine Scare Card für den Großteil seiner Range kam und mein Blatt gleichzeitig extrem schwach wurde. An der Stelle bleibt nichts zu tun, als sich zurückzulehnen und zu hoffen, dass man Flushes und Hero-Calls vermeidet.

Der Gegner denkt 50 Sekunden lang nach. Ich habe ohne Zweifel einen starken Bereich seiner Range erwischt.

Und dann foldet er endlich. Mit 10-10 würden die meisten nicht so lange überlegen. Wie einer meiner Schüler anmerkte, als ich ihm die Hand zeigte, ist es sehr wahrscheinlich, dass der Gegner hier ein As foldete. Das ist ein unerwarteter Bonus, wenn Leute so tight gegen mich spielen wollen.

Einschränkung

Versuch nicht, dir Reads aus den Fingern zu saugen, wie deine Einsätze deinen Gegner verleiten, wenn du dir nicht sicher bist. Wenn du gerade erst mit dem Pokern anfängst, kann die Taktik des Verleitens gefährlich sein, denn es braucht Erfahrung, um zu erkennen, wann und wie man es angeht. Aber sobald du ein gutes Gespür dafür hast, wie sich ein typischer Spieler in bestimmten Situationen verhält, kannst du ihn so mit verheerender Wirkung zu ungünstigen Zügen verleiten.

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