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5 Situationen, in denen du einen Limp statt eines Raises in Erwägung ziehen solltest

Juni 1, 2023
von PokerStars Learn

Ein Limp ist ein Spielzug vor dem Flop, bei dem ein Spieler nur mit dem Big Blind mitgeht.

Vielleicht hast du schon mal gehört, dass das Limpen in Pokerturnieren als ein schlechter Zug angesehen wird und dass du vor dem Flop immer nur einen Open Raise oder einen Fold machen solltest.

Doch es gibt bestimmte Situationen, in denen Limpen nicht nur ein effektiver Spielzug ist, sondern in der Tat auch der theoretisch beste.

Schauen wir uns also einmal fünf Situationen an, in denen du einen Limp statt eines Raises in Erwägung ziehen solltest.

Mit dem Small Blind „vervollständigen“

Die erste Situation ist die, die am häufigsten von allen vorkommt, und sie wird eigentlich noch nicht einmal als Limp angesehen, sondern eher als eine Art der Vervollständigung.

Sie tritt dann ein, wenn zu dir im Small Blind hin gefoldet wird und du lediglich den Big Blind vervollständigst, also die zweite Hälfte des Blinds in den Pot tust. Du gehst also mit dem Blind mit und stellst den Spieler im Big Blind vor die Entscheidung: checken oder raisen.

Für lange Zeit haben Poker-Coaches die Strategie „Raise oder Fold“ vom Small Blind empfohlen. Der Gedanke dahinter war, dass, wenn dein Blatt gut genug für einen Call ist, du raisen solltest, um zu versuchen, die Blinds und Antes einzustecken. Und wenn es das nicht ist, ersparst du dir mit einem Fold das Spielen außer Position nach dem Flop.

Doch die Strategien sind mittlerweile ausgefeilter geworden, deshalb sollte unsere Taktik im Small Blind nuancierter sein und aus einem Mix bestehen, damit sie unsere Gegner mehr in die Irre führt.

Nehmen wir einmal an, es wird zu uns im Small Blind hin gefoldet und der effektive Stack beträgt 30 Big Blinds (BB). Wir sollten nach wie vor wertlose Blätter folden, also die schlechtesten Offsuit-Kombinationen wie 9-2 und 8-3, allerdings können wir mit vielen Startblättern (fast zwei Dritteln) limpen, dazu zählen auch sämtliche suited Blätter.

Wenn der Spieler im Big Blind callt, können wir mit den stärkeren Blättern in unserer Range callen und den Flop sehen. Wenn der Big-Blind-Spieler checkt, sehen wir billig den Flop, und das mit einer extrem breiten Range, die für ihn schwer einzuschätzen sein wird.

Einen Raise auf 3 bis 4BB behalten wir uns für unsere stärksten Blätter und Bluffs vor, also z.B. für hohe Pocket-Paare, aber auch für Blätter wie König-5 offsuit (K-5o) und Bube-3 suited (J-3s), mit denen wir auf einen Fold unseres Gegenspielers hoffen.

Monsterblatt / Short Stack / Frühe Position

Hier ist eine weitere Situation, in der Limpen nicht nur sinnvoll ist, sondern auch von Solver-Programmen gutgeheißen wird.

Angenommen, du bist als Short Stack mit nur 10BB in früher Position und bekommst Pocket-Asse ausgeteilt.

Selbstverständlich musst du deinen Stack zwar verdoppeln, um deine Chancen im Turnier zu verbessern, doch wäre ein All-in wirklich der beste Weg, um für Action zu sorgen?

Nein: Natürlich sollte deine endgültige Entscheidung auf der Spieldynamik am Tisch basieren, d.h. die Stacks deiner Gegenspieler, die letzten Pots etc., allerdings wäre in der Theorie ein Limp der beste Spielzug in dieser Situation.

Dieser macht es für deine Gegner leichter, Geld in den Pot hineinzutun, was bedeutet, dass du deinen Stack mehr als verdoppeln kannst, wenn dein Plan aufgeht. Schließlich bringt ein Limp andere Spieler häufig dazu, hinterher zu limpen, was die weiteren Spieler wiederum zu einem Raise bewegen kann, entweder mit der Absicht, jemanden zu isolieren (ein Iso Raise) oder alle zum Folden zu bringen.

Selbst wenn du Heads-up gegen den Big-Blind-Spieler zum Flop gelangst, wirst du nach dem Flop meistens das beste Blatt haben.

Under the Gun (direkt links vom Big Blind) solltest du mit Pocket-Königen ebenfalls einen Limp ausprobieren. Aber denk daran, dass du auch schwächere Blätter in deine 10-BB-Limp-Range von früher Position hereinnehmen kannst, wie ein niedriges As-x suited, König-Bube offsuit (K-Jo) und 5-5.

Mit Short Stack auf dem Button

Es ist nicht nur die frühe Position, in der du einen Limp mit einem Short Stack (um die 10BB) in Erwägung ziehen solltest.

Der Button ist ebenfalls eine sehr gute Position, um zu limpen, da du hier keine Raise Range haben solltest. Mit 10BB ist die optimale Strategie: All-in, Limp oder Fold. Doch wenn alle deine Raises nur All-ins sind, riskierst du es, dass du keine Action mit deinen stärksten Blättern kriegst.

Indem du mit Pocket-Assen, -Königen, -Damen und sogar -Buben limpst, kannst du die Spieler in den Blinds zu Action verlocken. Und wenn sie nicht raisen, bekommst du entweder billig den Flop mit einem eher schwachen Blatt zu sehen, wie z.B. König-8 offsuit (K-8o), oder du spielst in Position mit deinen stärksten Blättern.

Wenn du in PKO-Turnieren Stacks deiner Gegner abdeckst

Die nächste Situation kommt häufig in Progressive-Knockout-Turnieren (PKOs) auf allen Buy-in-Leveln vor.

Bei PKO-Turnieren ist auf jeden Spieler eine Bounty ausgesetzt, die schließlich demjenigen ausgezahlt wird, der ihn aus dem Turnier wirft. Und je mehr Bountys du gewinnst, desto größer wird deine eigene Bounty.

Wenn du in einem PKO-Turnier den größten Chipstack am Tisch hast, bist du in einer sehr starken Position. Du kannst jeden der Spieler am Tisch aus dem Turnier werfen und ihre Bounty gewinnen, doch sie können deine Bounty nicht gewinnen, und somit haben sie weniger Motivation, um große Pots gegen dich zu spielen.

Wenn es nun einen Short Stack am Tisch gibt, insbesondere, wenn dieser eine hohe Bounty auf seinem Kopf hat, dann wirst du den Big-Stack-Spieler oft limpen sehen. Der Grund dafür ist, dass er billig Flops gegen den Short-Stack-Spieler sehen will oder Druck auf die anderen Limper ausüben will, indem er ein All-in setzt, wenn der Short-Stack-Spieler All-in geht.

Wenn dein Stack groß genug ist, kannst du auf diese Art vorgehen und mit deiner ganzen Range von Blättern limpen, doch es ist nach wie vor empfehlenswert, dass du mit deinen stärksten Blättern oft einen Open Raise machst.

Over-Limping

Die letzte Situation, auf die wir eingehen, ist nicht besonders spannend, doch kann sie durchaus zu einigen interessanten Szenarien führen.

Wenn einer oder mehr Spieler vor dir limpen, kannst du ebenfalls limpen. Dies wird Over-Limping genannt.

Spieler tun dies aus verschiedenen Gründen:

  • Um billig den Flop mit einem Blatt zu sehen, das sie auf einen Raise hin gefoldet hätten.
  • Sie kriegen gute Pot Odds und können einfach folden, wenn jemand hinter ihnen raist.
  • Und mit ihren starken Blättern können sie Spieler quasi in eine Falle locken (trapping genannt) und einen Back Raise spielen, wenn jemand hinter ihnen raist.

Letzteres ist insbesondere in PKO-Turnieren effektiv, wenn hinter dir Short Stacks sind.

Mit einem Limp zeigst du keine Stärke. Das heißt, nicht nur wird der Short-Stack-Spieler vielleicht raisen oder sogar All-in gehen, sondern möglicherweise wird auch einer der ersten Limper daraufhin All-in gehen, um diesen All-in-Spieler zu isolieren.

Wenn du auf Pocket-Könige in deiner Hand schaust, ist das natürlich Musik in deinen Ohren.

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