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Pokeretikette – so benimmst du dich am Pokertisch

Poker ist ein Spiel, das Nervenkitzel, Spannung, Wettkampf und Fortune miteinander verbindet und damit für viel Unterhaltung sorgt. Sowohl Freizeitspieler als auch Profis haben das Spiel für sich entdeckt und so kommt es zu ganz unterschiedlichen Ansprüchen. Während die eine Gruppe von Spielern vor allen Dingen Spaß haben will, nimmt die andere Gruppe das Spiel ernster und ist in erster Linie gewinnorientiert.

Um den Spielablauf zu gewährleisten, gibt es klare Regeln. Ohne diese würde es laufend zu Diskussionen zu den vielen verschiedenen Situationen kommen und Streitereien wären vorprogrammiert. Natürlich kann es trotz Regeln zu Meinungsverschiedenheiten über deren Auslegung kommen, dazu aber unten mehr.

Neben den harten Regeln gibt es ungeschriebene Regeln, die weniger mit dem Spiel selbst als mit angebrachten Umgangsformen zu tun haben und das Spiel für alle Beteiligten so angenehm wie möglich machen sollen. Diese ungeschriebenen Regeln/Gesetze werden auch als Etikette bezeichnet.

Die Einhaltung der Etikette sollte jedem Spieler ein Anliegen sein, da sie den Spielablauf optimiert, die Fairness unterstützt und den Sportsgeist erhält. Das trägt auf lange Sicht zum Spaß an diesem Spiel gravierend bei.

In diesem Artikel wollen wir auf die verschiedenen Umgangsformen am Pokertisch eingehen, wobei wir sowohl Livegames (Homegame, Casino) betrachten als auch einige Etiketteregeln, die für Onlinepoker relevant sind.

Etikette 1: Respekt gegenüber den Mitspielern

Mitspieler sollten mit Respekt behandelt werden, unabhängig davon, ob es sich um gute oder schlechte Spieler handelt und ebenso unabhängig davon, aus welchem Kulturkreis unsere Mitspieler kommen.

Niemand sollte aufgrund seines Aussehens, seiner Religion oder seiner Abstammung diskreditiert werden. Am Pokertisch sollte auf Diskussionen ber Politik oder Religion völlig verzichtet werden.

Jeder Spieler sollte sich wohlfühlen dürfen. Eine freundliche Atmosphäre erhöht den Unterhaltungswert für den Freizeitspieler und maximiert den Gewinn für den Profi.

Pöbeln, sich betrinken und dann weder Regeln noch Etikette beachten, Streit anfangen oder sogar handgreiflich werden sind alles absolute No Gos. Auch wenn man im Fernsehen manchmal Spieler sieht, die ihre Gegner versuchen aus der Fassung zu bringen, sollte man nicht versuchen, das nachzuahmen. Oft handelt es sich hier mehr um Showeinlagen aufgrund der hohen Medienpräsenz als um tatsächliche Bösartigkeiten.

Etikette 2: Niemanden beleidigen

Es ist in Las Vegas passiert, dass ein reicher Hobbyspieler immer wieder nach Las Vegas gefahren ist, um dort aus Spaß am Spiel mit den besten Profis zu spielen und aufgrund seines schwachen Spiels die Runde richtig gut zu finanzieren. Die Spieler waren sehr freundlich zu ihm, haben ihn immer herzlich begrüßt, Anekdoten mit ihm geteilt, ihn bedauert, wenn er verlor und beglückwünscht, wenn er doch mal einen Pot gewinnen konnte.

Die Stimmung war freundlich, jeder hatte seinen Spaß und der reiche Spieler fühlte sich wohl und willkommen.

Irgendwann schloss sich ein anderer Profipokerspieler der Runde an. Nach ein paar Stunden ging er den Millionär sehr grob an, beschimpfte ihn, was für ein verdammter Fisch er sei und dass er der wirklich schlechteste Spieler sei, den der Profi je erlebt hätte. Das hat den Millionär so gekränkt, dass er den Spaß am Spiel verlor und nie wieder einen Fuß nach Las Vegas setzte.

Die Mitspieler (allesamt Profis) waren entsprechend empört über das Verhalten ihres Kollegen, denn er hatte ihnen eine lukrative Einnahmequelle vergrault.

Nicht umsonst heißt es: Dont tap the aquarium! Man soll also nicht ans Aquarium klopfen, da es die Fische verschreckt. Wenn ich schlechte Spieler angreife und beschimpfe, könnte das dazu führen, dass sie sich erschrocken zurückziehen und ihr Geld lieber für andere Freizeitaktivitten ausgeben.

Es macht daher viel mehr Sinn, freundlich zu den schlechten Spielern zu sein. Oft kommen sie wegen der sozialen Integration, nicht um zu gewinnen. Und klar gewinnt ein schlechter Spieler hin und wieder, entweder weil er einen Suck-out landet oder weil er tatsächlich einfach die bessere Hand gehalten hat.

Dennoch wollen wir genau diese Spieler am Tisch haben. Sie spielen viel zu oft gegen die Mathematik und werden daher auf Dauer immer verlieren. Und dann ist uns doch lieber, sie verlieren das Geld in unserer Runde als irgendwo anders.

Natürlich sollte man allen Spielern gegenüber freundlich sein, unabhängig von ihrer Spielstärke. Je gelöster die Atmosphäre, desto lockerer wird gespielt. Die Gewinnabsicht tritt so selbst bei besseren Spielern oft in den Hintergrund und der Unterhaltungswert bekommt eine größere Bedeutung. Genau das ist es, was sich gewinnorientierte Spieler wünschen.

Sobald man anfängt, verbissen, aggressiv und unfreundlich zu werden, kann man schnell zum Feindbild werden, was den Gegnern dann ihr bestes Spiel entlockt. Warum aber sollte man sich das Leben unnötig schwer machen?

Etikette 3: Nicht belehren!

Immer wieder erlebt man, dass ein Spieler seinem Mitspieler erklärt, wie er eine Hand besser hätte spielen müssen, welche Fehler er gerade begangen hat, dass er die Hand mit einer anderen Spielweise gewonnen hätte usw.

Dabei macht es wenig Sinn, seine Gegner laufend auf Fehler aufmerksam zu machen. In einer reinen Freizeitrunde, in der die Spieler sich treffen, um von den Fehlern der anderen zu lernen oder eben genau auf eigene Fehler aufmerksam gemacht zu werden, geht das natürlich in Ordnung.

Aber in einer ernsthaften Cashgame-Runde oder in einem Turnier hat man nichts davon, wenn man dem Gegner ständig vorhält, dass er anders hätte spielen sollen, um mehr zu gewinnen oder weniger zu verlieren. Schließlich möchten gerade die ambitionierten Pokerspieler die eigenen Gewinne maximieren. Macht ein Gegner also Fehler, sollte man dankbar sein und nicht ständig den Oberlehrer spielen. Denn wenn jeder Spieler fehlerfrei spielt, verkommt Poker zum Glücksspiel.

Sollte man selbst nicht an einer Gewinnmaximierung interessiert sein, wird es von den gewinnorientierten Mitspielern dennoch nicht gern gesehen, wenn man schlechte Gegner verbessert und damit zu schwierigeren Gegnern macht. Man reduziert damit deren Gewinnerwartung.

Denn häufig wird ein Gegner, der ständig auf seine Fehler aufmerksam gemacht wird, stärker versuchen, Fehler zu vermeiden und sein bestes Spiel zu spielen. Und wieder gilt: Warum sollte ich mir oder meinen Mitspielern das Leben unnötig schwer machen?

Und noch was: Eure Gegner erhalten viele Hinweise über Euer eigenes Spiel, wenn man mit anderen Spielern laufend diskutiert und erklärt, wie man selbst die Hand gespielt hätte.

Beispiel: Ein älterer Herr sitzt mit uns in einer Pokerpartie im Venitian, Las Vegas. Es kommt zu einer Hand, in der wir gegen einen jungen, schwächeren Gegner heads up sind. Das Board ist . Unser Gegner callt unseren signifikanten Check-Raise auf dem River mit und wir zeigen , um mit einer Straße zu gewinnen.

Nun sagt der ältere Herr „Junge, wie kannst Du das nur callen. Ich hätte hier spätestens am Turn nur gecallt und am River sogar ein Set gefoldet“.

Damit hat uns der ältere Herr einige wertvolle Information gegeben. Er ist bereit, mit guten Karten Freecards zu geben, sobald das Board in irgendeiner Weise unangenehm wird. Bekommt er viel Action, gibt er sogar sehr starke Hände auf, wenn bessere Hände möglich sind.

Dementsprechend können wir unsere Strategie anpassen (öfter bluffen etc.).

Also. Behaltet Euer Wissen an den Pokertischen für Euch und gebt Freunden einen Tipp, wenn sie darum bitten oder man einen Abend noch mal Revue passieren lässt, aber nicht während des Spiels.

Etikette 4: Feiern von gewonnenen Pots vermeiden

Es kommt selbst bei Profis immer wieder vor, dass diese den Gewinn einer Hand überschwenglich feiern. Man sollte dabei beachten, dass im selben Moment ein oder mehrere andere Spieler eine Hand verloren haben.

Aussprüche wie „Come to daddy“, „Who’s your daddy“ oder „Ship it, Baby“ dienen eher dazu, den Frust und Ärger des/der Verlierer noch zu verstärken und sollten daher tunlichst vermieden werden.

Es schadet überhaupt nichts, einen gewissen Sportsgeist zu wahren, sowohl als Gewinner als auch als Verlierer.

Noch eklanter wird das ganze, wenn man eigentlich einen schlechten Spielzug gemacht hat (als massiver Underdog callen), dann aber eines seiner wenige Outs trifft und dem Gegner dadurch einen Bad Beat beschert. Gerade in Turnieren ist das für den Verlierer oft extrem bitter.

Bei einem Suckout kann ein „Oh, I was very lucky“, „Wow“ oder „Sorry“ nicht schaden. Ein „Ich wusste, dass eins meiner Outs kommt, yeeaaahhhaaa“ oder Ähnliches ist definitv unangebracht.

Hatte man selbst die bessere Hand, als die Chips in die Mitte gewandert sind, sind Kommentare wie „Bin ich froh, dass meine Hand gehalten hat“ in Ordnung.Aussagen wie „Fisch“ oder „Was hast Du Dir dabei gedacht“ etc. sollte man einfach vermeiden.

Egal ob man nun als Underdog oder Favorit gewonnen hat, das Herumspringen, Tanzen, Singen und Grölen ist unangebracht und zeugt nicht von gutem Stil.

Einen gewonnenen Pot ruhig und still genießen ist der beste Weg, als fairer und korrekter Spieler wahrgenommen zu werden.

Sollte der Gegner sehr schlecht gespielt haben, werden die Gewinner schnell verleitet, aus der Position desjenigen, der einen schönen Pott gewonnen hat, Ratschläge zu erteilen. Das sollte man aus den in Etikette 3 angeführten Gründen unbedingt vermeiden.

 

Etikette 5: Sich über verlorene Pots ärgern

Genauso wenig, wie man sich über gewonnene Pötte übermäßig freuen sollte, sollte man seinen Ärger über verlorene Pötte im Griff haben.

Karten zerreißen, Spieler und Dealer beschimpfen, rumstampfen, auf den Tisch schlagen oder die Chips in der Gegend rumwerfen sind alles Negativbeispiele.

Selbst ein Bad Beat sollte einen nicht aus der Fassung bringen. Wer genug Erfahrung hat weiß, dass Bad Beats irgendwann vorkommen werden. Das kann auch mehrmals hintereinander passieren. Man sollte sich darüber eher freuen, da man einen Gegner gefunden hat, der bereit ist, als Underdog große Mengen Geld zu riskieren. Genau das, was uns langfristig hohe Gewinne beschert.

Darüber hinaus gelten die anderen Etikette-Punkte weiterhin. Einen Gegner zu belehren, wie schlecht er doch gespielt hätte und wie viel Glück er gehabt habe, machen wenig Sinn. Lieber sagen „nice hand“ und hoffen, dass der Gegner in der nächsten ähnlichen Situation genauso spielt. Schließlich wollen wir unser Geld zurückgewinnen.

Etikette 6: Casino-Personal respektieren

Ein Dealer wird vom Casino bereitgestellt, um den Ablauf des Spiels zu beschleunigen, die Einhaltung der Regeln im Sinne aller Spieler zu gewährleisten und die Zahlungsströme (Verlierer zahlt Gewinner aus) zu überwachen. Dafür sollten wir dankbar sein.

Die Verteilung der Karten ist zufällig, da wir davon ausgehen, dass ordentlich gemischt wird.

Sollte man carddead sein, also eine Zeitlang keine spielbaren Karten bekommen oder jeden Flop verpassen, bzw. den ein oder anderen Bad Beat kassieren, dann ist das Teil der Varianz, die wir live und online erleben und ist nicht die Schuld des Dealers oder des Pokerraums.

Es macht daher überhaupt keinen Sinn, den Dealer zu beschimpfen, anzupöbeln oder sogar handgreiflich zu werden.

Es ist bekannt, dass einige Profis gerade diese Etikette eklatant missachten. So wurde schon beobachtet, wie Spieler dem Dealer die Karten ins Gesicht werfen und ihn dabei noch extrem beschimpfen. Das ist ein gravierender Verstoß gegen die Etikette und sollte mit Hausverbot oder Turnier-Disqualifikation geahndet werden.

Etikette 7: Regelstreitigkeiten

Hin und wieder kommt es zu Diskussionen über die Auslegung von Regelfragen. Dies wird dadurch gefördert, dass es in vielen Casinos Hausregeln gibt, die oft von den Standard-Regeln abweichen.

Die Reihenfolge der Regeln ist:

  • Standardregeln
  • Sonderregeln (z.B. im Turnier)
  • Hausregeln (z.B. im Casino)

Man sollte sich über Abweichungen von den Standard-Regeln vorher informieren.

Beispiel: In einem Casino gilt die Regel, dass eine Hand tot ist, sollte man eine oder mehrere Karten zeigen, obwohl es noch keinen Showdown gibt (also weitere Action möglich ist).

Nun hat ein Spieler gesetzt, ein Gegner foldet und der Setzer zeigt die Nuts, vollkommen vergessend, dass noch ein weiterer Spieler in der Hand ist, der noch überlegt, ob er callen soll oder nicht.

Die generelle Regel lautet, dass der Spieler, der die Karten gezeigt hat, seine Hand nur noch passiv weiterspielen darf (also maximal callen oder folden (z.B. auf ein Raise hin), selbst aber nach einem Raise des Gegners nicht erneut erhöhen darf).

Die Hausregel besagt aber, dass die Hand tot ist und so gewinnt der Spieler, der eigentlich noch gar nicht entschieden hatte, ob er callen will oder ni.

Es macht also Sinn,

  • sich zu Beginn einer Partie über die Hausregeln zu informieren
  • die Action am Tisch immer genau zu verfolgen (um nicht aktive Spieler zu übersehen)
  • Karten erst aufzudecken, wenn der Dealer den „Showdown“ annonciert.

Klärung von Regelfragen

Die Entscheidung eines Dealers ist generell zu akzeptieren.

Hat man den Eindruck, dass sich der Dealer unsicher ist und man ist davon überzeugt, die Regel anders zu kennen, kann man darum bitten, dass der Floormanager hinzu gerufen wird. Darauf hat man als Spieler ein Anrecht und dieses kann man höflich einfordern. Man bleibt dabei ruhig und freundlich.

Der Floormanager ist normalerweise die zweite und letzte Instanz und seine Entscheidung wird akzeptiert. Das Spiel wird dann zügig und ohne weitere Verzögerung fortgeführt.

Nur wenn auch der Floormanager verunsichert ist oder eine offensichtliche Regellücke hat, kann eine dritte Instanz angerufen werden, der Turnierdirektor oder der Casinochef. Dazu sollte es aber wirklich nur kommen, wenn es

gravierende Gründe dafür gibt (weil der Floorman selbst extrem unsicher war)
die Auswirkung der Fragestellung entsprechend weitreichend ist (z.B. weil man der Meinung ist, der Dealer habe falsch gewechselt, ein Spieler hat nicht ordentlich nachgezahlt, es ein Missverständnis gab, dessen finanzielle Auswirkung massiv ist, die Entscheidung das Turnierleben eines Spielers beenden kann).

Dabei ist zu beachten: Fragen und Sachverhalte werden ruhig und sachlich vorgetragen. Man versucht, den Vorgang so wahrheitsgetreu wie möglich darzulegen. Im Notfall (wenn der Dealer z.B. einen krassen Regelverstoß oder eine Aktion den Pott betreffend nicht richtig mitbekommen hat), kann man darum bitten, die Kameraaufzeichnung zu kontrollieren. Aber auch das ist eine Option, die so gut wie nie eingefordert werden sollte, da sie einen erheblichen Aufwand nach sich zieht.

Damit man den Spielbetrieb nicht unnötig aufhält, sollte man bis zur finalen Klärung einer strittigen Situation versuchen, das Spiel wieder aufnehmen, sofern wir uns nicht im Turnier befinden und es sich dort zum Beispiel um eine All-in-Entscheidung handelt.

Etikette 8: Trinkgeld geben

Trinkgeld für die Dealer

Im Cashgame ist der Dealer (bzw. das Personal) darauf angewiesen, Trinkgeld von den Spielern zu bekommen. Das Grundgehalt ist entsprechend niedrig kalkuliert und wird auch erst mal aus dem Tronk (= der Topf mit allen Trinkgeldern) gezahlt, inklusive Arbeitgeberanteile, bevor es dann wirklich zu einem Bonus für die Mitarbeiter kommt.

Daher ist es üblich, dass man im Casino bei einem gewonnen Pott Trinkgeld gibt, je nach Höhe des Potts. Spielt man z.B. $1/$2 NL Hold’em und gewinnt einen Pott von $150, so kann man ruhig ein bis zwei Dollar Trinkgeld geben.

Kassiert man nur die Blinds, da auf den eigenen Raise hin alle passen, wird natürlich kein Trinkgeld erwartet. Dasselbe gilt für sehr kleine Pötte, die nicht erhöht wurden und ohne große Action am Flop beendet werden.

Als grobe Orientierung kann man 1% des Potts ins Auge fassen. Bei einem sehr großen Pott fällt das Trinkgeld dann aber wieder kleiner aus, da z.B. bei einem $15.000 Pott selten $150 Dollar an Trinkgeld gegeben werden. Hier liegt das Tip eher bei $20-$50.

Die Höhe des Trinkgeldes ist auch abhängig von der Höhe des Rakes. In einigen Casinos (in Deutschland z.B.) wird das Rake auf 10,- Euro gedeckelt. Hier kann man sich bei üblichen Pottgrößen ruhig an die 1% Regelung halten. Andere Casinos nehmen aber pauschal 5% Rake mit einer Deckelung bei 50,- Euro. Unter solchen Bedingungen ist es sogar vertretbar, gar kein Trinkgeld zu geben und nur die wirklich großen Pötte zu honorieren.

Trinkgeld für Servicekräfte

Es gibt Turniere, bei denen man bereits eine „Verpflegungspauschale“ gezahlt und damit unbegrenzt Freigetränke am Pokertisch erworben hat (wobei das für spezielle alkoholische Getränke oft nur eingeschränkt gilt oder nicht greift). Es kann auch vorkommen, dass man in einem Casino spielt (z.B. USA), in dem man in den Spielbereichen mit Freigetränken versorgt wird.

Hier ist es üblich, den Bedienungen Trinkgeld zu geben. In den USA hat sich durchgesetzt, pro Getränk $1 zu geben (z.B. bei der WSOP). Sollte man kein passendes Kleingeld haben, kann man auch mit Chips zahlen. Natürlich nicht im Turnier. Hat man etwas zu große Münzen (oder Chips, z.B. als kleinsten Chip einen $5 Chip), dann kann man

  • entweder im Voraus für die nächsten Drinks mit bezahlen
  • vereinbaren, dass man nach dem dritten Drink zahlt
  • ein paar Mitspieler einladen, die sich dann in der Regel revanchieren sollten

Müssen Getränke extra bezahlt werden, sollte sich das Trinkgeld im üblichen Rahmen bewegen (10% des Getränkepreises). Nur in Ausnahmen, in denen die Getränkepreise massiv überhöht sind, kann man entweder auf Trinkgeld wieder ganz verzichten (sozusagen aus Protest) oder nach unten von der 10% Regel abweichen.

Etikette 9: Das Spiel nicht unnötig verzögern

Man sollte seine Aktionen am Pokertisch zügig ausführen.

Hat man eine wirklich schwierige Entscheidung zu fällen, ist es legitim, die Hand nochmal Revue passieren zu lassen, um Hinweise über die Stärke der gegnerischen Hand zu finden.

Es gibt aber zum Beispiel Zeitgenossen, die sich für jede Entscheidung (auch für eine einfache) extrem viel Zeit lassen und damit das gesamte Spiel verzögern. Das nervt insbesondere Spieler, die üblicherweise online spielen und sowieso einen deutlich schnelleren Ablauf gewohnt sind.

Wenn ich also eine Hand habe, die ich eh nicht spielen möchte, dann sollte ich die Hand auch zügig folden und nicht erst meine Gegner zur Linken scannen, dann meine Gegner zur Rechten und schließlich noch die Höhe des Pots ansagen lassen. Auch über einen Check minutenlang nachzudenken ist in nahezu allen Fällen maßlos übertrieben.

Klar kann man in bestimmten Situationen durch eine leichte Verzögerung seiner Aktion versuchen, Schwäche zu signalisieren. Aber wenn jemand nach einer Minute Hollywood plötzlich raist, wird auch der verschlafenste Mitspieler erahnen, dass dieser Spieler wohl eher eine starke Hand hält und die ganze Verzögerung war umsonst.

Essen am Pokertisch

Ähnliches gilt, wenn man sich was zu essen bestellt hat und dieses direkt am Pokertisch verzehrt. Es stört ungemein, wenn der Dealer den Esser immer wieder darauf hinweisen muss, dass er nun an der Reihe ist, dieser dann erst noch einen Bissen in den Mund schiebt, seine Hände umständlich an der Serviette (oder Hose, he, he) abwischt (na, immerhin!), dann in seine Karten sieht, noch mal fragt: „Wer ist dran?“ oder: „Wer hat erhöht?“ und nach der monotonen Antwort des Dealers: „Sie sind dran, es gab noch keine Erhöhung“ mit einem Grinsen im Gesicht sagt: „Ähhhhh, I check“ und wieder mit dem Essen fortfährt.

Am besten ist es, in diesem Fall einfach kurz auszusetzen, bis man mit dem Essen fertig ist. Sollte man auf das Spielen der paar Hände nicht verzichten wollen, sollte man zumindest versuchen, der Action am Tisch entsprechend zu folgen und seine Aktionen rechtzeitig vorzubereiten (also entsprechend bereit sein, wenn man an der Reihe ist).

Mühsam ist es auch, wenn Spieler sich mit Außenstehenden unterhalten und vom Dealer mehrfach darauf aufmerksam gemacht werden müssen, dass sie nun an der Reihe seien, dann noch kurz weiterreden, einen Blick in die Karten werfen, das Gespräch wieder fortsetzen und dann auf eine weitere Aufforderung des Dealers hin, dass man sich bitte entscheiden möge, nun zu folden, zu callen oder zu raisen schließlich ohne einen weiteren Blick in die Karten zu werfen diese endlich in die Mitte schieben. Auch hier bitte eine kurze Auszeit nehmen und später an den Tisch zurückkehren.

Das Aufstehen vom Tisch, um z. B. der Action am Nachbartisch zuzusehen, hält das Spiel auch unnötig auf, sollte man nicht bereits gefoldet haben. Zudem stört es die anderen Spieler in ihrer Konzentration, da es extreme Unruhe ins Spiel bringt. Ganz extrem ist dies in größeren Turnieren, wenn ständig ein oder mehrere Spieler aufspringen, um zu sehen, was am Nebentisch abgeht. Also bitte auf den eigenen Tisch konzentrieren oder den Cardroom einfach nur als Zuschauer besuchen.

Schwierige Entscheidung

Sollte man eine wirklich schwierige Entscheidung haben, ist es manchmal vorteilhaft, wenn man ankündigt, dass man kurz überlegen müsse. Das verhindert, dass man durch den Dealer in seinen eventuell stattfindenen Potodds-Berechnungen unterbrochen wird oder die anderen Spieler ungeduldig werden.

Man sollte es aber auch dann nicht übertreiben und zeitnah eine Entscheidung fällen.

Träumen

Sollte ein Spieler träumen (was hin und wieder vorkommt) und nicht merken, dass er an der Reihe ist, so kann ein Mitspieler höflich darauf hinweisen oder einfach den Dealer fragen, wo die Action ist bzw. wer an der Reihe ist. Manchmal ist nämlich auch der Dealer gerade mal nicht bei der Sache, wird daraufhin aber aktiv und macht den träumenden Spieler darauf aufmerksam, dass er an der Reihe ist.

Es kommt auch vor, dass bereits alle Spieler gecheckt haben, der Dealer das aber nicht mitbekommen hat und daher alle darauf warten, dass die nächste Gemeinschaftskarte aufgedeckt wird. In diesem Fall kann man den Dealer ebenfalls höflich darauf aufmerksam machen, dass bereits alle gecheckt haben.

Etikette 10: Spielern Zeit zum Überlegen geben

Prinzipiell sollte man seine einfachen Aktionen schnell durchführen. Nun ist Poker aber kein wirklich triviales Spiel und es gibt Situationen, in denen es notwendig ist, die gesamte Hand nochmal durchzuspielen, da man vor eine schwerwiegende Entscheidung gestellt wird.

Gerade wenn es um einen großen Pot geht, man aber nicht die Nuts hält, oder wenn es in einer wichtigen Turnierphase um einen Großteil des eigenen Stacks geht, kann eine Entscheidung etwas Zeit verlangen. Man muss auf der Suche nach Hinweisen über die Stärke des Gegners oft sämtliche Schritte der Hand nochmal Revue passieren lassen, Potodds-Berechnungen anstellen und versuchen, Tells des Gegners zu erhaschen. Das braucht etwas Zeit.

In diesem Fall ist es von Mitspielern extrem unhöflich, gleich „Time“ zu rufen, erst recht, wenn man gar nicht in der Hand ist. Klar, wenn man den Eindruck hat, der Gegner möchte auf Zeit spielen (z. B. auf der Bubble eines Turniers, wenn noch nicht hand-by-hand gespielt wird), oder genau dieser Spieler immer so lange überlegt, kann man ihn bitten, etwas Gas zu geben.

„Time“ rufen

Wer „Time“ ruft, fordert den Dealer oder den Floorman damit auf, dem überlegenden Spieler ein zeitliches Limit zu setzen, üblicherweise 60 Sekunden. Entscheidet sich der Spieler in dieser Zeit nicht für eine Aktion, wird die Hand üblicherweise gefoldet (wobei immer noch ein bisschen nach Ablauf der Zeit zugewartet wird, durchschnittlich fünf bis zehn Sekunden, allerdings mit der klaren Aufforderung, JETZT eine Entscheidung zu fällen).

Diese Option sollte von Mitspielern nur gewählt werden, wenn

  • offensichtlich eine einfache Entscheidung vorliegt (z. B., weil ein Spieler nur noch einen lächerlichen Betrag in einen riesigen Pot investieren muss, um den Showdown zu erreichen)
  • der betroffene Spieler nun wirklich schon extrem lang überlegt und man nicht den Eindruck hat, dass seine Überlegungen in eine zeitnahe Aktion münden
  • wenn dieser Gegner eigentlich immer über Gebühr lang überlegt und dann in der Regel passiv checkt oder nur callt
  • der Spieler offensichtlich auf Zeit spielt

In manchen Casinos ist auch der Dealer berechtigt, „Time“ zu rufen. Das ist zwar ungewöhnlich, löst aber denselben 60-Sekunden-Countdown aus.

Etikette 11: Immer der Reihe nach

Man wartet mit seiner Aktion, bis man an der Reihe ist.

Diese Etikette bezieht sich logischerweise nur auf Livegames, da online die Software dafür sorgt, dass man nicht außerhalb der Reihenfolge agieren kann.

Folden out-of-turn

Live sieht man diesen Fauxpas aber recht häufig. Gerade mit dem Folden ihrer Hände wollen sich viele Spieler nicht die Zeit nehmen, auf die Aktionen der Spieler rechts von ihnen zu warten.

Generell könnte man meinen: Na ja, ist doch egal, ich steig ja eh aus der Hand aus.

Ganz so einfach ist das allerdings nicht. Denn meine Handlung kann durchaus die Aktionen der Spieler vor mir beeinflussen und damit Spielern Vor- bzw. Nachteile bescheren.

Beispiel: Ein Spieler muckt seine Hand grundsätzlich sobald er entschieden hat, dass er sie nicht spielen möchte, egal, ob er schon an der Reihe ist oder nicht. Seine Blinds hat er recht häufig verteidigt, wenn er in der Hand geblieben ist.

Nun sitzt der besagte Spieler im Small Blind und foldet out-of-turn, während der Button noch überlegt, ob er mit einer marginalen Hand die Blinds stehlen soll.

Da der Small Blind bereits gefoldet hat, steigen seine Chancen, mit einem Steal durchzukommen immens, denn nun kann nur noch der Big Blind Widerstand leisten.

Der Button kann also sowohl seine Raise-Größe höher wählen, sodass der BB sehr schlechte Odds bekommt, und auch die Range seiner Hände nach unten erweitern, da sein Steal gegen einen Gegner eine deutlich höhere Erfolgschance hat als gegen zwei Gegner. Ein klarer Vorteil für ihn, ein klarer Nachteil für den Big Blind.

Noch ein Beispiel: Der Spieler UTG raist auf 3,5 BB. Der Spieler links von ihm überlegt kurz und callt dann. Der Big Blind, ein sehr loose-aggressiver Spieler, der bereits einige Male erfolgreich einen Squeeze gespielt hat, reraist erneut auf 15 BB.

Unser Spieler UTG ist sich sicher, gegen die Range des BB guten Gewissens callen oder sogar 4-betten zu können, weiß aber nicht, ob sein linker Nachbar nicht vielleicht mit einem Monster lauert.

Während er nun überlegt, muckt sein linker Mitspieler plötzlich seine Hand, obwohl er noch gar nicht an der Reihe ist. Damit weiß der Spieler UTG,

  • dass er heads-up gegen den Bigblind spielen kann
  • dass er für den Rest dieser Hand Position hat

Das sind zwei sehr spielbeeinflussende Faktoren. Durch seinen Fold außerhalb der vorgeschriebenen Reihenfolge hat der Spieler UTG+1 dem Reraiser (Big Blind) also einen gravierenden Nachteil verschafft, da somit sein Squeeze-Play zunächst gescheitert ist, da es gegen einen Gegner nicht funktioniert. Seine Hand wurde damit auf das reine Starthand-Value reduziert.

So hat also der UTG-Spieler einen klaren Vorteil bekommen, der Squeezer einen klaren Nachteil, was klar gegen das Fairness-Prinzip verstößt.

Also selbst Folden kann die Spieldynamik am Tisch wesentlich beeinflussen, sofern es out-of-turn erfolgt.

Callen/Erhöhen out-of-turn

Noch mehr Gewicht haben Aktionen wie Callen oder Raisen, sollten diese nicht in der vorgeschriebenen Reihenfolge annonciert werden.

Hier könnten durch einen Call plötzlich Spieler in den Pot eingepreist werden, die sonst vielleicht aus Furcht vor einem Raise gefoldet hätten, was wiederum weitere Spieler auf späteren Positionen zu einem Limp bewegen könnte, da sie ja nun noch bessere Potodds bekommen.

Ein zu früh angekündigter Raise kann Spieler verschrecken, die vielleicht callen wollten, oder aber Spieler, die eigentlich selbst raisen wollten, nun zu einem Check bzw. Call verleiten, um dann noch mal over-the-top zu kommen, wenn die Aktion nach einem Raise zu ihnen zurückkommt.

Wie auch immer die einzelne Situation aussehen mag, das Agieren außerhalb der korrekten Reihenfolge kann wesentlichen Einfluss auf den Spiel- bzw. Setzverlauf haben und sollte daher tunlichst vermieden werden.

Noch verpönter ist es, wenn jemand out-of-turn agiert, um die Gegner bewusst zu täuschen oder zum Folden zu bewegen.

Beispiel: Ein looser Spieler raist UTG. Er erhöht viele Hände, foldet aber schnell, wenn die Gegner Widerstand leisten.

Der Big Blind hat eine Hand, mit der er gern den loosen Spieler spielen möchte.

Nun überlegt aber der Button offensichtlich, ob er ebenfalls in die Hand einsteigen möchte.

Um dies zu verhindern, annonciert der Big Blind plötzlich „Reraise“. Der Dealer sagt „Sie sind noch nicht an der Reihe“. Der Button reagiert mit einem „Aber danke für die Info“, grinst und foldet.

Der UTG-Raiser foldet und der Big Blind gewint die Hand bereits vor dem Flop.

Durch sein unfaires Verhalten hat sich der Big Blind also einen entscheidenden Vorteil verschafft.

Zu frühe Aktionen provozieren

Natürlich ist es ebenfalls ein Verstoß gegen die Etikette, wenn Spieler versuchen, durch eine Verzögerung der eigenen Aktion ihre Mitspieler zu einer vorschnellen Aktion zu ermuntern.

Beispiel: Manchmal kommt es vor, dass Spieler ihre Karten so halten/verdecken, dass nachfolgende Mitspieler nicht bemerken, dass vor ihnen noch jemand im Spiel ist.

Wenn dann die „unsichtbaren“ Spieler zusätzlich keine Anstalten machen, irgendeine Aktion zu machen, kann das dazu führen, dass nachfolgende Spieler aus Gründen des Rhythmus ihre Hände bereits folden, callen oder erhöhen. Damit hätte sich der passive, „unsichtbare“ Spieler einen großen Vorteil verschafft.

Natürlich ist es Aufgabe des Dealers, die Aktionen der einzelnen Spieler zu überwachen. Aber je mehr die Spieler am Tisch nach den Regeln und der Etikette verfahren, desto fairer wird das Spiel.

Man muss dringend mal weg

Sollte man aus welchen Gründen auch immer sein Spiel dringend unterbrechen müssen, man ist aber noch nicht an der Reihe, kann man seine Karten einfach liegen lassen und aufstehen. Sollte man an die Reihe kommen und nicht am Tisch sitzen, werden damit die Karten automatisch gefoldet.

Zwar ändert ein solches Vorgehen nichts an der Tatsache, dass man seinen Mitspielern einen Hinweis darauf gibt, dass man diese Hand wohl nicht aktiv spielen wird, aber immer noch besser, als die Hand gleich in die Mitte zu schieben.

Beispiele:

  1. Man sitzt in später Position,
  2. die Spieler vor einem agieren sehr langsam,
  3. man selbst muss aber dringend mal zu den Waschräumen,
  4. die Hand ist schlecht genug, um sie in diesem Fall einfach zu folden und
  5. eventuell schafft man es rechtzeitig wieder zurück an den Tisch

Man lässt die Karten liegen, geht schnell in den Waschraum, eilt zurück und die Action ist noch zwei Plätze links von einem. Man setzt sich wieder und hat noch alle Optionen, wenn man selbst an der Reihe ist.