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Fünf Fehler, die du in der Anfangsphase eines Turniers vermeiden solltest

November 7, 2023
von PokerStars Learn

Ah, so ein jungfräulicher Stack in einem Turnier ist doch ein wunderbares Gefühl. Bevor die erste Hand ausgeteilt wird, scheinen die Möglichkeiten grenzenlos. Diesmal kommst du bestimmt weit und spielst am Finaltisch um großes Geld, oder?

Tja, wenn es in den meisten Turnieren gerade einmal 15% der Spieler in die Geldränge schaffen, erlebst du rein statistisch gesehen mehr Misserfolge als Erfolge. Du kannst ein Turnier in der Anfangsphase nicht gewinnen, aber sehr wohl verlieren. Dann musst du dich neu anmelden oder dir ein anderes Turnier suchen, bevor überhaupt die späte Anmeldung vorbei ist. Hier sind fünf Fehler, die du in der Anfangsphase eines Turniers vermeiden solltest, wenn du den Grundstein für einen erfolgreichen Lauf legen willst.

Du spielst zu viele Blätter

Tight bedeutet wirklich tight.

Im Big $4,40 bei PokerStars nimmst du mit einem Stack von 5.000 Chips am Pokertisch Platz – bei Blinds von 15/30 (4 Ante). Im Vergleich zu deinem großen Chipsberg wirken die Blinds geradezu läppisch – ein Call des üblichen dreifachen Eröffnungseinsatzes kostet dich nicht mal 2% deines Stacks. Da schadet es doch kaum, mit einem spekulativen Blatt großzügig zu callen … oder? Tja, die Sache hat zwei große Haken:

  • Diese kleinen Calls summieren sich ziemlich schnell, vor allem, wenn du auf dem Flop was triffst oder auf einen Draw hoffen kannst. Und dann stehst du plötzlich mit nichts als einem vierten Paar auf dem River da, und 10% deines Stacks sind futsch.
  • Wenn du mit spekulativen Blättern callst, ist deine Blattstärke nach dem Flop vermutlich schwächer als der Rest. So endest du mit einem zweiten Paar ohne Kicker, einem schwachen Flush Draw oder einem Straight Draw, mit denen du selbst dann nicht die Nuts hast, wenn du sie vervollständigst. Im Grunde musst du solche Blätter relativ passiv spielen. Du gewinnst vielleicht einen kleinen Pot, aber oft musst du schnell die Waffen strecken, wenn der Pot zu groß und dein Blatt zu schwach ist. Sofern du nicht extrem gut darin bist, die Blätter deiner Gegner zu durchschauen, erlebst du vermutliche viele schwierige Flops, bei denen du keine Ahnung hast, wo du gerade stehst.

Wenn du viele Chips hast, ergibt es natürlich Sinn, deine Range zu erweitern, aber konzentrier dich bei spekulativen Blättern auf starke Flops: kleine bis mittlere Paare, Suited Connectors und Broadway-Karten lohnen sich, aber lass dich nicht auf Sachen wie Bube-8 offsuit ein.

Du setzt zu viel auf starke Blätter

Wenn wir mit einem starken Blatt in die Runde starten, malen wir uns wahrscheinlich alle sofort aus, wie viele Chips wir am Ende der Hand einsacken, schließlich gehört der Pot schon so gut wie uns. Na ja, nicht so schnell. Mit Startkarten wie zwei Assen, Königen, Damen usw. sollten wir natürlich vor dem Flop bereitwillig viele Chips in den Pot geben – und wenn jemand drauf eingeht, umso besser. Vorsichtig sein müssen wir aber nach dem Flop.

Wenn nach dem Flop viele Chips in den Pot fließen, und du dich durch das Board nicht verbessert hast, denk dran, dass du nur ein Paar hast (oder sogar nur As hoch mit As-König). Und wenn du Buben, Damen oder Könige hast, könnten dir eine oder mehrere Overcards auf dem Board gefährlich werden.

Das ist besonders bei Pots mit mehreren Gegnern riskant. Mal angenommen, du hältst AA und hast auf früher Position mit 90 Chips eröffnet. Der Cutoff, Button und Big Blind callen. Auf dem Flop mit Q87 checken die Gegner, du setzt 180 Chips (ungefähr die Hälfte des Pots), aber dann raist der Cutoff auf 600 und der Big Blind erhöht noch mal auf 1.750. Plötzlich sehen deine Asse gar nicht mehr so siegessicher aus. Nicht nur hat der Cutoff deinen Einsatz geraist und damit klar gemacht, dass er ein starkes Blatt hat, sondern auch der Big Blind scheint es ernst zu meinen. Jetzt solltest du dich fragen, welche Value-Blätter du hier schlagen müsstest. Klar, der Cutoff könnte es auch mit As-Dame etwas übertreiben, aber nach einem Raise und Reraise sollten bei dir die Alarmglocken schrillen. Der Big Blind könnte ein Set Achten haben, ein Set Siebenen, zwei Paare oder zumindest einen starken Kombo-Draw. Und selbst wenn es ein großer Draw ist, sind das nicht unbedingt gute Neuigkeiten für dich, denn gegen ein Blatt wie 109 wärst du mit 56-43 der Underdog.

Wenn die Gegner nach dem Flop viele Chips in die Mitte bringen, ist es ziemlich wahrscheinlich, dass sie durch den Flop die Oberhand haben. So schwierig es sein mag: Ein starker Fold könnte hier der beste Zug sein.

Du verteidigst auf den Blinds nicht breit genug

Das beste Argument, um auf dem Big Blind zu verteidigen, ist natürlich der Preis, den du dafür bekommst. In der Anfangsphase eines Turniers sind die Spieler in später Position meistens sehr aggressiv und eröffnen mit einer großen Range an Blättern. Es lohnt sich also, auf dem Big Blind mit einer breiteren Range zu verteidigen. Wenn wir mit tieferen Stacks einen guten Flop sehen, können wir auch mit einem undurchsichtigen Blatt einen großen Pot gewinnen und den besonderen Big Blind-Jackpot abstauben.

Der Nachteil, wenn du auf den Blinds häufiger verteidigst, ist natürlich, dass du öfter außer Position um den Pot spielst. Die Position ist also der wichtigste Faktor, den du hier verstehen musst: Je früher die Position des Eröffnungs-Raises, desto tighter solltest du verteidigen.

Du setzt nach dem Flop nicht genug auf starke Blätter

Setze immer auf Sets. Ein großes Blatt verdient einen großen Einsatz. Diese zwei Poker-Binsenweisheiten hast du wahrscheinlich schon oft gehört. Früh in einem Turnier kann es verlockend sein, deine starken Blätter nach dem Flop schüchtern zu spielen, um deine Gegner in die Falle zu locken oder sie mit dem zweitstärksten Blatt aufholen zu lassen.

Tatsächlich ist es aber fast immer profitabler, wenn du starke Blätter aufrichtig spielst und auf Value setzt. Wenn deine Gegner nichts haben, folden sie bei deinen verzögerten Value-Einsätzen auf späteren Streets sowieso. Und wenn sie was haben, baust du mit hohen Einsätzen einen größeren Pot zum Gewinnen auf. Nicht nur das: Du lädst die Gegner auch ein, einen großen Fehler zu machen, wenn sie einen unglücklichen Bluff wagen oder mit einem schwächeren Blatt auf Value setzen.

Du hast keinen Plan

Einer der häufigsten Fehler, den Spieler in sämtlichen Phasen eines Turniers machen können, ist, dass sie beim Einsetzen keinen Plan haben.

Mal angenommen, der Flop bringt dir die Nuts und du willst bis zum River alle Chips in die Mitte bringen. Du solltest hier sofort über deine Einsatzhöhen nachdenken, damit du die Größe des Pots entsprechend im Griff hast – nur so wirkt dein All-in auf dem River im Hinblick auf die Potgröße auch angemessen.

Ein Beispiel (Blinds von 50/100, Ante 12 und der effektive Stack ist 5.000):

(Cutoff) Du: A5

(Button) Dein Gegner: [?] [?]

Du raist auf 250 und der Button callt, beide Blinds folden (Pot = 746).

Flop: K93

Du setzt 500 und der Gegner callt (Pot = 1.746).

Turn: 5

Du setzt 1.000 und der Gegner callt (Pot = 3.746).

River: Q

Du gehst für 3.250 All-in und der Gegner callt.

Auf dem River ist der Pot schon größer als dein Stack, sodass du bequem All-in gehen kannst. Hättest du auf dem Flop nur ungefähr ein Viertel gesetzt – zum Beispiel 175 Chips, was bei so einem Board durchaus verlockend ist – wäre es auf dem River deutlich schwieriger, die Chips in die Mitte zu bringen.

Das Szenario oben ist natürlich eine der angenehmeren Entscheidungen. Es gibt deutlich schwierigere Situationen, in denen du einen Plan haben solltest, etwa bei einem Semi-Bluff auf dem Flop mit einem Draw, den du auf dem Turn und River verpasst. Bevor du einen einzigen Chip setzt, solltest du dir überlegen, wie du darauf reagierst, was deine Gegner womöglich machen.

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