Dunning-Kruger-Effekt in Poker
Der Dunning-Kruger-Effekt beschreibt das Verhalten von Selbstvertrauen in Bezug zum erlernten Fachwissen. Dabei geht Selbstüberschätzung mit Unwissen Hand in Hand. Dies zeigt sich auch am Pokertisch.
Im Bereich der Pokerstrategie hat sich in den letzten Jahren viel getan, und das Spiel wird stetig weiterentwickelt. Ein gleichbleibendes Phänomen ist jedoch, dass Anfänger dazu neigen, ihre Fähigkeiten zu hoch einzuschätzen.
Was ist der Dunning-Kruger-Effekt?
Im Journal of Personality and Social Psychology veröffentlichten 1999 Justin Kruger und David Dunning den Artikel „Unskilled and Unaware of It: How Difficulties in Recognizing One’s Own Incompetence Lead to Inflated Self-Assessments“.
Die beiden Psychologen führten eine Reihe von Experimenten durch und stellten fest, dass inkompetente Menschen oftmals ihr eigenes Können überschätzen und das Fachwissen anderer nicht anerkennen.
Dabei kommt zum Tragen, dass sie nicht wissen, was sie nicht wissen. Denn erst, wenn jemand sich der Komplexität des Themas bewusst wird, erfasst er die Bereiche, über die er noch keine Kompetenzen erworben hat. Oder wie David Dunning es kommentierte: „Wenn jemand inkompetent ist, dann kann er nicht wissen, dass er inkompetent ist“.
Der Dunning-Kruger-Effekt am Pokertisch
Poker ist ein Spiel, welches schnell erlernt werden kann. Die Pokerregeln sind leicht verständlich, und die grundlegende Strategie kann ebenfalls ohne großen Aufwand verinnerlicht werden.
Wie in den Experimenten von Dunning und Kruger gelangen Anfänger schnell an einen Punkt, an dem sie nur die Oberfläche eines komplexen Themas erschlossen, jedoch noch nicht den kompletten Umfang erkannt haben.
Poker ist ein Spiel mit unvollständigen Informationen, hinzukommt die Varianz in Poker. Kurzfristig können so schlechte Entscheidungen zu guten Resultaten führen. Poker ist eben genau deshalb reizvoll, da ein Anfänger jederzeit die besten Spieler schlagen kann. Solche Erfolge untermauern die verzerrte Wahrnehmung und bestärken die Selbstüberschätzung.
Dies hat zur Folge, dass Spieler nach den ersten großen Gewinnen Bankroll Management oftmals nicht beachten, zu schnell in den Stakes aufsteigen und auf einem Niveau landen, auf dem sie nichts verloren haben.
Selbsterkenntnis und objektive Einschätzung
Gute Spieler sehen jedoch nicht nur, was hinter ihnen, sondern auch, was noch vor ihnen liegt. Das Lesen von Strategieartikel, das Ansehen von Videos und die Teilnahme an Trainings helfen, die gesamte Komplexität zu erfassen.
Die stetige Analyse des eigenen Spiels schult zudem die Fähigkeit zur Selbstkritik. Der Austausch mit Anderen hilft, neue Gesichtspunkte zu betrachten und die eigene Meinung zu hinterfragen.
Es ist also ratsam sein sein eigens Spiel reflektierend zu betrachten, um Fehler zu finden und sein Spiel stetig weiterzuentwickeln. Analysesoftware kann tiefe Einblicke bieten und helfen, die eigenen Ergebnisse objektiv zu betrachten.
Der Dunning-Kruger-Effekt als Vorteil
Die durch Unwissen erzeugte Selbstüberschätzung ist nicht nur eine Bedrohung, sondern kann am Pokertisch auch hilfreich sein. Gerade auf den niedrigeren Stakes gibt es zahlreiche Spieler, die sich ihrer Fehler nicht bewusst sind. Oft reicht es schon aus, diese Schwächen zu erkennen, um einen entscheidenden Vorteil zu erlangen.