5 verschiedene Weisen, um einen guten Bluff hinzulegen
Ganz grob gesagt gibt es im Poker zwei Arten von Einsätzen: Value-Einsätze und Bluffs. Bei einem Value-Einsatz glaubst du, dass du tatsächlich das beste Blatt hast, und versuchst, deinen Gegnern so viele Chips wie möglich abzuluchsen. Ein Bluff ist ein Einsatz, bei dem du vermutlich das schlechtere Blatt hast – aber gute Chancen, die anderen Spieler zum Folden zu bringen.
Bluffs helfen dir auch, deine Ranges für Value-Einsätze zu schützen und auszugleichen. Wenn du immer nur mit starken Blättern setzt, machst du es deinen Gegnern sehr leicht, zu folden, wenn sie nach dir dran sind. Wenn du aber auch Bluffs in deine Range aufnimmst, werden deine Einsätze unvorhersehbarer.
Es ist gar nicht so leicht, den perfekten Bluff hinzukriegen. Dazu brauchst du gutes Timing sowie ein Verständnis der gegnerischen Blattrange, Spieltendenzen und der anderen Faktoren, die bestimmen, wie oft deine Gegner callen oder folden.
Wann und wie solltest du es also darauf anlegen, deine Gegner zum Folden zu bringen? Hier sind fünf verschiedene Weisen, um einen guten Bluff hinzulegen.
Vor dem Flop All-in gehen und die Blinds stehlen
Das Bluffen kann schon vor dem Flop losgehen. Theoretisch kann jeder Spieler immer noch den Pot gewinnen, wenn die Hand den Flop erreicht, aber du legst es darauf an, die Blinds zu stehlen und Pots kampflos abzuräumen. Das kannst du mit einer großen Bandbreite an Blättern machen, mit sehr starken Startkarten, aber auch mit schwächeren Blättern, die als Bluff dienen.
Beim Bluffen vor dem Flop ist die Position absolut entscheidend – insbesondere, wenn du als Short Stack All-in gehst. Je weniger Spieler nach dir dran sind, desto höher die Chance, dass du sie zum Folden bringst.
Mal angenommen, du bist der Small Blind und hast noch 10 Big Blinds. Die anderen Spieler haben vor dem Flop gefoldet. Dein Gegner auf dem Big Blind hat rund 20 Big Blinds im Stack. Du hast eine gewisse Fold-Equity und du weißt, dass dein Gegner tight ist, wenn es darum geht, Chips aufzugeben.
Du gehst All-in und dein Gegner foldet. Du schnappst dir einen Big Blind plus die Antes und holst dir deinen Small Blind zurück – du machst also einen Profit von rund zwei Big Blinds und vergrößerst deinen Stack um 20%.
In diesem Beispiel haben wir nicht mal dein Blatt erwähnt. In solchen Fällen kannst du mit starken Paaren, Bildkarten, einfarbigen Assen und Königen oder – wenn dein Gegner sehr tight ist – potenziell mit beliebigen Startkarten All-in gehen.

Three Bets vor dem Flop
An schwächeren Tischen kommst du vielleicht damit davon, wenn du der einzige Spieler bist, der loose raist und All-in geht. Wenn du gegen stärkere Gegner spielst, werden deine Mitspieler es aber selbst auf die Blinds abgesehen haben und versuchen, Pots vor dem Flop abzuräumen.
Um diesen hohen Eröffnungs-Raises etwas entgegenzusetzen, kannst du eine Three Bet als Bluff einsetzen. Three Bets sind eine gute Möglichkeit, einen Pot aufzubauen, wenn du ein starkes Blatt hast. Du kannst sie aber auch nutzen, um Druck auf Spieler auszuüben, die mit schwachen Blättern eröffnen.
Sie haben vermutlich nicht die nötigen Odds, um im unteren Bereich ihrer Range zu callen – und wenn sie zu breit callen, kannst du nach deiner Three Bet mit einem Einsatz auf dem Flop nachsetzen.
Je nach Gegner und Situation sind Three Bets mit allen möglichen Blättern sinnvoll – von starken Paaren bis hin zu vollständigen Bluffs. Noch mal: Bluffs gleichen deine Range aus und geben dir gleichzeitig eine Gelegenheit, vor dem Flop einen großen Pot abzuräumen. Und wenn dein Gegner eine Four Bet bringt, kannst du immer noch folden.
Ein Beispiel: Ein aggressiver Spieler hat in den letzten paar Händen mit fast der Hälfte seiner Blätter geraist, um Pots zu stehlen und den Tisch abzuräumen. Jetzt raist er in mittlerer Position, während du auf dem Button sitzt und J♦ 9♦ hältst – kein starkes Blatt, aber mit Potenzial auf dem Flop.
Du setzt also eine Three Bet als Bluff. Du raist auf ungefähr das Dreifache des Eröffnungs-Raises und der Gegner foldet.
Continuation Bets auf dem Flop
Wenn du vor dem Flop der Aggressor warst, ob mit einem Raise oder Re-Raise, werden Spieler, die dich gecallt haben, vermutlich checken. Damit hast du die Wahl, ob du auf dem Flop setzt oder nicht. Bei zahlreichen Flops lohnt sich ein Einsatz, sowohl mit Value-Blättern als auch mit Bluffs.
Deine Gegner erwischen nur in einem Drittel der Fälle einen vorteilhaften Flop. Und selbst wenn sie etwas treffen, können sie mit ihren schwächeren Paaren vielleicht nicht in der Hand bleiben. Deshalb ist eine Continuation Bet als Bluff so effektiv.
Du kannst natürlich nicht jedes Mal bluffen. In einigen Fällen bietet das Board den anderen Spielern zu viel, sodass sie callen und du Chips verlierst. Wenn du zu viel bluffst, durchschauen deine Gegner auch, dass du zu häufig eine Continuation Bet bringst, und callen dich leichter.
Trotzdem: Wenn die Board-Textur in deine Range fällt, deine Gegner zu häufig folden oder du genug Equity hast, um dich auf späteren Streets zu verbessern, lohnt es sich normalerweise, auf dem Flop zu bluffen. Das ist ein kleines Risiko, um einen kleinen Pot zu gewinnen.
Angenommen, du raist auf dem Button mit Q♥ 10♥ und dein Gegner callt auf dem Big Blind. Der Flop bringt A♣ 2♦ 2♥ . Das ist ein sehr trockenes Board mit As hoch.
Dein Gegner checkt und du setzt. Ohne As auf der Hand wird es für deinen Gegner schwierig zu callen – und seine Range enthält nicht so viele Asse wie deine. Also foldet er und du räumst den Pot ab.
Wenn du überlegst, ob du eine Continuation Bet als Bluff bringen sollst, denk am besten schon drüber nach, was du auf dem Turn machst, wenn dein Gegner doch callt. Gibst du je nach Turn-Karte auf oder legst du weiter nach?

Semi-Bluffs mit einem Draw
Draws zählen zu den besten Blättern, mit denen du bluffen kannst. Denn selbst wenn du gecallt wirst, hast du noch ein bisschen Equity in der Hand. Du hast eine Chance, dich auf dem Turn oder River zu verbessern, wenn du deinen Flush oder dein Straight vervollständigst – und dann gewinnst du vermutlich einen umso größeren Pot.
So verschaffst du dir zwei Möglichkeiten, am Pokertisch zu gewinnen. Indem du mit Draws setzt, selbst wackeligen Draws wie Backdoors oder Overcards, zwingst du die anderen Spieler, schwierige Entscheidungen zu treffen. Manchmal gewinnst du den Pot auf der Stelle. Manchmal wirst du gecallt, aber hast noch die Chance auf ein Monsterblatt.
Angenommen du raist in mittlerer Position mit 10♦ 9♦ und der Button callt dich. Als Flop landen 8♦ Q♣ 2♦ . In diesem Fall hast du einen Flush Draw und einen Gutshot Straight Draw gefloppt. Das ist eine sehr gute Situation zum Bluffen, denn hier kannst du ein Damen-Paar vortäuschen, aber hast auch noch einige Outs.
Du setzt 2/3 des Pots und dein Gegner callt. Auf dem Turn landet die Q♥ . Das bringt dir erstmal nichts, aber du legst nach und gibst weiterhin vor, ein starkes vollendetes Blatt mit Damen zu haben. Dein Gegner denkt eine Weile nach und wirft sein Blatt dann ab, sodass der Pot dir gehört.
Aber was wäre, wenn der Gegner deinen Turn-Einsatz aus diesem Beispiel stattdessen callt? Jetzt hast du die berechtigte Sorge, dass er dich deutlich schlägt und wahrscheinlich selbst eine Dame auf der Hand hat. Du bist schon bereit, auf dem River aufzugeben, aber dann landet der J♠ und vervollständigt dein Straight.
Mit einem Full House würde der Gegner dich immer noch schlagen, aber du gehst aufs Ganze und bringst mit einem Einsatz in Pot-Größe alle deine Chips in die Mitte. Der Gegner callt und zeigt ein Three of a kind mit Damen. Du staubst einen großen Pot ab, indem du deinen Semi-Bluff in ein Value-Blatt verwandelt hast.
Bluffs auf dem River
Der River ist eine einzigartige Situation, wenn es um Bluffs gehst. In dem Moment gibt es keine Möglichkeit mehr, wie sich dein Blatt oder das Blatt deines Gegners noch verbessern könnte. Auf dem River gibt es keine Semi-Bluffs, denn Draw-Blätter, die ihre letzte fehlende Karte noch nicht getroffen haben, sind jetzt aus dem Rennen, und es steht fest, wer das beste Blatt hat.
Wenn du glaubst, dein Gegner hat das beste Blatt, musst du dich entscheiden: Bluffen oder Folden. Ein Fold ist hier oft der richtige Zug. Schließlich hat der andere Spieler schon bewiesen, dass er etwas wirklich Starkes hält und keine Scheu hat, Chips in die Mitte zu geben.
Aber andererseits kann man auch aus nichts etwas machen, wenn man den River blufft. Wenn du das Gefühl hast, dass der andere Spieler unsicher ist, wo er steht. In diesem Fall kann ein geschickter Bluff eine Geschichte erzählen, die deinen Gegner überzeugt, dass er geschlagen ist. Mit einem erfolgreichen River-Bluff kannst du riesige Pots gewinnen und deine Gewinnquote sofort erhöhen. Aber wenn es schiefgeht, ist dieser Bluff umso kostspieliger!
Erfahrene Spieler können selbst vollendete Blätter in Bluffs verwandeln, wenn sie das Gefühl haben, schwächer zu sein.
Mal angenommen, du raist vor dem Flop mit J♣ 10♠ und dein Gegner callt auf dem Big Blind. Der Flop bringt 10♣ Q♥ 2♦ . Der Flop ist mittelmäßig für dich. Du hast ein mittleres Paar, was in einigen Fällen das beste Blatt ist, aber es ist unwahrscheinlich, dass du von schwächeren Blättern Value bekommst. Der Gegner checkt und du tust es ihm nach.
Auf dem Turn landet die 5♣ , die eigentlich nicht viel ändern sollte, aber dein Gegner bringt einen großen Einsatz von 3/4 des Pots. Du callst vorsichtig, weil du ein mittleres Paar nicht aufgeben willst, aber du hast den Verdacht, dass dein Gegner es mit einem Damen-Paar auf Value anlegt, nachdem auf dem Flop keine Chips in die Mitte gewandert sind.
Auf dem River landet schließlich das A♠ . Das ist eine Superkarte für dich! Sie verbessert dein Blatt zwar nicht, aber es ist auch unwahrscheinlich, dass das As deinem Gegner etwas bringt. Wenn er tatsächlich eine Dame hält, wird ihm das As nicht gefallen, denn jetzt muss er befürchten, dass du ein Paar Asse, ein Two Pair oder sogar ein Straight erwischt hast.
Der Gegner checkt. Du könntest natürlich auch zum Showdown checken und hoffen, dass du mit deinem Buben vorn liegst, aber du kannst die meisten seiner Dame-X-Blätter zum Folden bringen. Du bringt noch mal einen großen Einsatz auf dem River und der Gegner foldet.
Es gibt viele Möglichkeiten, im Poker einen guten Bluff hinzulegen. Halte Ausschau nach Gelegenheiten, um Gegner aus der Hand zu zwingen, damit du Pots abstauben kannst, selbst wenn du nicht das beste Blatt hast.