Grand Tour – Heads-Up Strategie am Big Blind
In unserer Artikelserie zu PokerStars Grand Tour geht es dieses Mal um die richtige Call-or-Fold Strategie im Heads-Up am Big Blind. Einen Shove zu callen ist um einiges komplizierter, als selbst all-in zu gehen.
Die vorgegebenen Calling Ranges sind nur ein Leitfaden und keines Wegs eine rigide Anleitung. Diese Hand Ranges basieren auf einem spieltheoretischen Gleichgewicht mit der Annahme, dass deine Gegner die optimalen Entscheidungen treffen.
An den Tischen von Grand Tour wirst du jedoch auf viele Spieler treffen, die viel zu vorsichtig agieren und ebenso einige Gegner haben, die zu aggressiv sind. Da deine Calling Range immer kleiner sein muss, als die Shoving Range des Gegners, musst du dementsprechend Anpassungen vornehmen.
Dies hat einen einfachen Grund. Du kannst mit einem Call deinen Gegner niemals zum Folden bringen!
Wie im Artikel zur Push-or-Fold Strategie am Small Blind ist zudem zu beachten, dass die Vorgaben zum Stack sich auf den effektiven Stack beziehen. Der kleinste Stack am Tisch gibt vor, um wie viele Chips effektiv gespielt wird.
Call-or-Fold Range mit 20 Big Blinds
Diese Situation wird selten kommen, denn mit effektiven Stacks dieser Größenordnung werden die meisten Gegner entweder Limpen oder nur klein erhöhen. Einige Spieler befürchten jedoch, dass sie im Postflop-Spiel zu viele Fehler begehen und holen dementsprechend die All-In Keule heraus.
Während es einige Spieler gibt, die auch mit 20 Big Blinds fast alles hineinstellen, so ist dies nicht bei allen Gegner der Fall. Die wenigsten werden mit Müll all-in gehen, dementsprechend selektiv solltest du mit deinen Calls sein.
Wie oben bereits erwähnt, basiert diese Calling Range für den Big Blind auf der Annahme, dass dein Heads-Up Gegner die optimale Pushing Range kennt. Wenn du beobachtest, dass die Gegner mit solchen Stacks häufig klein anspielen oder limpen, dann gehen sie zu selten All-in.
Dies bedeutet, dass sie eine sehr starke Shoving Range haben (meist Paare und nur sehr starke Asse) und du weniger callen kannst.
Call-or-Fold Range mit 12 Big Blinds
Widmen wir uns den Stack-Größen, die häufiger all-in gestellt werden. Im vorhergehenden Artikel sahen wir uns die unterschiedlichen Shoving Ranges an, nun sitzt du auf der anderen Seite und musst richtig reagieren.
Eine weitere Anmerkung zum Thema Calling Range ist die Tatsache, dass sie sehr kopflastig sind. Dies bedeutet, dass es viele hohe Karten gibt. Der Spieler am Small Blind (Button) stellt viele kleinere Hände rein. Diese sind eine Art Semi Bluff, denn sie profitieren von Fold haben jedoch auch Chancen gegen unkoordinierte Broadways wie AT oder KQo.
Der Caller hat jedoch keinerlei Fold Equity und muss darauf hoffen, 50% Equity zu holen, wenn er mit zwölf Big Blinds bezahlt. Daher solltest du mit Assen und den meisten Königen callen, jedoch die meisten anderen Hände – wie beispielsweise J7s – wegwerfen.
Call-or-Fold Range mit 8 Big Blinds
Die Calling Range für einen effektiven Stack von nur acht Big Blinds ist weiter, als die meisten Spieler annehmen würden. Dementsprechend werden hier mit ängstlichen Folds oft Chips verschenkt.
Bitte vergiss nicht den Hinweis von zu Beginn. Wenn dein Gegner zu vorsichtig ist mit seinen All-Ins, darfst du auch nur seltener callen. Wenn sich ein Call mit K2 offsuit und J7 suited falsch anfühlt, da du einen schwachen Gegner hast, dann passe die Calling Range an.
Wenn du beispielsweise merkst, dass der Gegner im Big Blind zu oft foldest, dann ist er ein konservativer Gegner und du kannst mehr gewinnen, wenn du weiterhin am Small Blind aggressiv bist.
Unter dem Strich musst du jedoch in den sauren Apfel beißen und mit vielen Händen bezahlen. Genau diese Calls geben dir den langfristigen Vorteil. Grand Tour hat eine hohe Varianz, aber sich einen Vorteil zu erspielen ist dennoch möglich.
Call-or-Fold Range mit 6 Big Blinds
Wenn dein Gegner mit sechs Big Blinds all-in geht, musst du nur fünf Big Blinds gewinnen, um einen Call zu rechtfertigen. Dies entspricht einer Equity von rund 41,6%, zumindest wenn wir von Chip EV sprechen.
Wir können jedoch knappe Spots verstreichen lassen, wenn wir dafür deutlich lukrativere $EV-Spots angeboten bekommen. Wenn unser Gegner schwach ist – also zu oft callt, oder zu oft foldet, wenn wir im Small Blind sitzen und all-in gehen – dann sollten wir im Big Blind lieber etwas seltener callen und uns die Chips in der nächsten Hand holen.
Call-or-Fold Range mit 4 Big Blinds
Mit einem effektiven Stack von nur noch vier Big Blinds, wird es für dich teuer, wenn du zu viel foldest. Mit vier Big Blinds brauchst du nur 37,5% Equity. Selbst gegen eine aggressive Shoving Range bekommst du dies mit den meisten Händen.
Du musst dir vor Augen halten, dass es keinen Spielraum mehr gibt. Wenn du der Shorty bist und nun wegwirfst, hast du in der nächsten Hand drei Big Blinds und somit ohnehin keine Fold Equity mehr.
Diese Hand Range ist für Calls mit vier Big Blinds. Es sind keine genialen Hände, doch sie erfüllen den Zweck. Mit einer Schrott-Hand wie Q3 offsuit zu callen, mag komisch sein, doch es ist die korrekte Entscheidung.
Fazit
Sei extrem wachem, denn die Stacks erzeugen eine Dynamik am Tisch. Der effektive Stack diktiert das Spiel und hat massive Auswirkungen auf die Call-or-Fold Stratgie. Vergiss jedoch niemals, dass du gegen schwache Gegner – insbesondere die, die zu viel folden und zu selten all-in gehen – lieber tighter callst und dafür am Small Blind die Chips und den Sieg eintütest.