No-Limit Hold’em – größtmögliche Fehler am Turn vermeiden
Es ist ein häufiger Fehler von vielen Anfängern und fortgeschrittenen Anfängern, dass sie sich nicht ausreichend mit dem richtigen Spiel auf dem Turn auseinandersetzen. Der Grund dafür liegt im Lernprozess. In vielen Videos und Strategieartikeln wird auf das optimale Spiel vor und nach dem Flop eingegangen, da dir dies eine solide Grundlage geben kann. Sobald sich jemand bei diesen Einsatzrunden sicher fühlt, ist der nächste Schritt für gewöhnlich die richtige Spielweise auf dem River. Im Vergleich dazu wird die dritte Einsatzrunde, der Turn, oft stiefmütterlich behandelt und sehr vernachlässigt.
Anfänger und Amateure machen ihre größten Fehler in der Regel auf dem Flop und auf dem River. Verständlicherweise also wollen die meisten Spieler ihr Spiel in diesen Situationen perfektionieren. Jedoch wird dabei der Turn erneut übersehen.
Diese Faktoren führen dazu, dass viele Spieler den Turn einfach nur „überleben“ wollen. Sie verfügen über wenig oder ein nicht verlässliches Wissen und eine geringe Erfahrung. Daher versuchen sie, schwächere Gegner in den anderen Einsatzrunden zu erwischen. Schauen wir uns einmal einige der auf dem Turn typischen Fehler an.
Auto-Check auf dem Turn
Der häufigste Fehler auf dem Turn ist der Auto-Check. Ich beobachte dies meist bei Spielern mit einer defensiven Spielweise. Der zugrunde liegende Gedankengang könnte in etwa so lauten: „Ich habe eine starke Hand. Ich treffe damit auf dem Flop, also setze ich. Oh nein, er geht mit. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er auch was hat – ich sollte jetzt also besser vorsichtig weiterspielen. Vielleicht hat er eine stärkere Hand als ich, deshalb checke ich mal lieber auf dem Turn.“
Natürlich ist ein Check nach dem Turn in vielen Situationen der richtige Spielzug, aber nicht immer. Lass uns einmal einen alltäglichen Fehler anschauen:
Du sitzt in später Position und erhöhst vor dem Flop mit K-Q offsuit. Es gibt nur einen Call, von dem Spieler auf dem Big Blind. Der Flop bringt Q-9-2 mit zwei Pik-Karten. Dein Gegenspieler checkt und weil du mit deiner Hand auf dem Flop getroffen hast, fährst du jetzt mit einer Bet in Höhe von 3/4 des Pots fort. Dein Gegenüber callt und auf dem Turn kommt die Kreuz-3. Nach einem weiteren Check deines Gegenspielers bist du dran. Viele Spieler gehen zu passiv mit diesem Turn um und checken. Ist das korrekt?
Nein, natürlich nicht. Die Bandbreite an Startkarten, mit denen unser Gegenspieler vor dem Flop mitgeht (seine Preflop Call Range), enthält eine Menge Kombinationen, die nach dem Flop zum Draw führen. Hierzu zählen viele Flush Draws, J-T, K-J, K-T und manchmal J-8 und T-8. Aufgrund seines Calls vor dem Flop gibt es eine gute Chance, dass er eine dieser Starthände hat.
Es ist unnötig zu erklären, dass für uns ein Wertverlust entsteht, wenn wir auf dem Turn checken, denn er hätte einen großen Einsatz wahrscheinlich gecallt. In diesem Fall wäre selbst ein kleinerer Einsatz besser als ein Check.
Zu große Einsätze auf dem Turn
Ein weiterer verbreiteter Fehler ist das Gegenteil vom Checken: zu große Einsätze auf dem Turn.
Angenommen, du bist in der mittleren Phase eines Online-Multitisch-Turniers mit einem ordentlichen Stack in Höhe von 40 Big Blinds. Lass uns dieselbe Hand und denselben Flop wie im vorherigen Beispiel anschauen. Du erhöhst mit K-Q offsuit um 2,5 Big Blinds und es gibt nur einen Call. Der Flop ist wieder Q-9-2 mit zwei Pik-Karten. Wir fahren mit einem Einsatz von 3 Big Blinds fort, die unser Gegenspieler callt. Auf dem Turn kommt eine Blank, die Drei, und unser Gegner checkt aufs Neue. Der Pot beläuft sich jetzt auf 12,5 Big Blinds. Was wird wohl passieren, wenn du als Nächstes einen Einsatz von 10 bis 12 BB auf dem Turn machst? Obwohl dein Gegenspieler vielleicht sehr gerne den River gesehen hätte, wird ihm dies jetzt zu teuer und er legt schmollend seine Karten nieder. Haben wir einen Fehler gemacht? Ja, das haben wir. In solchen Situationen sollten wir alles daransetzen, unserem Gegenspieler Pot Odds zu geben, die vom mathematischen Standpunkt aus verführerisch aussehen, es in Wirklichkeit aber nicht sind.
Overbet-All-in auf dem Turn
Ein extremes Beispiel eines zu großen Einsatzes auf dem Turn ist ein Overbet-All-in (eine Overbet ist ein Einsatz, dessen Höhe den aktuellen Pot übersteigt). Ein Paradebeispiel hierfür wäre, hohe Paare auf diese Art zu spielen. Nehmen wir einmal an, wir haben Pocket Asse. Wir würden also auf jeden Fall vor dem Flop erhöhen. Nehmen wir nun weiterhin an, ein Spieler geht mit, doch ist er dieses Mal in einer späteren Position als du. Der Flop bringt K-J-7 Rainbow. Wir machen eine C-Bet in Höhe von 3/4 des Pots, die unser Gegenspieler callt. Auf dem Turn kommt die Drei, eine Blank. Wir gehen All-in mit dem Doppelten des Pots. Was erreichen wir mit diesem Spielzug? Würdest du sagen, dass dein Gegenspieler nun eine schwere Entscheidung zu treffen hat? Wenn ja, liegst du falsch, denn tatsächlich haben wir es ihm leichter gemacht. Wenn er beliebige zwei Paare oder irgendeinen Drilling hat, wird er mitgehen. Mit allen anderen Händen wird er folden. Du hast ihn dazu gebracht, alle Hände niederzulegen, die du geschlagen hättest. Und du hast ihn auch um die Gelegenheit gebracht, einen Bluff zu versuchen.
Zusammenfassung
Abschließend lässt sich sagen, dass sowohl ein zu passives als auch ein zu aggressives Spiel auf dem Turn für dich zu einem Wertverlust führen. Beim Poker kann man viele kleine Fehler machen, die auf lange Sicht einen Wertverlust für dich bedeuten. Mit der falschen Spielweise auf dem Turn wirst du nicht nur langfristig, sondern auch im Laufe einzelner Hände bedeutende Summen verlieren.
Für das Spiel auf dem Turn gibt es meiner Meinung nach einen weiteren wichtigen Gesichtspunkt. Wenn wir erkennen, dass in dieser Einsatzrunde mehrere mittelmäßige Spieler die schwächsten Gegner sind, können wir als erfahrenere Spieler einen großen Vorteil daraus ziehen. Es ist vielleicht empfehlenswert, sich einige Stunden mit der Analyse und der Verbesserung des Spiels auf dem Turn zu beschäftigen. Diese Mühe wird sich mit Sicherheit bezahlt machen.