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PKO Turniere – Die Mathematik der Bounty-Jagd

Juli 2, 2020
von PokerStarsSchool

Progressive Knockout-Turniere garantieren satte Action, benötigen jedoch eine spezielle Pokerstrategie. Grund hierfür ist die Mathematik der Kopfgeldjagd. Denn die sogenannten Bounties sind Preise, die du von Beginn an sammeln kannst.

In Poker müssen die Spieler fortlaufend das Risiko abwägen. Die Chips sind der Einsatz, der Pot der potenzielle Gewinn. Das Konzept des Erwartungswerts (EV) ist daher eine der wichtigsten Lektionen.

Allerdings sind Chips nicht immer gleich viel Wert. Im Cash Game, in dem Spieler jederzeit das Spiel beenden und ihre Chips umtauschen können, ist es sehr einfach diesen Wert zu verstehen.

In MTTs ist es nicht ganz so einfach, denn der Chipwert hängt von der Turnierphase ab. So gibt es beispielsweise spezielle Situationen in Satellites, in denen das Weglegen der besten Hand die korrekte Entscheidung ist. Ähnlich verhält es sich, wenn die Sprünge in den Preisgeldern groß sind.

Hier wird der Unterschied zwischen EV (wie viel Geld kannst du gewinnen) und Chip-EV (wie viele Chips kannst du gewinnen) deutlich. In Progressive Knockout-Turnieren gibt es ähnliche Besonderheiten, daher gehen wir in diesem Artikel auf den mathematischen Aspekt der Bounty-Strategie ein.

Bezahlen ohne Aussicht auf ein Kopfgeld

Starten wir mit einem Handbeispiel, welches aus einem regulären Turnier stammt. Es gibt also lediglich Preisgelder, jedoch keine Bounties zu gewinnen. Die Blinds liegen bei 500/1.000, die Preisgelder sind noch nicht in Sicht und der Spieler am Cutoff (CO) eröffnet mit 2.000.

Der Spieler am Button (BU) spielt eine 3-Bet auf 6.000 und wird vom Spieler am CO gecallt. In der Mitte liegen nun 13.500 (6.000 + 6.000 + 1.000 + 500) und der Flop kommt mit Q53. Der Spieler am CO checkt, der Spieler am BU spielt mit 8.000 an und der Spieler am CO geht mit seinen restlichen 29.000 all-in.

Der Spieler am BU kann nun die Aktion beenden und hat die Entscheidung, ob er bezahlen oder wegwerfen soll. In der Mitte liegen mittlerweile 50.500 (13.500 + 8.000 + 29.000) und der Spieler am BU muss 21.000 zahlen, um mitzugehen.

Nun rechnet er nach: 21.000 / (21.000 + 50.500) = 21.000 / 71.500 = 0,2937 = 29,4%

Der Spieler am BU muss also in rund 29% aller Fälle den Showdown gewinnen, um einen Call zu rechtfertigen. Mit 64 hat er einen frechen Bluff gespielt, allerdings auch acht Outs, um eine Straße zu treffen.

8 Outs entsprechen rund 32% Equity (Odds-Faustregel am Flop: Outs * 4). Da 32% höher als 29% sind, ist ein Call keine schlechte Entscheidung. Allerdings ist es eine knappe Angelegenheit. Es kann sein, dass sein Gegner Outs blockiert oder Chancen hat, eine noch bessere Hand zu treffen. Beispielsweise mit QQ ein Full House bis zum River Q5322.

Bezahlen mit Aussicht auf ein Kopfgeld

Doch kommen wir nun zu einem Progressive Knockout-Turnier. Dort gibt es Kopfgeldprämien, wenn ein Spieler einen anderen vom Tisch nimmt. Nehmen wir an, es ist ein PKO-Turnier mit einem Buy-In von $11.

Pro Spieler gehen $5 in den Preispool und $5 sind als eigenes Kopfgeld ausgeschrieben. Nehmen wir an, es spielen 1.000 Teilnehmer und alle starten mit 10.000 in Chips. Es sind also insgesamt 1.000.000 in Chips im Umlauf und der Preispool liegt bei $5.000.

Ein Chip ist also $0,005 wert ($5.000 / 1.000.000), beziehungsweise 200 Chips entsprechen einem Wert von $1.

Nehmen wir an, der Spieler am CO (gleiches Beispiel wie oben, jedoch ein PKO-Turnier) hat bereits eine Bounty in Höhe von $20 auf sich (Anm.: Wir sind früh im Turnier und mögliche Preisgelder spielen noch keine Rolle).

$10 entsprechen also „4.000 in Chips“, die wir in dem obigen Rechenbeispiel hinzufügen können.

Nun sieht die Rechnung wie folgt aus: 21.000 / (21.000 + 50.500 + 4.000) = 21.000 / 75.500 = 0,2781 = 27,8%.

Daher muss der Spieler am BU nur in 27,8% (statt 29,4%) gewinnen, was den Call noch einfacher macht.

Zusammenfassung:

  • Wenn es knappe Entscheidungen sind, du jedoch ein Kopfgeld gewinnen kannst, dann entscheide dich, die Chips in die Mitte zu bringen.
  • In PKO-Turnieren sind reguläre MTT-Spieler oft zu konservativ.
  • Die Kopfgeldjagd ist nur ein Teil des Erfolges. Dein Ziel ist immer noch der Turniersieg. Lege dich nicht mit Spielern an, die deinen Stack gefährden können.

 

 

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