Tuesday, 18th February 2025 03:21
Home / News / Das „Fake All-in“: Ein neuer Trend bei Pokerturnieren

Ein Spieler ist an der Reihe und geht All-in. Oder doch nicht? Tatsächlich behält er 1-2 Big Blinds übrig, oder manchmal auch nur einen einzigen Chip.

Dieser Trend wird immer beliebter – aber warum?

In diesem Artikel wollen wir den „Fake All-in“-Trend unter die Lupe nehmen und herausfinden, warum Spieler:innen so handeln … und welchen Einfluss dies auf das eigene Spiel haben kann.

Ist es Stalling?

Das Wichtigste zuerst – ist es „Stalling“, also Zeitverzögerung?

Viele Spieler:innen lassen sich oft sehr viel Zeit für ihre Entscheidung, bevor sie alle bis auf einen ihrer Chips setzen. Falls sie ihrerseits danach mit einem Shove konfrontiert werden, können sie sich also erneut Zeit lassen – in der Hoffnung, dass ein anderer Spieler vor ihnen aus dem Turnier ausscheidet und sie dadurch ein höheres Preisgeld einstreichen.

Es ist schwierig, eine eindeutige Aussage zu treffen, aber laut einigen Pokertheoretikern kann das „Fake All-in“ durchaus als eine Form von „Semi-Betrug“ angesehen werden. Jede Zeitverzögerung ist schlecht fürs Pokern, weil sie das Spiel für Freizeitspieler weniger unterhaltsam macht und die Anzahl der Hände verringert, die am Tisch gespielt werden.

Die Preflop-Variante

Es gibt zwei Varianten des „Fake All-in“-Trends. Bei der ersten Version erhöht ein Spieler vor dem Flop um 50–75 % seines Stacks und behält ein paar Big Blinds zurück.

Dafür gibt es zwei Gründe:

  • Der Spieler will vermeiden, in Dreier-All-in-Pötte verwickelt zu werden.
  • Der Spieler will erreichen, dass jemand anderes vor ihm aussscheidet.

Wer All-in geht, hat keine Kontrolle darüber, wie viele andere gegen ihn antreten werden. Jeder einzelne Spieler hinter einem könnte All-in gehen und/oder erneut All-in gehen, sodass man letztlich gegen einige absolute Monster antreten muss. Natürlich ist das kein Problem, wenn man A A hält, aber andere Hände sehen das wahrscheinlich weniger gelassen.

Wer einige Chips zurückbehält und nicht All-in geht, kann jederzeit gegen einen Gegner callen, in der Hoffnung, zu verdoppeln. Und wenn es zwei oder mehr Re-Shoves gibt, kann derjenige in der Hoffnung, dass einer dieser Gegner ausscheidet, einfach folden und dadurch in der Auszahlungstabelle aufsteigen.

Die River-Variante

Die zweite „Fake All-in“-Variante findet auf dem River statt – und dies ist normalerweise der Zeitpunkt, an dem ein Spieler genau einen Chip zurückbehält. Wenn auf dem River All-in geht, ist man entweder sehr stark oder sehr schwach. Indem man sich einen Chip zurückbehält, muss man nie die sofortige Entscheidung über sein Turnierleben treffen.

Wer das „Fake All-in“ als Value Bet einsetzt, kann ein All-in callen und viele Chips verdienen. Und wer es als Bluff benutzt, hat ohnehin null Equity und kann bei einem gegnerischen All-in einfach folden.

Je kleiner der Chipstapel, desto wertvoller werden diese Chips. Also ist es eine äußerst schwerwiegende Entscheidung, wann und in welcher Phase man seinen letzten Chip einsetzt. Schließlich riskiert man damit, aus dem Turnier zu fliegen.

Der Folgen sind erheblich: Wer All-in geht, gecallt wird und sich irrt, scheidet aus. Wer beim Bluffen All-in geht und gecallt wird, kann folden und bleibt im Turnier.

Das sollte man vermeiden

Eines muss man auf jeden Fall beachten: Dieser Move sollte niemals auf einem River erfolgen, bei dem es nur um wenig Value geht. Als Beispiel kann ein Pot vom Finaltisch des WSOP Main Events 2022 dienen, zwischen dem späteren Zweiten Adrian Attenborough und dem Drittplatzierten Michael Duek.

Michael Duek

Nachdem Duek vor dem Flop eine 3-Bet gebracht hatte, checkten beide Spieler auf dem Flop. Auf dem Turn brachte Duek einen Einsatz, und Attenborough ging mit.

Das Board zeigte nun Q 10 5 K 3 , und Duek setzte 52.000.000 in einen Pot von über 85.000.000 und behielt nur 5.000.000 zurück – knapp unter zwei Big Blinds. Duek hielt K 8 für das Top-Paar … und sah sich sofort einem All-in von Attenborough gegenüber.

Mit einem Seufzer schob Duek seine letzten Chips in den Pot, obwohl er theoretisch immer noch unglaublich gute Pot Odds hatte – bis Attenborough A J umdrehte und ihm seinen Nut Straight zeigte.

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