Powerjamming mit Patrick
Ab und zu findet ein neuer Pokerausdruck Eingang in das Pokerlexikon, aber noch nie wurde ein Begriff so direkt einem bestimmten Spieler zugeschrieben. Der betreffende Spieler ist Patrick Leonard, die englische Onlinepoker-Legende. Und der neue Begriff? Power Jam.
Laut eigenen Aussagen hat „Pads“ Leonard bei EPT Main Events schon „viele“ Power Jams durchgezogen. Und er behauptet, während der World Championship of Online Poker (WCOOP) 2024 beeindruckende 117 Power Jams geschafft zu haben. Immerhin hat der Brite bei dieser Serie seiner eindrucksvollen Pokerkarriere zwei weitere WCOOP-Titel hinzufügen können. Die meisten seiner Erfolge sind übrigens in seinen Instagram-Storys dokumentiert …
Aber was ist ein Power Jam und wann sollte man einen solchen polarisierenden Move in Betracht ziehen? Also haben wir schlicht und einfach den Mann gefragt, der den Begriff geprägt hat.
Was ist ein Power Jam?
„Ein Power Jam ist ein Pokermove, bei dem man ein Vielfaches des Pots setzt – und das normalerweise, weil man entweder eine Hand hat, mit der man bluffen will, oder weil man eine Hand hat, die viele Chips einbringen soll“, erklärt Leonard.
Ein Beispiel: Nehmen wir an, der Cut-off eröffnet und du verteidigst den Big Blind. Der Flop bringt Dame-Zehn-Vier und der Cut-off setzt. Du gehst mit. Die Fünf auf dem Turn wird von euch beiden gecheckt. Dann erscheint eine Sechs auf dem River, sodass das Board Dame-Zehn-Vier-Fünf-Sechs zeigt. Darauf gehst du All-in für das Zehnfache des Pots.
„Du wirst mit einigen Händen wie den Nuts bis zum River kommen – wie mit zwei Paaren, da er den Turn gecheckt hat und dich daher nie schlagen kann“, sagt Leonard. “Aber du wirst auch mit Händen wie König-Bube, Bube-Neun, Straight Draws und Flush Draws an diesem Punkt landen.“
Leonard erklärt, dass man in solchen Momenten mit seinen Bluffs keine zu niedrigen Einsätze bringen darf, weil man sonst zu oft gecallt wird. Aber auch mit den Nuts sollte man nicht zu niedrig setzen, weil man sonst viel Value auf dem Tisch liegen lässt.
„Du kombinierst also eine große Zahl von Bluffs mit einigen wirklich starken, mächtigen Händen – daher auch der Name ‚Power Jam’“, sagt er. “Damit drängt du deine Gegner entweder aus dem Pot, oder du sicherst dir den optimalen Gegenwert.“
Hängt der Power Jam vom Gegner ab?
Ein Power Jam ist ein extremer Move. Also haben wir uns gefragt, ob bestimmte Gegner besonders gut als Ziel für einen Power Jam geeignet sind.
„Manche Spieler kann man dazu bringen, ihre gesamte Range zu folden“, erzählt Leonard. “Aber wenn man viele Big Blinds auf dem River setzt, müssen sie ohnehin viel folden, damit es ein erfolgreicher Bluff wird. Wer also ohnehin viel foldet, den bringt man mit dem Move zum Folden. Das macht einen selbst ein bisschen unberechenbar.“
Für Leonard ist es schwierig, ein Pokerface zu bewahren, wenn er seine Gegner mit Power Jams überrascht.
Natürlich ist es schwieriger, einen Power Jam am Live-Tisch zu bringen, als online einfach auf einen Button zu klicken.
„Man darf sich absolut nichts anmerken lassen, wenn der Gegner fragt: „Wie viel? WIE VIEL?“, sagt Leonard mit einem Grinsen.
Ein Beitrag zur Pokersprache
Hohe Overbets werden beim Poker schon lange angewandt und studiert, aber das schmälert nicht Leonards Beitrag zum Poker-Vokabular.
„Es ist ein theoretisches Konzept, ich habe ihm nur einen Namen gegeben“, meint er. “Wir erfinden sowieso viele Namen. Zum Beispiel haben wir einen Move namens ‚MegaMaster‘, bei dem man jemanden dazu bringt, ein besseres Blatt zu folden, aber ein schlechteres Blatt zu callen. Das passiert zum Beispiel, wenn man auf dem Turn All-in geht und der Gegner mit einem Combo-Draw callen, aber ein mittleres Paar folden würde. Das ist der ‚MegaMaster‘.
„[Derartige Begriffe] machen es im Spiel einfacher, weil man nicht über die Theorie nachdenken muss, sondern einfach sagen kann: Oh, das ist ein MegaMaster-Spot. Und das ist ein Power Jam-Spot. Es ist schlicht eine einfachere Möglichkeit, seinen Schülern das Spiel zu erklären.“
Aber die Popularisierung des Power Jams hat auch ihre Schattenseiten. „Jetzt callen mich die Leute viel öfter, als sie sollten“, sagt er.
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