Razz – Seven Card Stud Lowball
Razz ist eine interessante und actionreiche Pokervariante. Gespielt wird Seven Card Stud. Allerdings gewinnt am Ende die niedrigste Hand, was es zu einem Lowball-Spiel macht. Wie alle Formen von Poker ist Razz schnell zu erlernen, jedoch nur mit Aufwand zu meistern. In diesem Artikel erklären wir die Regeln und Grundlagen und legen damit das Fundament.
Wichtig: Obwohl dies ein Einsteigerartikel ist, müssen Beginner zunächst den Artikel über Seven Card Stud lesen. Dort werden alle Spielabläufe, die auch für Razz Poker gelten, erklärt.
Razz Regeln lernen
Razz ist Seven Card Stud Lowball mit einer Ace-to-Five Wertung. Dies bedeutet, dass Asse immer die niedrigsten Karten sind und es weder Straight noch Flush gibt. Die beste Hand ist das sogenannte Wheel: A2345
Beim Showdown bilden die Spieler ihre Hand, indem sie die fünf niedrigsten ihrer insgesamt sieben Karten verwenden. Mehrere Razz-Hände vergleicht man, indem man zuerst die größte Karte zum Vergleich heranzieht. Sollte diese den identischen Rang haben, wägt man die zweigrößte Karte und so fort.
Beispiele:
Spieler A: A2|54JK|9
Spieler B: 73|42K6|T
Spieler B hat ein 7-6 Low und schlägt Spieler A (9-5 Low).
Spieler A: 58|2542|8
Spieler B: 2A|9A69|J
Spieler A muss das Paar Zweier spielen (4-5-8-2-2) und verliert gegen Spieler B, der ein J-9 Low (A-2-6-9-J) hält.
Spieler A: 53|627A|8
Spieler B: JK|A253|6
Sowohl A als auch B spielen A-2-3-5-6, so dass der Pot geteilt wird.
Spieler A: 64|38Q5|A
Spieler B: 35|294T|6
Spieler A hält A-3-4-5-6 und schlägt somit Spieler B (2-3-4-5-6).
Starthände im Razz
Wie auch im Seven Card Stud gibt es für Razz-Poker keine Starthandtabellen. Das Spiel ist sehr dynamisch und die offenen Karten [Face Cards] der Gegner, sind so wichtig, wie die eigene Hand.
Die besten Starthände sind „drei Karten zu einem Wheel“, also Karten zwischen Ass und 5. Anmerken muss man allerdings, dass diese Premiumhände nicht immer haushoher Favorit sind.
Beispiele:
Spieler A: A23
Spieler B: 456
Spieler A gewinnt in (nur) 52,9% aller Fälle.
Spieler A: A23
Spieler B: 789
Spieler A gewinnt in 65,6% aller Fälle.
Spieler A: A23
Spieler B: 456
Spieler C: 789
Spieler A hat eine Equity von 43,8%, Spieler B eine Equity von 38,8% und Spieler C ist nun ein deutlicher Underdog (17,4%).
Wie bereits erwähnt, sind die Outs entscheidend. Nehmen wir das letzte Beispiel, ergänzen jedoch fünf weitere Spieler. Diese haben Karten, die Spieler C schon hält, die anderen Spieler allerdings benötigen könnten, weggeworfen.
Spieler A: A23
Spieler B: 456
Spieler C: 789
Dead Cards: 7,8,9,7,8
Spieler A hat weiterhin die besten Aussichten, liegt allerdings mit einer Equity von 36,5% nur noch knapp vor Spieler B (32,2%) und Spieler C (31,3%).
Noch drastischer wirken sich (fehlende) Outs aus, wenn zwei Spieler jeweils die Outs des Anderen halten. Hierfür modifizieren wir das erste Beispiel von oben..
Spieler A: A23
Spieler B: 456
Dead Cards: 4,5,6,4,5,6
Spieler B ist nun ein deutlicher Favorit und gewinnt in 68,8% aller Fälle, da er wesentlich höhere Chancen hat, sich zu verbessern.
Razz Smoothness
Um die Stärke der eigenen Starthand besser einschätzen zu können, muss man sich mit dem Konzept der Smoothness vertraut machen. „Smooth“ (glatt, geschmeidig) bedeutet, dass ein Draw stärker ist. Das Gegenteil ist „rough“ (rau).
Beispiel:
Hand 1: 78|6
Hand 2: A2|8
In beiden Händen startet man mit einem Draw auf ein 8-high Low. Hand 1 ist deutlich schlechter, da man auf eine Rough-7 spielt, wohingegen Hand 2 „smooth“ ist, da man auf eine sehr starke 8-high Hand spielt.
Wie bereits erwähnt sind die stärksten Starthände, drei Karten zwischen Ass und 5 und alle Outs sind ‚live‘. In der Kategorie „gute Starthände“ sind drei Karten zwischen Ass und 6 sowie eine 7 mit zwei Karten zwischen Ass und 4.
Mittelstärke Hände sind drei Karten zu einem rough 7-high Low oder einem smooth 8-high Low. Hände mit einer 9 oder schlechter sind generell zu meiden. Fortgeschrittene Spieler können diese in short-handed Spielen oder in loose-passive Games aber durchaus spielen.
Offene Karten im Razz
Razz Poker ist ein Spiel mit vielen Bluffs und Semi-Bluffs. Neben den eigenen Händen und den Outs, ist es extrem wichtig, welche Face Card man hält. Sollte die Starthand keine Premiumhand sein, muss man vorsichtiger sein, wenn die höchste Karte offen liegt.
Beispiel:
Hand 1: 27|8
Hand 2: 78|2
Obwohl es dieselbe Hand ist, spielen sich Hand 1 und Hand 2 unterschiedlich. Hand 2 ist ein Raise, Hand 1 sollten Anfänger in den Muck befördern.
Im Artikel Razz-Poker Starthände gehen wir näher auf verschiedene Ideen ein.
Razz Poker Spielen
Wir gehen lediglich auf einige Grundkonzepte des Spiels ein. Danach sollte man seine ersten Erfahrungen an den Tischen von PokerStars sammeln. Wer sein Wissen vertiefen möchte, findet in den folgenden Abschnitten passende Links zu weiterführenden Artikeln.
3rd-Street
In allen Formen von Poker sollte man aufpassen, wie die Gegner spielen, auch wenn man gerade keine aktive Hand hat. Insbesondere im Razz, denn hier kann man schnell sehen, welche Spieler bestimmte Hände spielen und seine eigene Range – die Hände, die man spielt – anpassen.
Gegen konservative Spieler kann man öfter die Antes stehlen, doch sollte weniger ‚loose‘ callen. Gegen besonders wilde Spieler sollte man Razz Ante Steals aufgeben, dafür auch mehr Hände spielen. Die Spielernotizen sind hierbei ein wichtiges Hilfsmittel.
Direkt nach dem Bring-In muss man deutlich stärkere Hände spielen, da noch einige Spieler nach einem kommen. In später Position kann man mehr Hände spielen. Mit marginalen Hände sollte man aber nur bezahlen, wenn man die Action abschließen kann. Um zu entscheiden, ob man folden, callen oder (re-) raisen sollte, muss man sich immer überlegen, was man möchte. Position ist entscheidend.
Mit einer Monsterhand will man zwar möglichst viel Geld in die Mitte bekommen, doch in einer Heads-Up Situation lohnt es sich, nur zu callen. Der Grund hierfür ist, dass man so seine Hand verschleiert. Die verlorene Equity macht man auf den späteren Straßen wett. Ein weiterer Vorteil ist Pot Control.
In Händen mit mehreren Spielern verhält es sich ein jedoch anders. Spielt ein schlechter Spieler oder ein Spieler mit einer schwachen Hand vor einem an, sollte man isolieren.
Eröffnet ein starker Spieler, oder jemand mit einer guten Face Card und hinter einem kommt noch ein schlechter Spieler mit marginaler Karte, dann sollte man diesen Spieler nicht verdrängen.
Beispiel:
Spieler A: A23
Spieler B: 456
Spieler C: 789
Sollte Spieler A eröffnen , Spieler B isoliert und Spieler C wirft weg, dann liegen A und B ungefähr gleich auf. Callt Spieler B jedoch nur und Spieler C geht mit, verlieren A und B zwar etwas Euqity, doch der Pot wird größer.
Weitere Details gibt es im Artikel Razz – Spiel auf der 3rd-Street.
4th-Street
In einer Heads-Up Situation auf der 4th-Street haben entweder beide Spieler gut getroffen, beide Spieler schlecht getroffen oder einer von beiden hat sich verbessert. Sollten beide mit einer ähnlich starken Face Karte gestartet haben und beide haben gleich getroffen, sollte man passiv spielen (Check/Call). Eine Ausnahme wäre, wenn man sich auf der 3rd-Street weit vorne sieht und der Gegner trifft eine Karte, die man bereits besitzt.
Sollte der Gegner eine Broadway-Karte getroffen haben und man selbst hat eine starke Karte (6 oder niedriger), sollte man automatisch anspielen. Auch (Vor allem) wenn man eine seiner versteckten Karten gepaart hat.
Hat man im Razz die 4rd-Street verpasst (J oder höher) oder sogar seine offene Karte gepaart und der Gegner trifft eine niedrige Karte, muss man abwägen, wie groß der Pot ist. Der Gegner wird in fast allen Fällen nicht nur jetzt, sondern auch auf der 5th-Street anspielen. Dies sind drei Small Bets, die man zahlen muss.
5th-Street
Ab nun gibt es die Big Bets, so dass die Einsätze verdoppelt werden. Spieler können zum ersten Mal eine ‚Made Hand‘ halten, also fünf kleine unkoordinierte Karten. Starke und gute Hände sollte man sich bezahlen lassen. Von mittelstarken Starthänden, die sich nicht drastisch verbessert haben, sollte man sich trennen.
Ein guter Draw, bei dem die Outs noch im Spiel sind, ist ein Favorit gegen eine schlechte Made Hand. Haben beide Spieler eine schlechte Made Hände mit einem Broadway, so ist der bessere Draw der Favorit. Eine Made 8-High ist allerdings besser, als jeder Wheel Draw.
Beispiele:
Hand 1: A2|34K (53,6%)
Hand 2: 56|789 (46,4%)
Hand 1: A2|34K (57,6%)
Hand 2: 56|74J (42,4%)
Hand 1: A2|349 (44,9%)
Hand 2: 56|748 (55,1%)
Weitere Beispiele gibt es im Artikel zum Razz Spiel auf der 5th-Street.
6th-Street
Generell gilt, wer die 6th-Street zahlt, sollte auch am River callen. Daher sollte man sich von Draws in fast allen Fällen verabschieden. Ausnahmen sind Monster Draws zu einem Wheel und die Outs sind noch im Spiel sowie ein Gegner mit einem sehr schlechten Board.
Spieler 1: A2|34KK
Spieler 2: XX|789Q
Selbst im ‚Worst Case‘ (Spieler 2 hält 5 und 6) haben wir nicht nur die Odds zum callen, sondern auch – und dies ist viel wichtiger – eine gute Euqity auf dem River.
Da Stud ein ‚Kaufspiel‘ ist, wird auf der 6th-Street im Razz selten gefoldet. Oft ist der Call berechtigt, doch nicht nur Anfänger lassen auf dieser Straße zu viel Geld liegen. Man sollte sich Zeit nehmen und die gegnerische Hand noch einmal lesen.
Auch wenn Razz ein Spiel mit vielen Bluffs ist, so ist man ab und an bereits geschlagen oder im besten Fall sehr weit hinten. Nur mit einer Made Hand, die in etwa der Stärke des Gegners entspricht, sollte man zahlen. Im Artikel Fortgeschrittenenkonzepte gibt es weitere Beispiele.
7th-Street
Stud ist eine Pokervariante, bei der man ab und zu absolut sicher sein kann, dass man die bessere Hand hält oder bereits geschlagen ist. Leider hat man diesen Luxus nicht immer und man muss im Razz die Gegner und Hände lesen.
Ein Fehler ist sicherlich, dass man auf dem River im Razz zu oft foldet. Die Pod Odds sind meist gut, so dass man zahlen sollte. Allerdings darf man sich nicht zu jedem Call überreden. Wenn ein Spieler auf 5th-, 6th- und 7th-Street jeweils eine Bet abfeuert, hat er meist die Hand, die repräsentiert.