Home / Stud Poker Kurs / Stud Poker / Stud Poker – Einführung und Strategie

Stud Poker – Einführung und Strategie

Seven Card Stud Poker kann mit der richtigen Strategie eine sehr lukrative Variante sein. In diesem Artikel erklären wir die grundlegende Taktik, um sich am Tisch zurechtzufinden.

Dies ist der zweite Artikel zu unserem Stud Poker-Kurs. Wer den einführenden Beitrag zur Seven Card Stud-Regelkunde noch nicht gelesen hat, sollte dies zuerst nachholen. Innerhalb dieses Strategieartikels verlinken wir zu ausführlicheren Beiträgen, so dass man sein Wissen weiter vertiefen kann.

Seven Card Stud Strategie

Stud ist sehr komplex, da es extrem situationsabhängig ist. Wie bei allen Formen von Poker benötigt man auch für Seven Card Stud sehr viel Zeit und Geduld, bis man erste Erfolge vorzeigen kann. Allerdings ist es auch so, dass man mit ein paar Grundregeln schon in kleinen Partien mitspielen kann oder bei Mixed Games nicht direkt der schlechteste Spieler am Tisch ist.

Wer Stud Poker dauerhaft spielen möchte, muss sich Gedanken zum Bankroll Management machen. Da es eine zusätzliche Bietrunde gibt und man oft aufgrund der Pot Odds callen muss, sollte man über mindestens 350 Big Bets verfügen. Spielt man höher, werden die Gegner stärker und aggressiver, sodass man sein Geld noch konservativer verwalten muss.

Die wohl wichtigste Hilfe betrifft die Karten der Gegner. Sobald die Karten ausgeteilt wurden, muss man sich diese merken. Anfänger werden natürlich ihre Probleme haben und auch manch fortgeschrittene Spieler vergisst die ein oder andere Karte der Gegner. Dies bedeutet allerdings nicht, dass man an dieser Stelle Stud Poker schon abschreiben sollte.

Es reicht schon aus, zwei oder drei Wochen lang zu Hause jeden Tag eine halbe Stunde „Card Counting“ zu üben, und man erzielt beachtliche Ergebnisse. Es gibt aber auch eine Reihe von Memotechniken, mit denen man arbeiten kann.

Eine recht einfache – wenn auch nicht sonderlich zuverlässige – Methode, ist die Karten der Gegner nach Größe zu sortieren und mehrmals schnell hintereinander aufzusagen. Anfangs ohne Suits, später dann mit den Farben.

Seven Card Stud Starthände

Im Gegensatz zu Hold’em gibt es bei Stud keine Starthandtabellen, die einem den Einstieg erleichtern. Die erste Frage, die sich ein Beginner stellen sollte, ist folgende: „Sind meine Karten alle am Leben?“

Damit ist gemeint, ob die eigenen Karten noch genügend Outs haben. Selbst ein Paar Asse oder Könige kann man unter Umständen direkt in den Muck befördern. Hier ein extremes Beispiel, wie man mit der besten Starthand, der große Underdog ist.

Spieler A: KK|3
Spieler F: 89|10
Spieler G: QQ|A

Spieler A muss mit den „buried Kings“ den Bring-In zahlen. Spieler B 3, Spieler C K, Spieler D 3 sowie Spieler E K werfen weg. Spieler F zahlt die Completion und Spieler G erhöht. Wir sind mit einer Equity von rund 19% in einer extrem schlechten Position, da wir uns kaum verbessern können. Noch dazu wissen wir nicht, ob Spieler G nicht bereits ein höheres Paar oder Spieler F nicht vielleicht einen Drilling hält.

Doch kommen wir zu den spielbaren Stud Starthänden.

Drillinge

Hier kommen die ‚Pocket Rockets‘ des Stud, die besten Starthände überhaupt. Bekommt man Trips gedealt, ist dies eine feine Sache. Diese Hände kann man immer Spielen, wobei sie natürlich auch keine Gewinngarantie darstellen. In 60% aller Fälle hält man am River immer noch den Drilling. Auf der anderen Seite hat man in 32% der Fälle auf dem River ein Full House und in 8% aller Fälle sogar Quads gemacht (Vgl. Seven Card Stud Wahrscheinlichkeiten).

Die traurige Nachricht ist, dass man im Schnitt nur alle 425 Hände ‚rolled up‘ ist, also einen Drilling nur mit 0,24% Wahrscheinlichkeit gedealt bekommt.

Paare

Hier fängt es schon an, kompliziert zu werden. Man bekommt in knapp über 20% der Fälle ein Paar gedealt, doch es gibt große Unterschiede. Nicht nur muss man zwischen hohen, mittleren und kleinen Paaren differenzieren.

Es ist auch wichtig, ob sie ‚wired‘ (verdrahtet) beziehungsweise verdeckt, oder ‚splitted‘ (geteilt) und damit sichtbar sind. Hinzu kommt der in der Einleitung erwähnte Faktor der Outs und der Kicker ist ebenfalls entscheidend.

Mittlere Paare sollte man nur spielen, wenn sich die großen Karten gegenseitig blockieren, man alle Outs und einen guten Kicker hat. Mit kleineren Paaren sollte man noch vorsichtiger sein. Ein sehr starker Kicker (Ass oder König, idealerweise noch suited) könnten ein Grund sein, sich billig die 4th-Street anzusehen.

Ausnahmen sind eine gute Position, um die Antes zu stehlen oder wenn man in einer sehr passiven Runde sitzt und viele Spieler callen.

Mit hohen Paaren sollte man aggressiv Spielen, da sich diese Hände besser im Heads-Up behaupten. In unserem Artikel zu den Starthänden in Seven Card Stud, gibt es eine Reihe weiterführender Beispiele.

Draws

Ein (hoher) Straight Flush Draw ist eine (sehr) starke Hand, da man viele Outs hat, um sich zu verbessern. Ein Two Pair ist am Ende oft gut genug, um den Pot zu gewinnen. Vielleicht paart man auch seine offene Karte auf der 4th- oder 5th-Street und kann die Hand vorzeitig entscheiden. Leider bekommt man eine solche Hand nur selten und noch seltener sind alle Outs am Leben.

3-Card Flush

Eine potenzielle Starthand sind drei Karten zu einem Flush. Hier ist es entscheidend, wie hoch die höchste Karte beziehungsweise wie hoch die Karten im Allgemeinen sind. Hat man alle Outs, so trifft man auf der 4th-Street in rund 20% aller Fälle eine weitere Karte zum Flush und in etwa 18% aller Fälle ein Paar.

Anmerken muss man allerdings, dass nur in 18% aller Fälle am Ende einen Flush bekommt und dies auch nur, wenn keines der Outs bei den Gegnern landet. Somit sollte man kleine, unzusammenhängende Karten lieber aussortieren.

3-Card Straight

Wahrend man im Schnitt alle 18 Hände suited Cards gedealt bekommt, so erhält man nur alle 43 Hände drei aufeinanderfolgende Karten. Zwar verbessert man seine Hand in 35% alle Fälle auf der nächsten Straße (zum Open Ender oder einem Pair), doch nur in 14% aller Fälle macht man am letztendlich die Straight.

Damit ist klar, dass man von kleinen Straight Draws die Finger weglassen sollte. Dagegen gibt es durchaus Situationen, in denen man einen Hohen Gutshot Draw wie etwa K-Q-T spielen kann. Wer sich mehr mit diesen Starthänden beschäftigen will, findet im Artikel Draws als Starthände in Stud einige Beispiele.

Spielplan für die einzelnen Bietrunden

Wie bereits erwähnt ist Stud ein sehr komplexes Spiel und dies wir geben nur eine Beginnerstrategie. Wer jedoch mit generellen Pokerkonzepten wie Pot Equity, Implied Odds, Reverse Implied Odds, Fold Equity, Semi-Bluff et cetera vertraut ist, sollte sich schnell zurechtfinden. Im folgenden ‚Schlachtplan‘ verlinken wir zu weiterführenden Artikeln.

3rd-Street

Über die Starthände wissen wir nun Bescheid. Nun gilt es, dieses Wissen auch anzuwenden. Monster wie Drillinge sollte man von Anfang an aggressiv spielen. Eine gute Gelegenheit für einen Slowroll wäre eine frühe Position und aggressive Spieler mit hohen Karten hinter sich. Draws spielen sich auch gegen mehrere Gegner gut, sodass man zunächst passiv sein kann. Nackte Paare wiederum spielen sich gegen wenige Gegner am besten.

Ein wichtiger Faktor, um zwischen Raise und Call zu entscheiden, ist, was für eine Hand repräsentiert man?

4th-Street

Marginale Hände sollten sich verbessert haben. Dies muss nicht bedeuten, dass man aus einem kleinen Paar einen Drilling macht oder eine weitere Karte zu seinem Draw erhält. Ein Draw mit einem Paar, ein Paar mit drei Karten einer Farbe oder aber auch ein Out, welches ein Gegner benötigt, können die eigene Hand verbessern.

Generell gilt zwar, dass ein Bet besser als ein Call ist und man daher aktiv sein sollte. Dennoch muss man mit weniger starken Händen über Pot Control nachdenken. Die 4th-Street in Stud Poker ist die letzte Bietrunde vor den Big Bets. Wenn keiner der Spieler sich verbessert hat, kann man vielleicht mit einer Bet auf der nächsten Straße den Pot gewinnen und will daher den Pot nicht aufblähen, da die Gegner sonst bessere Odds bekommen.

5th und 6th-Street

Gerade das Spiel auf den späten Straßen ist entscheidend, da hier die großen Bets gespielt werden und das meiste Geld gewonnen oder verloren wird. Inzwischen muss man sich auch von marginalen vier Karten Draws trennen und Paare loslassen können. Wichtig ist einschätzen zu können, wie weit sich der oder die Gegner verbessert haben.

Daher ist es auch so wichtig, alle offenen Karten – auch die bereits im Muck sind – zu kennen. Beispiele gibt es in unserem Artikel zum Spiel auf der 5th & 6th-Street in Stud Poker.

7th-Street

Ein schwerwiegender Anfängerfehler sind ‚heldenhafte‘ Folds. Sollte man mit einem Kombo Draw auf der 6th-Street gecallt haben und nicht einmal ein Paar halten, darf man wegwerfen. Die häufigste Hand auf dem River in Stud Poker ist ein Two Pair, dennoch sollte man in den allermeisten Fällen callen, wenn man damit zum Show Down kommt.