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Stud Poker – Draws als Starthände

Wie bereits in der Einführung erwähnt, wird Seven Card Stud auch gern als „Kaufspiel“ bezeichnet. Da die Starthand bereits aus drei Karten besteht, kann man bereits zur ersten Setzrunde einen Draw halten. Solchen Draws kommt hier eine größere Bedeutung zu als bei jeder anderen Pokervariante.

Daher ist es wichtig, sich mit den Voraussetzungen zu beschäftigen, unter denen ein Draw eine sehr starke Hand darstellt, gerade so spielbar ist oder besser in den Muck gehört.

Man unterscheidet zwei Formen von Draws: Die Flushdraws, bei denen die drei Startkarten in der gleichen Farbe vorliegen, und die Straightdraws, bei denen die Starthand bereits drei Karten einer möglichen Straßenkombination enthält.

Flush Draws in Seven Card Stud

Ob man einen Flushdraw als Starthand spielen kann und wie aggressiv man ihn spielen sollte, wird im Wesentlichen von drei Faktoren beeinflusst:

  • Die Anzahl der offenen Karten der gleichen Farbe
  • Der Wert der eigenen offenen Karte
  • Die Position

Wenn bei den Gegnern keine offenen Karten der gleichen Farbe zu sehen sind, ist der Flushdraw meistens spielbar, es sei denn, die Action kommt mit einem Complete, Raise und Reraise und keine der drei Flush-Karten ist vom Wert her höher als die offenen Karten der wettenden Mitspieler.

Beispiel 1

Ich starte mit 23|7. Vor mir macht die offene 10 ein Complete, der J raist und der offene K reraist. Auch wenn ich kein weiteres Pik bei den übrigen offenen Karten entdecken konnte, folde ich hier den Flushdraw. Denn meistens spiele ich mindestens gegen zwei Spieler, die bereits ein höheres Paar halten als meine höchste eigene Karte darstellt. In diesem Fall habe ich kaum eine Nebenlösung, das Spiel am Ende über ein oder zwei Paare zu gewinnen, sondern muss fast immer den Flush machen, um als Sieger aus der Hand hervorzugehen.

Halten die Gegner ein oder zwei offene Karten der eigenen Farbe, sollte ein Flushdraw nur gespielt werden, wenn die Aktion maximal mit einem Complete ankommt und weitere Alternativlösungen existieren. Dies ist der Fall, wenn beispielsweise die eigenen Karten „lebendig“ sind (also noch keine unserer drei Karten bei einem der Gegner offen liegt) und zumindest eine unserer Karten einen höheren Wert besitzt als die offene Karte des Spielers, der das Complete gemacht hat.

Beispiel 2

Meine Starthand ist 210|K. Bei meinen Mitspielern sehe ich die 9 und die 7, zwei meiner Flush-Karten sind also schon aus dem Spiel. Ich sehe aber weder einen weiteren K noch eine T oder eine 2. Der Spieler mit der offenen Q macht das Complete und es wird nicht weiter erhöht. Ich calle die Bet, da meine Karten „lebendig“ sind und ich zusätzlich zum Flushdraw noch einige andere Gewinnszenarien habe. Treffe ich beispielsweise auf der Fourth Street einen King, schlage ich ein mögliches Paar Damen sofort und habe trotzdem noch die Verbesserungsmöglichkeit über den Flushdraw.

Die Frage, wie aggressiv man einen Flushdraw spielt, hängt vor allem davon ab, wie viele höhere Karten man im Vergleich zu den offenen Karten der Mitspieler hat. Wenn man selbst die höchste offene Karte hält und einen Flushdraw spielt, sollte man generell mit einem Raise in der ersten Setzrunde starten. Ein Flushdraw an sich hat noch keine innere Stärke und wird vom kleinsten Paar geschlagen. In diesem Fall will man einerseits die Anzahl der möglichen Mitspieler durch den Raise reduzieren, andererseits wird die Drawing Hand für die Gegner nicht gleich so offensichtlich.

Straight Draws in Seven Card Stud

Straightdraws kommen beim Seven Card Stud als Starthände recht häufig vor, aber nur ein kleiner Teil davon ist auch spielbar. Wie beim Texas Hold’em unterscheidet man die „offenen“ Straightdraws, wie beispielsweise 5-6-7, und die „inside“ Straightdraws, wie 7-9-T. Die Frage, ob man einen Straightdraw als Starthand spielen kann, wird maßgeblich durch die Analyse der folgenden Kriterien beantwortet:

1. Wie hoch ist der Wert der Karten?

Es ist ganz klar, dass ein erheblicher Qualitätsunterschied besteht, ob man 3-4-6 oder T-J-K als Starthand bekommt. Beides sind Inside Straightdraws. Während die erstgenannte Hand unter nahezu allen Bedingungen sofort in den Muck gehört, ist die zweite in den meisten Fällen zumindest einen Eröffnungsraise wert. Paart sich eine der drei hohen Karten auf der Fourth Street, ist es oft wahrscheinlich, dass man sofort die in diesem Moment beste Hand hält. Paaren sich hingegen im ersten Beispiel die Drei, Vier oder Sechs, hat sich die Hand zwar etwas verbessert, in aller Regel ist man aber insbesondere gegen mehrere Mitspieler immer noch Underdog.

2. Wie „lebendig“ sind die benötigten Karten zur Straight?

Bei der Beantwortung dieser Frage wird sofort deutlich, warum zusammenhängende, also offene Straightdraws eine wesentlich günstigere Ausgangslage als Gutdraws darstellen. Mit 5-6-7 hat man acht direkte Outs (viermal 4 und viermal 8), um einen direkten offenen Straightdraw zu bekommen und acht weitere Outs (viermal 3 und viermal 9) für einen direkten Gutshot-Draw, also insgesamt 16 Karten, die unsere Hand auf der Fourth Street signifikant verbessern können.

Einen offenen Straightdraw sollte man nicht mehr als Starthand spielen, wenn bereits drei der benötigten Anschlusskarten offen zu sehen waren. Mit zwei offenen Anschlusskarten kann man diesen Draw nur dann spielen, wenn zumindest eine der drei Startkarten höher ist als die höchste sichtbare Karte der Gegner. Einen Gutshot-Draw sollte man nur dann als Starthand in Erwägung ziehen, wenn keine der benötigten Gutshot-Karten sichtbar war und mindestens zwei Startkarten höher sind als die höchste offene Karte der Mitspieler.

Beispiel 3

Meine Starthand ist 810J und ich bin in vorletzter Position. Nach dem Forced Bet (3) macht der Spieler mit der offenen 6 das Complete und wird von seinem linken Nachbarn mit der offenen 7 gecallt. Unter allen offenen Karten war keine 9 zu sehen. Ich calle das Complete ebenfalls und sollte meine offene Karte die T oder der J sein, raise ich sogar.

Das Raise kann in vielen Fällen den Spieler mit dem Forced Bet zur unmittelbaren Aufgabe bewegen und die beiden Mitspieler werden mich vermutlich nur dann reraisen, wenn sie beispielsweise ein verdecktes Paar haben, das höher als meine Doorcard (die offen liegende Karte) ist.

3. Welche „Nebenlösungen“ zur Straight gibt es?

Sind zwei Karten des Straightdraws von der gleichen Farbe, verbessert sich die Qualität der Hand insbesondere dann, wenn keine weiteren Karten dieser Farbe offen zu sehen waren. Besonders sollte man auch darauf achten, ob die Werte der drei Straight-Karten noch „lebendig“ sind. Hat man keine dieser Karten bei den Mitspielern als Doorcard entdecken können, verbessert sich die Qualität der Starthand ebenfalls deutlich.

Generell empfiehlt es sich, insbesondere für einen Anfänger, im Seven Card Stud mit dem Spielen von Straightdraws eher zurückhaltend zu agieren. Die Qualität der Hand wird oft überschätzt und bei mangelhafter Selektion der Starthände werden im weiteren Verlauf des Spiels viele Bets vollkommen unnötig verschenkt. Selbst eine optisch sehr stark wirkende Starthand wie etwa 67|8 (offener Straightflush-Draw) ist immer noch mit etwa 45 % Gewinnchance leichter Underdog gegen ein einfaches Paar Kings mit Kicker J!