Poker Turnier Deal – den perfekten Handel vereinbaren
Chip Chop oder ICM Deal. Es gibt verschiedene Vereinbarungen, die am Final Table eines Pokerturniers ausgehandelt werden. So vereinbarst du den perfekten Deal.
Es ist immer ein fantastisches Gefühl, es an den Finaltisch eines Live- oder Online-Turniers geschafft zu haben. Doch es kann auch schlagartig verwirrend und sogar frustrierend werden, wenn jemand einen Deal vorschlägt und du nicht über allzu viel Erfahrung auf diesem Gebiet verfügst. Denn wenn dir der beste Deal entgeht, kann dich das eine ganze Menge Geld kosten, und oftmals wärst du besser dran gewesen, wenn du stattdessen weitergespielt hättest.
Dieser Beitrag entstand in Kooperation mit Lex Veldhuis, Randy Lew und Jaime Staples, im Auftrag von PokerStars School, und soll dir helfen, diese Fehler in Zukunft zu vermeiden. Alle vier können auf einen großen Erfahrungsschatz im Spielen und Gewinnen von Pokerturnieren und dem Aushandeln entscheidender Deals dabei zurückgreifen. Lies weiter, um zu erfahren, wann du einen Deal machen solltest und wie du dir das beste Ergebnis sicherst.
Was ist eure Meinung zu der Option, Deals zu machen? Denkt ihr, es ist für das Spiel förderlich, oder dass das Gegenteil der Fall ist?
Jaime Staples: Ich halte Deals für einen sehr interessanten Aspekt von Turnierpoker! Wie sonst auch im Leben, kann es so zu einem anderen Ergebnis als „Alles oder Nichts“ kommen. Es liegt an uns, sicherzustellen, dass wir dabei unseren fairen Anteil erhalten (oder auch mehr!). Ich mag es, diese Option zu haben.
Randy Lew: Hätte ich die Wahl dazwischen, dass es keine Deals gäbe oder dass es sie gäbe, würde ich mich für die Option „keine Deals“ entscheiden. Ich denke, wenn wir unser Bestes geben, um bis ans Ende des Turniers zu kommen, würde ein Deal zu diesem Zeitpunkt dem Spiel die Spannung rauben, die es mit sich bringt, wenn man von einem Platz auf den nächsten springt und sich so ein viel höheres Preisgeld sichert. Es ist zu erwarten, dass Spieler in dieser Spielphase unter dem meisten Druck stehen.
Was haltet ihr davon, dass einige Pokerräume keine Deals akzeptieren mit der Begründung, es würde den Spannungsfaktor des Turniers ruinieren?
Lex Veldhuis: Es ist ziemlich absurd, denn sie [die Casinos] treiben das Preisgeld für den ersten Platz für gewöhnlich in die Höhe. Vom wirtschaftlichen Standpunkt aus betrachtet hat es deshalb einen negativen Effekt. Für die Öffentlichkeit ist es ebenfalls nicht schlecht, bei Deals zuzuschauen. Es nimmt dem Ganzen überhaupt nichts an Prestige! Es zeigt lediglich, dass alle Beteiligten voll und ganz bei der Sache sind und dass das Geld ihnen etwas bedeutet.
Was würdet ihr persönlich bevorzugen, wenn euch die Option angeboten wird, einen Deal auszuhandeln? Würdet ihr lieber spielen oder euch das Geld sichern?
Jaime Staples: Wenn es ein Turnier ist, das ich live auf meinem Twitch-Stream übertrage, würde ich eher sagen, „kein Deal“ und zu Ende spielen. Es macht die Situation bedeutend spannender. Würde es mir dagegen nur ums Geld gehen, würde ich bestimmt eine Menge Deals machen wollen. Es kann die wahnsinnigen finanziellen Aufs und Abs beim Poker etwas eindämmen.
Randy Lew: Ich bevorzuge es für gewöhnlich, weiterzuspielen, als ein gewisses Preisgeld im Rahmen eines Deals zu sichern. Denn nach meiner Erfahrung spiele ich unter Druck besser als meine Gegenspieler. Wenn die Preisgelder massiv in die Höhe schnellen, führt das bei vielen Spielern dazu, dass sie ins Stocken geraten und so zu viel leichteren Gegnern werden.
Wann habt ihr einen wichtigen Deal gemacht? Wie seid ihr es angegangen? Was habt ihr getan und warum?
Randy Lew: Den größten und so ziemlich einzigen Deal, den ich in Erinnerung habe, haben wir beim 2013 $1.050 SCOOP Main Event abgeschlossen. Die Preise am Finaltisch waren irrsinnig hoch, und als nur noch sechs Spieler übrig waren, wollten sie einen Deal machen. Der angebotene Deal sah $230.000 vor, doch ich lehnte am Ende ab, und das, obwohl ich der Small Stack war. Denn ich hatte das Gefühl, dass meine Gegenspieler unbedingt einen Deal wollten und daher etwas überschaubarer gespielt haben. Also dachte ich mir, wenn es mir gelänge, nur einmal ordentlich zu verdoppeln, könnte ich meine Position im Wettkampf um die Top-Plätze verbessern und sogar noch mehr gewinnen. Wir spielten weiter, bis wir noch vier am Tisch waren und das Spiel erneut für einen Deal pausiert wurde. Und dieses Mal stimmte ich einem Deal zu, der mir $368.000 einbrachte. Es war ein sehr hoher Betrag und ich war zufrieden, es dabei zu belassen, auch, weil die Stacks mit steigenden Blinds sogar noch mehr abnahmen. Irgendwann ist ein Punkt erreicht, an dem ich nicht mehr allzu viel Geld dem Risiko der Varianz aussetzen will.
Habt ihr jemals einen besseren Deal als den ursprünglich vorgelegten ausgehandelt? Und wie?
Lex Veldhuis: Ich gab meinen Mitspielern einfach bekannt, dass es mir egal ist und ich ohnehin gewinnen würde. Und dass ich der erfahrenste Spieler am Tisch wäre und dass sie es mit meiner Erfahrung in Poker und dem Spiel um derart hohe Einsätze nicht aufnehmen könnten.
Jaime Staples: Wann immer ich es versuche und einen Deal aushandeln will, verfolge ich diese Absicht. Ich habe den Eindruck, dass schon mal die Auffassung vertreten wird, dass das Verhandeln von Deals „fair“ sein soll. So wie ich es jedoch immer angegangen bin, ist es einfach ein Bestandteil des Pokerturniers. Es ist nichts anderes, als mit einer schönen starken Hand, wie J-T Suited, einen Raise zu machen. Es mag zwar sein, dass der Small Blind mit K-4 theoretisch die bessere Hand hat. Doch wozu spielt man Poker, wenn man nicht versucht, zu gewinnen, und stattdessen nur entsprechend der Stärke seiner Hand agiert? Ich werde also immer versuchen, mehr herauszuholen.
Was würdest du beim Aushandeln eines Deals empfehlen?
Lex Veldhuis: Man sollte nie einen zu verzweifelten Eindruck machen. Meistens solltest du bereit sein, auch weiterzuspielen. Wenn jemand $10.000 mehr fordert, als ICM es vorsieht, und du den Deal immer noch willst, biete niemals an, das Geld aus eigener Tasche zu zahlen. Erkläre dich stattdessen bereit, für einen Teilbetrag aufzukommen. In diesem Fall wäre die passende Antwort also: „$3.000 ist alles, was ich bereit bin, zu zahlen.“ Lass keinen Spielraum in dem, was du im Rahmen der Verhandlung sagst. Mach den Leuten klar, dass du dich nicht unterbuttern lässt.
Jaime Staples: Information ist hier der Schlüssel. Doch es macht sich ebenfalls bezahlt, selbst den Startpunkt der Verhandlung festzulegen. Es gibt also zwei mögliche Ansätze, jeweils abhängig von deinen Gegenspielern. Der erste Ansatz ist, von vornherein deine Erwartungen mitzuteilen. Dies gibt dir einen gewissen Schwellenwert, den du als Verhandlungsbasis verwenden kannst. Wenn du sagst „Ich will $200.000 mehr als die vorgelegten Zahlen“, ist es unwahrscheinlich, dass sie versuchen werden, dich dazu zu bringen, weniger als diese Zahlen zu akzeptieren. So machst du von vornherein klar, dass du einen guten Deal erwartest.
Die zweite Vorgehensweise ist, den anderen Spielern das Reden zu überlassen, bevor du aktiv in die Verhandlung einsteigst. Dies gibt dir die Möglichkeit, zuerst alle wichtigen Informationen zu erhalten, bevor du dir deinen Standpunkt überlegst. Vielleicht kannst du dir auch eine Einschätzung davon machen, was deine Gegenspieler gerade denken. Sind sie nervös, wollen Sie zocken oder werden sie ungeduldig?
Was sollte man bei der Verhandlung eines Deals vermeiden?
Randy Lew: Ich würde es vermeiden, auf einen großen Teilbetrag von dem ursprünglich vorgeschlagenen Deal zu verzichten. Denn man kommt irgendwann an einen Punkt, an dem man zu viel aufgibt, um sich eine höhere garantierte Preisauszahlung zu sichern. Beim Pokerspiel ist ein gewisses Maß an Risiko nun mal unvermeidlich.
Jaime Staples: Sieh es alles als ein Geschäft an! Es ist niemals ein persönlicher Angriff, lediglich eine Geschäftsverhandlung. Wem es gelingt, einen kühlen Kopf zu bewahren, der wird auch die rationellsten Entscheidungen treffen können.
Wann sollte man auf einen Deal hinarbeiten und wann sollte man es sich zum Ziel setzen, das Spiel weiterzuführen?
Lex Veldhuis: Wenn die Differenz zwischen den aufkommenden Preisgeldern so groß ist, dass du praktisch um lebensverändernde Gewinne spielst, solltest du die Sicherheit eines Deals bevorzugen. Eine solche Chance wird wahrscheinlich nie wiederkommen. So wirst du Frieden mit dir selbst schließen können.
Randy Lew: Versetze dich auch in die Lage deiner Gegenspieler während der Deal-Verhandlung. Zieh es in Betracht, wie sie vor dem Verhandeln eines Deals gespielt haben. Das kann dir einen guten Hinweis geben darüber, wie entschlossen sie sind, höher in den Preisrängen zu kommen.