Wechsel von Cash Game zu Turnierpoker
Immer wenn große Majors oder Turnierserien anstehen, denken vielen von euch Cash Game-Spielern nach, wie sie den Wechsel zu Turnieren schaffen, um diesen lebensverändernden Preisgeldern nachjagen zu können. Doch Vorsicht, ein raffiniertes und akkurates Cash Game-Spiel, das ohne Anpassung an die Turniertische gespielt wird, ist so schlecht wie ein schwaches, schlampiges Turnierspiel. Lasst uns einige der wesentlichen Anpassungen erkunden, die wir als Cash-Spieler implementieren müssen, bevor wir eine persönliche MTT-Schedule planen.
Turnier Hand-Auswahl ist Kunst, keine Wissenschaft
Cash Games werden in einer ruhigen, unendlichen Umgebung, in der du höchstens sehr langsam ausgeblindet wirst, gespielt. Aus diesem Grund eignet sich eine standardisierte Hand Range zum eröffnen der Hand, ganz gut. Auf eine Phase, in der du „card dead“ bist und keine spielbare Hand bekommst, folgt ein rettender Heater, bei dem du 15 von 20 Händen eröffnest.
Das Problem bei einem Turnier ist jedoch, dass die Card Dead-Phase dich deinen Stack kosten kann und der Heater erst kommt, wenn du short-stacked bist. Wenn er überhaupt noch kommt. Turniere werden in einer schnellen, endlichen Umgebung gespielt und die Blinds knabbern kontinuierlich an deinem Turnierleben. Auf eine gute Hand zu warten, ist zuzusehen, wie du viele schlechte Hände, wie beispielsweise 84 offsuit, entsorgst.
Während es bei einem Cash Game langfristig keinen Sinn macht, mit so einer Hand vom Cutoff aus die Blinds zu stehlen, kann dies in einem Turnier schon ganz anders aussehen.
In der mittleren Phase eines Majors hilft dir dein tightes Images, um erfolgreich die Blinds zu klauen. Wenn du nicht schnell handelst, dann hast du aufgrund der steigenden Blinds bald keinen Stack mehr. Ein Bettler darf nicht wählerisch sein und aus diesem Grund ist die Zeit gekommen, um anzugreifen. Cash Game-Spieler zögern oft, mit absolutem Müll einen solchen Versuch zu wagen. Doch Turnierspiel ist etwas für Opportunisten und Menschen, die erkennen, wenn sich das Klima verändert und eine Chance geboten wird.
Du musst vielleicht EV-positive Spielzüge ablehnen
Für einen Cash Game-Spieler hört es sich diese Aussage vielleicht verrückt an. Daher ist es wichtig, zunächst einmal den Unterschied zwischen +Chip EV und +$EV zu definieren. In Cash Games gibt es nämlich nur einen Erwartungswert (EV), da die Chips ihrem Wert entsprechen. In Turnieren kannst du jedoch nicht vom Tisch gehen und dir deine Chips auszahlen lassen und die Umrechnung ist um einiges komplizierter.
Jeder guter Turnierspieler hat ein gutes Verständnis seines „Turnierlebens“. Vereinfacht gesprochen, ist es dein Bestehen im Turnier, welches dir erlaubt viel Geld zu gewinnen. Da die Sprünge in den Preisgeldern exponentiell anwachsen wenn wir uns dem Final Table nähern, ist ein langes Bestehen im Turnier erstrebenswert, da es einen positiven Erwartungswert (+$EV) hat. Viele Chips zu gewinnen hat zwar ebenfalls einen positiven Erwartungswert, aber du musst abwägen, ob es das Risiko rechtfertigt.
Nehmen wir ein einfaches Beispiel. Du setzt $100 in Cash Game Chips und kannst in 50% aller Fälle $101 in Cash Game Chips gewinnen. Obwohl du die Hälfte aller Spiele verlierst, machst du im Schnitt pro „Spiel“ einen Gewinn von $0,50 und triffst somit eine Entscheidung mit positiven Erwartungswert (+$EV). In einem Turnier sieht es jedoch nicht anders aus.
Nehmen wir an, du spielst ein großen Event und befindest dich in der mittleren Phase. Es gibt eine ähnliche Situation, bei der du 1.000 in Chips investieren musst, um 1.010 in Chips zu gewinnen. Die Gewinnchance liegt immer noch bei 50% und im Schnitt gewinnst du 5 in Chips. Allerdings sind die 1.000 in Chips ein ordentlicher Anteil deines Stacks. Damit ist dies eine schlechte Investition.
Ja, es ist eine „+Chip EV“-Entscheidung, aber es ist keine mit einem positiven Erwartungswert (+$EV). Der Grund hierfür ist, dass die gewonnenen Chips nicht so viel wert sind, wie die verlorenen. Dein Turnierleben muss bewahrt werden.
Kleine Bets erreichen mehr
In dem Beispiel oben haben wir gesehen, dass du deutlich vorsichtiger mit deinen Chips umgehen musst. Damit ergibt sich jedoch auch im Umkehrschluss, dass du weniger riskieren musst, um deinen Bets Gewicht zu verleihen.
An einem Cash Game-Tisch kann sich jeder nachkaufen, wenn sein Stack klein wird. In einem Turnier sieht dies anders aus und jeder verlorene Chips bringt einen Spieler näher an die Rails. Du musst also nicht viel setzten, um deinen Gegner unter Druck zu setzten.
Natürlich gibt es noch weitere Unterschiede zwischen Cash Games und Turnieren. Wenn du jedoch vor dem Wechsel stehst, hast du nun einen groben Überblick. Mache dich mit Push-and-Fold Strategien vertraut und wirf dich ins das Getümmel.