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Tight-aggressive Spielweise in Poker

Eine grundlegend richtige Strategie für Anfänger ist, tight und aggressiv Poker zu spielen. Tight bedeutet, nur wenige Hände zu spielen und mit schlechten Karten konsequent zu passen. Ein aggressiver Spieler setzt und erhöht häufig, callt hingegen nur selten. Wer tight und aggressiv spielt, wartet also auf vorteilhafte Situationen und nutzt diese konsequent aus.

Dies ist eine Herangehensweise, die sich nicht nur beim Pokern, sondern auch auf den meisten anderen Lebensgebieten bewährt. Ebenfalls wichtig ist es, möglichst viele Informationen über die Hände der Gegner zu sammeln und dadurch bessere Entscheidungen zu treffen.

Tight spielen

Es gibt 169 verschiedene Starthände beim Texas-Hold’em-Poker. Der meiste Gewinn kommt von einigen wenigen herausragenden Starthänden, vor allem von hohen Paaren wie AA, KK und QQ. Auch Hände mit zwei sehr hohen Karten von einer Farbe, bspw. AK, bringen oft erhebliche Gewinne. Solche Blätter erhält man allerdings nur selten. Viel häufiger bekommt man schwache Hände wie 82, Q7 oder totalen Schrott wie 72.

Hält man selbst eine schlechte Starthand und der Gegner eine gute, hat man von Anfang an einen großen Nachteil. Selbst Profis können in einer solchen Situation langfristig keine Gewinne erzielen. Deshalb ist es wichtig, schon vor dem Flop konsequent zu passen, wenn die ersten beiden Karten nicht gut sind.

Diese Spielweise wird als tight bezeichnet. Man geht sehr selektiv vor und spielt nur dann Hände, wenn man wahrscheinlich einen Vorteil hat. An einem Tisch mit neun Spielern sollte man nur etwa 15 % bis 20 % seiner Hände spielen. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass man in vier von fünf Fällen schon vor dem Flop passen sollte. Manche Gegner werden sich an diese Empfehlung nicht halten und fast jede Hand spielen. Ein solcher Spielstil wird als loose bezeichnet. Das Resultat ist, dass sie sehr oft mit schwachen Händen gegen starke Blätter der Gegner antreten müssen (einer von neun Spielern hat fast immer eine ordentliche Hand) und viel Geld verlieren.

Aggressiv spielen

Aggression ist beim Pokern etwas Positives. Es hat eine ganz andere Bedeutung als in anderen Lebensbereichen. Gemeint ist, häufig zu setzen und zu erhöhen und nur selten zu callen. Durch eigenes Setzen und Erhöhen kann man das Spielgeschehen am stärksten zum eigenen Vorteil beeinflussen. Deshalb spielen alle erfolgreichen Pokerprofis aggressiv.

Ganz besonders wichtig ist es, konsequent zu setzen, wenn man wahrscheinlich vorn liegt. Wenn dann Gegner mitgehen, kommt mehr Geld in den Pot. Das ist gut, weil man ja Favorit ist, die Hand zu gewinnen. Passen alle Gegner, ist dies ebenfalls vorteilhaft. Damit hat man dann jedes Risiko, die Hand doch noch zu verlieren, ausgeschlossen. Wenn man hingegen nur checkt, bleibt der Pot klein und man gibt den Gegnern eine kostenlose Chance, ihre Hand zu verbessern.

Beispiel: Wir halten AK, der Gegner hält J10, auf dem Flop kommt K92 und $10 sind im Pot. Wir haben Top Pair und damit das beste Blatt. Der Gegner hält eine schwache Hand, allerdings würde er mit einer am Turn eine Straße machen. Vergleichen wir nun drei mögliche Fälle, die leicht eintreten können:

  • Wenn wir jetzt $5 setzen und der Gegner passt, haben wir die $10 sicher.
  • Setzen wir $5 und der Gegner callt, wird der Pot wesentlich größer. Weil wir sehr wahrscheinlich gewinnen werden, ist dies noch besser, als wenn der Gegner passt.
  • Wenn wir hingegen nicht setzen, wird unser Mitspieler wahrscheinlich ebenfalls checken. Dadurch bekommt er die Chance, eine Q zu treffen, ohne dass er dafür zusätzlich etwas setzen muss.

Für uns ist es also besser zu setzen, egal ob der Gegner mitgeht oder nicht. In dieser Situation zu checken wäre ein Fehler.

Einige Spieler setzen fast nie, wenn sie eine gute Hand haben, weil sie nicht wollen, dass der Gegner foldet. Diese Spielweise wird Slowplay genannt. Ein Slowplay ist allerdings meistens ein Fehler, weil es fast immer besser ist, den Gegner zum Folden zu bringen, als ihm eine kostenlose Chance zu geben, die Hand doch noch zu gewinnen.

Hält man eine sehr schwache Hand, kann man setzen, in der Hoffnung, alle Gegner zum Folden zu bringen. Einen solchen Einsatz nennt man Bluff. Die Möglichkeit des Bluffens macht Poker zu einem sehr spannenden Spiel. Gerade als Anfänger muss man allerdings sehr aufpassen und sollte nur selten bluffen. In den meisten Fällen sollte man seine schwachen Hände einfach folden und auf gute Hände warten, um zu setzen.

Position und Informationen ausnutzen

Würde man Poker mit offenen Karten spielen, wäre jeder Reiz dahin: Jeder könnte eindeutig sehen, wer die beste Hand hält und perfekt spielen. In echt sehen wir die Holecards der Gegner nicht und machen deshalb Fehler. Je mehr wir über die Karten der Mitspieler wissen, desto besser können wir spielen. Wir können die Karten der Gegner zwar nie mit Sicherheit bestimmen, aber jedes Mal, wenn ein Mitspieler an der Reihe ist, bekommen wir zusätzliche Informationen.

Es deutet auf eine gute Hand hin, wenn jemand setzt oder erhöht. Wenn er callt, können seine Karten nicht ganz schlecht sein und wenn er foldet, müssen wir uns um den Gegner keine Sorgen mehr machen. Wenn wir in guter Position sind, idealerweise im Button, sind wir in jeder Setzrunde spät bzw. als Letzter an der Reihe (was der Begriff Position bedeutet, kann im Artikel „Regeln von Texas Hold’em“ nachgelesen werden). Dies ermöglicht es uns, die Aktionen der Gegner zu beobachten und dann bessere Entscheidungen zu treffen.

Beispiel: Wir sind im Button und halten A10. Dies ist eine ordentliche Starthand, überragend ist sie allerdings nicht. Nun können wir beobachten, was die Spieler vor uns machen und unser Spiel anpassen. Schauen wir uns zwei mögliche Szenarien an:

  • Alle Gegner vor uns passen. Jetzt haben wir nur noch zwei Spieler, um die wir uns Sorgen machen müssen (die beiden Blinds). Wahrscheinlich haben wir aber die beste Hand und sollten deshalb erhöhen.
  • Ein Spieler in früher Position erhöht und alle anderen Gegner folden. Jetzt liegen wir sehr wahrscheinlich hinten. Der Spieler in früher Position wird normalerweise nur erhöhen, wenn er ein sehr starkes Blatt hat, typischerweise ein hohes Paar oder AK. Unsere Chance gegen eine solche Starthand zu gewinnen ist sehr klein und wir sollten passen.

Wir haben also die zusätzlichen Informationen in dieser Hand genutzt, um die optimale Entscheidung zu treffen. Wären wir in früher Position gewesen, hätten wir nicht differenzieren können.

Zu ähnlichen Fällen kommt es auch nach dem Flop. Deshalb kann man von einer guten Position aus mehr Hände spielen und mehr Gewinne machen als von einer schlechten Position aus.

Fazit

Pokerneulinge machen typischerweise das genaue Gegenteil der in diesem Artikel vorgestellten Strategien. Sie spielen fast alle Hände (loose genannt), callen häufig statt zu raisen oder zu folden (passiv genannt), nehmen keine Rücksicht auf die Position und nutzen Informationen nicht. In der Praxis ist es – gerade zu Beginn – demnach nicht immer einfach, tight und aggressiv zu spielen. Aber es zahlt sich langfristig aus und bringt einen riesigen Vorteil gegenüber Gegnern, die loose und/oder passiv spielen.

Im nächsten Artikel wird beschrieben, wie man gute und schlechte Starthände voneinander unterscheidet und wie man sie vor dem Flop spielen sollte.