Stud Poker – Spiel auf der 7th Street
Das Spiel auf der Seventh Street beim Seven Card Stud ist sehr stark abhängig vom Profil des jeweiligen Gegners. Die meisten Spieler tendieren dahin, auf der Seventh Street sehr oft – insgesamt viel zu häufig – zu checken und nur mit wirklich starken Made Hands anzuspielen.
Es werden an dieser Stelle häufig Valuebets verpasst und die ein oder andere Möglichkeit zum Bluffen versäumt. Die meisten Spieler zeigen normalerweise spätestens ab der Fifth Street klare Verhaltens- und Reaktionsmuster und bleiben ihren Basisstrategien auch überraschend treu.
Die optimierte Spielstrategie auf der Seventh Street hängt ganz entscheidend davon ab, welches Verhalten des jeweiligen Mitspielers wir bisher beobachtet haben.
Beispiel 1: Wir halten ein Paar Asse und spielen seit der Fourth Street Heads-up mit einem Gegner, der offensichtlich ein Paar Könige hält. Auch mit der siebten, verdeckten Karte haben wir unsere Hand nicht verbessern können und wissen ebenso wenig, ob unser Gegner nun ein zweites Paar oder gar einen Drilling gemacht hat. Oft wird empfohlen, in dieser Situation zu checken und zu callen, falls der Gegner anspielt.
Diese Spielsweise ist generell nicht optimal, wie folgende Überlegung untermauert:
Im Durchschnitt sind wir auf der Sixth Street 76%iger Favorit, die Hand im Showdown zu gewinnen. Selbst unter optimalen Bedingungen für unseren Mitspieler wird er nur in 5 % aller Fälle einen Drilling und zu 31 % ein zweites Paar kaufen, während wir unser Paar Asse nicht verbessern konnten. Allerdings wird er uns in den seltensten Fällen, nämlich nur mit dem Drilling, raisen.
Hingegen wird er aufgrund der vorhandenen Potodds in der überwiegenden Anzahl der Fälle den Bet callen, um einen möglichen Bluff von uns zu kontrollieren. Ein Anspiel unsererseits macht nur dann keinen Sinn, wenn das Paar Asse offen am Board liegt.
Es empfiehlt sich also, gegen eher passive Spieler grundsätzlich immer einen Valuebet an der Seventh Street anzusetzen, da man in der überwiegenden Mehrheit der Fälle einen weiteren Big Bet einsammeln kann.
Gegen sehr aggressive Spieler hingegen ist ein Check empfehlenswert, gefolgt von einem obligaten Call eines möglichen Bets des Gegners. In diesem speziellen Fall ist es ebenfalls ratsam, auf der Seventh Street ein Check-Raise in Erwägung zu ziehen, falls man ein zweites Paar getroffen hat.
Fold auf der Seventh Street
Nur in den allerwenigsten Fällen ist es vernünftig, an dieser Stelle eine Hand wirklich zu folden, es sei denn, man kann an den offenen Karten des oder der Mitspieler erkennen, dass man offensichtlich geschlagen ist.
Callen kann ansonsten niemals ein großer Fehler sein. Im ungünstigen Fall verliert man einen weiteren Bet. Ein Fold auf der Seventh Street kostet jedoch immer den gesamten Pot und mathematisch gibt es beim Seven Card Stud keinen größeren Fehler, als auf der Seventh Street die eigene Hand nach einem gegnerischen Bet zu folden, obwohl man den Pot im Showdown gewonnen hätte.
Manche aggressive Spieler machen auch gern einen unvermuteten Bet an der Seventh Street, um den Gegner zum Folden zu bewegen.
Beispiel 2: Wir starteten wieder mit einem Paar Assen, während ein weiteres As offen bei einem Mitspieler zu sehen war, der jedoch die Hand foldete. Ab der Fourth Street sind wir mit einem Gegner Heads-up und er kauft jetzt auf der Fifth Street das letzte As im Deck. In einem solchen Fall spielen manche Gegner auf der Seventh Street einen Bet, obwohl wir die ganze Zeit in der Hand der Aggressor waren.
Hinter dieser Wette des Gegners steckt oft ein Bluff, da er uns aufgrund des Handverlaufes das Paar Asse nicht glaubt und seinerseits hier die ideale Gelegenheit sieht, den Pot mit einem Bet einzusammeln, obwohl er selbst nur ein mittleres Paar hält.
Bluffen auf der Seventh Street
Bluffen auf der Seventh Street ist selten ein sinnvolles Manöver und sollte auf echte Ausnahmesituationen beschränkt werden. Ein gut aufgebauter Bluff hat stets eine Historie im Handverlauf, wie etwa ein eigenes Raise auf der Sixth Street, und richtet sich immer nur an extrem verhalten und vorsichtig agierende Gegner.
Eine günstige Gelegenheit zum Bluff ergibt sich, wenn die eigenen offenen Karten sehr bedrohlich wirken, beispielsweise liegen vier Flushkarten oder vier Straightkarten aus, und man den Gegner auf der Sixth Street höchstens auf ein mittleres Paar einschätzt. Hatten wir dann bereits auf der Fifth oder Sixth Street die Gelegenheit, einen Bet des Mitspielers zu raisen, ist ein Bluffversuch auf der Seventh Street ausnahmsweise lohnenswert.
Noch eine Bluffmöglichkeit kann sich ergeben, wenn der Gegner ein offenes Paar zeigt, ohne dass sich seine Doorcard gepaart hat. Interessanterweise funktioniert dieser Bluff besser, wenn das Paar des Gegners eher höher ist, beispielsweise J-J oder Q-Q.
Beispiel 3: Wir starten mit 7♠ 9♠ |10♠ , kaufen auf der Fourth Street den K♥ und sind jetzt Heads-up mit einem Gegner, der als offene Karten 8♣ J♦ zeigt. Auf der Fifth Street bekommt er den J♥ und wir kaufen das A♣ . Die Sixth Street bringt ihm die 5♦ , während wir die 6♠ bekommen. Mit dem Inside-Straightflush-Draw raisen wir seinen Einsatz an dieser Stelle.
Die Seventh Street bringt uns die 2♣ und wir enden mit As hoch. Wenn unser Gegner jetzt checkt, ist ein Anspiel als reiner Bluff immer lohnenswert, da wir ihm bereits auf der Sixth Street suggeriert haben, dass wir ein Paar Jacks schlagen können. Speziell vorsichtig agierende Gegner sind in dieser besonderen Situation ausnahmsweise auch bereit, ein Paar zu folden.
Ein Bluff wird sicher nur in der Minderheit der Fälle erfolgreich sein, aber angesichts der Potodds haben wir eine positive Gewinnerwartung, selbst wenn er nur jedes vierte Mal funktioniert.
Wie man in den bisherigen Kapiteln sehen konnte, sind die Strategien nach der Third Street recht komplex. Man muss jederzeit in der Lage sein, die Stärke der eigenen Hand in Relation zum gegnerischen Blatt möglichst präzise einschätzen zu können.
Zweifelsohne wird beim Seven Card Stud das meiste Geld durch die Starthandselektion gewonnen oder verloren. Ein Spieler, der die optimierten Strategien im weiteren Verlauf der Hand beherrscht, gewinnt aber durchschnittlich 50 % mehr als der eher passiv agierende „Standardspieler“, obwohl beide die gleiche Range an Starthänden spielen.